Gemischtes

Automobilbarometer 2016: Verbraucher wollen Sicherheit, aber nicht um jeden Preis

Die Erwartungen an das vernetzte Auto sind groß. Im internationalen Durchschnitt bezeichnen es 77 Prozent der Verbraucher als einen echten Fortschritt in Bezug auf Sicherheit. Dafür würden sie auch tiefer in die Tasche greifen. Die zentrale Herausforderung beim vernetzten Fahren ist jedoch nach wie vor die Sicherung der Privatsphäre.
19.09.2016 06:47
Lesezeit: 2 min

Der „Automobilbarometer 2016 – International“, herausgegeben von der Commerz Finanz GmbH, beleuchtet den Blick der Autofahrer auf vernetzte und autonome Fahrzeuge. Das Ergebnis: Die Verbraucher legen besonderen Wert auf Funktionen, die die Fahrt im vernetzten Auto sicherer machen. Datenschutz ist dabei insbesondere für Deutsche ein wichtiges Thema.

Autofahrer haben ein gesteigertes Interesse an Diensten, die ihr Fahrzeug sicherer für Passagiere und andere Verkehrsteilnehmer machen. Besonders begehrt sind intelligente Autos, die selbstständig vor Fußgängern, Fahrradfahrern oder Hindernissen auf der Straße warnen, so der „Automobilbarometer“. 86 Prozent der Deutschen legen Wert auf diese Funktion. Für ein sichereres Auto würden 52 Prozent tiefer in die Tasche greifen. Um Pannen auf der Strecke zu verhindern, wünschen sich die Verbraucher intelligente Wartungssysteme. Diese analysieren den Zustand unter der Motorhaube und vereinbaren nach Bedarf einen Termin mit einer Werkstatt in der Nähe. Jeder zweite deutsche Verbraucher (50 %) gibt an, dass er für das Wartungssystem einen höheren Autopreis in Kauf nehmen würde.

Platz eins der begehrtesten Dienste belegt ein Diebstahlschutz für den Wagen (Deutschland: 89 %). Damit können vernetzte Autos ihren Standort an den Besitzer weitergeben und bei einem Einbruch die Fahrfunktionen automatisch blockieren. Vor allem in der Türkei (87 %) und in Mexiko (85 %) würden die Verbraucher mehr Geld für den Schutz gegen Einbrüche ausgeben.

Neben dem Motor und der Umgebung überprüfen intelligente Autos auch den Zustand des Fahrers. Per Big-Data-Analyse werden Blutdruck und Gesundheit der Autofahrer in Echtzeit ausgewertet. Besteht Verdacht auf einen akuten Notfall, wie etwa einen Herzinfarkt, ruft das Fahrzeug eigenständig den Notarzt. Der Dienst kann nicht nur das Leben des Fahrers retten, sondern sogar einen Unfall mit weiteren Verkehrsteilnehmern verhindern. An diesem Fortschritt sind 52 Prozent der Deutschen interessiert. Auch hier sind türkische Autofahrer besonders zahlungsfreudig - 80 Prozent würden für den virtuellen Hausarzt einen höheren Autopreis akzeptieren.

Aber: Um den Gesundheitszustand des Fahrers zu überprüfen, muss das Auto eine große Menge an Daten sammeln. Damit sind nicht alle Verbraucher einverstanden. Im internationalen Vergleich steht jeder Dritte (37 %) dem vernetzten Auto skeptisch gegenüber. Nach konkreten Bedenken gefragt, ist das Interesse am Schutz der individuellen Daten in Deutschland mit 32 Prozent am stärksten ausgeprägt. „Die zentrale Herausforderung beim vernetzten Fahren ist die Sicherung der Privatsphäre“, sagt Dr. Volker Lüdemann, Professor für Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht und Leiter des Niedersächsischen Datenschutzzentrums an der Hochschule Osnabrück. „Für die Akzeptanz der Verbraucher ist es von zentraler Bedeutung, mit diesen Daten sensibel umzugehen und jede Zweckentfremdung von vornherein auszuschließen.“

Eine aktuelle Studie des BearingPoint Institute hat relevante Aspekte zum Datenschutz im Zeitalter der vernetzten Autos untersucht. Die Ergebnisse zeigen auf, dass viele kritische Punkte noch ungelöst sind.

Vernetzte Autos erzeugen eine hohe Anzahl an Daten. Wenn ein Fahrzeug etwa mit Fußgängern, mit der umliegenden Infrastruktur und mit anderen Autos kommuniziert, können die komplexen Zusammenhänge und die übertragenen Daten schnell unübersichtlich werden. Zusätzlich zur technischen Gestaltung und Entwicklung solcher Dienste sind die rechtlichen Auswirkungen nicht zu unterschätzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...