Finanzen

Moody's stuft Türkei trotz guter Wirtschaft herab

Lesezeit: 1 min
25.09.2016 01:52
Von April bis Juni stieg das BIP in der Türkei im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3,1 Prozent. Trotzdem hat die US-Ratingagentur die Türkei auf Ramschniveau herabgestuft.
Moody's stuft Türkei trotz guter Wirtschaft herab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ratingagentur Moody's senkt den Daumen über die Türkei. Die langfristigen Verbindlichkeiten würden nun nur noch mit "Ba1" bewertet, teilten die US-Bonitätswächter am Freitagabend mit. Das ist zwar nur eine Herabsetzung um eine Stufe, bedeutet aber, dass die Türkei aus dem so genannten Investment-Bereich in den Ramsch-Bereich hineinrutscht. Der Rating-Ausblick ist aber weiterhin stabil, womit dem Land vorerst keine weitere Herunterstufung droht. Allerdings könnte der Türkei eine milliardenschwere Kapitalflucht bevorstehen. Große Investoren verlassen sich in der Regel auf die Ratings und sind quasi gezwungen, Geld abzuziehen, wenn die Ratingagenturen Länder schlechter bewerten.

Moody's hatte bereits Mitte Juli nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei erklärt, eine Herabstufung zu prüfen. Es müssten die mittelfristigen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und politische Einrichtungen bewertet werden, hatte es geheißen.

Am Freitag teilte Moody's nun mit, für die Jahre 2016 bis 2019 werde für die Türkei nur noch ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent erwartet. Das liege deutlich unter den 5,5 Prozent, mit denen die türkische Wirtschaft im Schnitt zwischen 2010 und 2014 gewachsen sei.

Die Reaktion der Regierung auf den gescheiterten Militärputsch werfe Fragen auf, erklärte Moody's. So gebe es nach dem türkischen Vorgehen gegen Privatfirmen, die Verbindungen zur Bewegung des Predigers Fettullah Gülen hätten, nun zunehmende Sorgen mit Blick auf den Schutz privater Investments in der Türkei. Das belaste das Investitionsklima insgesamt. Die Türkei wirft Gülen vor, Drahtzieher des gescheiterten Putsches vom 15. Juli zu sein. Gülen hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Bei der türkischen Regierung stieß die Rating-Herabstufung durch Moody's auf Kritik. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, der Schritt zeige, dass die Bewertung nicht neutral sei.

Analysten von BGC Partners rechnen damit, dass die türkische Wirtschaft im Gesamtjahr um 3,3 Prozent wachsen wird; die Regierung erwartet eine Steigerung des BIP um 4,5 Prozent.

Von April bis Juni stieg das BIP um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, von Januar bis März waren es noch 4,7 Prozent gewesen, wie das türkische Statistikamt am Freitag mitteilte. Die Behörde revidierte damit frühere Angaben für das erste Quartal nach oben.

Analysten hatten wegen der Anschläge und der instabilen politischen Lage einen deutlichen Dämpfer der türkischen Wirtschaft erwartet. Doch im ersten Halbjahr wuchs das BIP der Statistik zufolge immer noch solide um 3,9 Prozent. Wichtigster Treiber war der private Konsum. Die Haushalte profitierten vor allem vom niedrigen Ölpreis. Der Staatskonsum stieg ebenfalls kräftig.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsch-chinesische Beziehung: So reagiert China auf Scholz’ Besuch
16.04.2024

Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China hat in den vergangenen Tagen die chinesischen Medien beschäftigt. Zum Abschluss seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IWF-Wachstumsprognose 2024: Deutschland bleibt weltweites Schlusslicht
16.04.2024

Für Deutschland hat der IWF in seiner neuen Prognose keine guten Nachrichten: Sie dürfte auch 2024 unter allen Industriestaaten am...

DWN
Politik
Politik Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
16.04.2024

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Politik
Politik 365 Tage Schwarz-Rot in Berlin - weder arm noch sexy!
16.04.2024

Niemand war wohl mehr überrascht als Kai Wegner (CDU), dass er vor genau einem Jahr wie „Kai aus der Kiste" Regierender Bürgermeister...

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...