Der ins Visier der Justiz geratene Chef der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena, Fabrizio Viola, tritt zurück. Das Geldhaus teilte am Donnerstag mit, dass er noch solange im Amt bleiben werden, bis ein Nachfolger gefunden worden sei. Monte Paschi nannte keinen Grund für den Abgang. Aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen verlautete aber, dass institutionelle Anleger den Rücktritt Violas vor der milliardenschweren Kapitalerhöhung gefordert hätten. Ein Insider sagte zudem, die für Ende dieses Jahres geplante Kapitalmaßnahme könnte auf Januar oder Februar 2017 verschoben werden.
Als Kandidaten für die Spitzenposition werden den Kreisen zufolge der frühere Industrieminister Corrado Passera und der Italien-Chef der Bank of America Merrill Lynch, Marco Morelli, gehandelt. Gegen Viola und Ex-Monte-Paschi-Verwaltungsratschef Alessandro Profumo wird Insidern zufolge wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und der Marktmanipulation im Zuge von Derivate-Geschäften ermittelt.
Riskanter Derivate-Handel gehörte zu den Faktoren, die Monte Paschi schon vor Jahren in Schwierigkeiten brachten. Die 1472 gegründete Bank hatte beim jüngsten Stresstest der EU-Bankenaufseher so schwach abgeschnitten wie kein anderes Institut in Europa. Monte Paschi ächzt unter faulen Krediten und bemüht sich um rund fünf Milliarden Euro frisches Kapital.