Politik

Griechenland: Im Wahlkampf gehören faschistische Symbole zum Alltag

Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Politik und die hohe Zahl der illegalen Einwanderer treiben viele Griechen zu den rechtsextremen Parteien. Ein Einzug ins Parlament ist Umfragen zu Folge für einige möglich.
01.05.2012 00:31
Lesezeit: 2 min

Am 6. Mai finden die Wahlen in Griechenland statt. Aufgrund des harten Sparkurses der derzeitigen Regierung bekommen immer kleinere Splitterparteien zusehends mehr Stimmen. Insgesamt könnten zehn verschiedene griechische Parteien den Einzug ins Parlament schaffen. Unter diesen sind allerdings auch nationalistische Parteien, die immer mehr Unterstützung finden. Eine Entwicklung die sich in vielen Teilen Europas abspielt. Zuletzt, als der französische Front National mit seiner Chefin Marine Le Pen beim ersten Wahlgang in Frankreich 18 Prozent erreichte (hier).

Die Partei Chrysi Avgi (Goldenes Morgengrauen)  beispielsweise profitiert von der Unzufriedenheit der Griechen über die Sparpolitik und die immer größer werdende Zahl der illegalen Einwanderer. Eine Umfrage Anfang April für die griechische Zeitung To Vima zeigte, dass 90 Prozent der Befragten die Einwanderer für die Zunahme von Gewalt und Kriminalität verantwortlich machen. Die Chrysi Avgi Partei ist für gewalttätige Auseinandersetzungen in Immigrantenvierteln bekannt und das Partei-Logo weist eine kaum übersehbare Ähnlichkeit mit dem Hakenkreuz der Nazis auf.

Zwar lehnen die Mitglieder der Partei eine Verbindung des Logos mit dem Hakenkreuz ab und sagen, sie seien nicht nationalsozialistisch, aber in einem Video sieht man ausgerechnet den Chef der Partei Nikolaos Michaloliakos, wie er einen faschistischen Gruß ausführt, so Bloomberg. Das Programm der Partei sagt zudem, das wichtigste Ideal und der bedeutendste Glaube sei der nationale Stamm. Nur „Männer und Frauen griechischer Herkunft und Bewusstsein sollten volle politische Rechte haben“. Darüber hinaus will die Partei Landminen auf der griechisch-türkischen Grenze einsetzen, um die illegale Einwanderung zu stoppen. Neuesten Umfragen zufolge erreicht Chrysi Avgi fünf Prozent und könnte damit in das Parlament einziehen.

Aber auch andere Parteien kritisieren die Einwanderungspolitik und erfreuen sich wegen der Krise über guten Zulauf. Die Unabhängige Griechen Partei beispielsweise liegt bei Umfragen mittlerweise bei fast zehn Prozent. Die Partei wurde erst Ende Februar ins Leben gerufen – von Panos Kammenos, der, weil er seine Stimme gegen die Politik Papademos und seiner Übergangsregierung abgeben hat, von der Nea Dimokratia ausgeschlossen wurde. Die rechtskonservative Laos-Partei könnte ebenfalls mindestens zehn Prozent erreichen. Sie forderte jüngst, die Einwanderer vor ihrer Abschiebung auf unbewohnte griechische Inseln zu schicken.

Schätzungsweise eine Million illegale Einwanderer befinden sich derzeit in Griechenland, so die griechische Regierung. 130.000 sollen jedes Jahr ins Land gelangen. Allein im vergangenen Jahr nahm die Polizei 99.368 Ausländer fest, die sich illegal im Land aufhielten oder gerade die Grenze nach Griechenland überschreiten wollten. Mehr als die Hälfte von ihnen kam aus Pakistan, Afghanistan und Bangladesch. Viele von ihnen nutzen Griechenland nur um in andere Länder wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande zu gelangen.

Am Montag eröffnete  im Westen Athens das erste extra gebaute Internierungslager für Einwanderer. Zuvor wurden, wenn überhaupt, ehemalige Armee-Stützpunkte genutzt. Bis Mitte 2013 sollen insgesamt rund 50 solcher Lager in ganz Griechenland entstehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Wachstum von mehr als 600 Prozent: Senioren setzen verstärkt auf Cannabis als Medizin
28.08.2025

Immer mehr ältere Menschen entdecken Cannabis als Medizin – mit erstaunlichen Wachstumszahlen. Doch die Entwicklung wirft Fragen auf:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russlands Wirtschaft taumelt: Drei Faktoren könnten den Zusammenbruch auslösen
28.08.2025

Russlands Wirtschaft gerät unter dreifachen Druck: Die Zentralbank warnt, der Staatsfonds schmilzt, und die Energieeinnahmen brechen weg....

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie im Aufwind: Europas größte Munitionsfabrik nimmt Betrieb auf
28.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie rückt in den Fokus der Anleger: Mit der Eröffnung von Europas größter Munitionsfabrik in Deutschland setzt der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bitkom-Umfrage: Warum das Fax-Gerät im Handwerk noch nicht verschwindet
28.08.2025

Die Digitalisierung verändert viele Branchen, doch im Handwerk bleibt das Fax-Gerät erstaunlich präsent. Trotz Chancen und Potenzial...

DWN
Politik
Politik Rentensystem in Deutschland: Mehr Senioren kosten mehr Geld – welche Lösungen sind realistisch?
28.08.2025

Immer mehr Menschen gehen in Deutschland in den Ruhestand – doch die Ausgaben steigen drastisch. Neue Zahlen der Deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schrumpfende Position: Deutschlands Weltmarktanteile gehen zurück
28.08.2025

Deutschlands Weltmarktanteile geraten seit Jahren unter Druck. Trotz starker Exportindustrie verliert die Bundesrepublik kontinuierlich an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strategien für mehr Energieautarkie: Wie sich der Mittelstand unabhängig macht
28.08.2025

Strom vom Firmendach, Verträge mit Erzeugern und digitale Kontrolle über den Verbrauch: Für viele Mittelständler wird Energieautarkie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone-Wirtschaftsstimmung: Unerwartete Eintrübung im August
28.08.2025

Die Eurozone-Wirtschaftsstimmung hat sich im August stärker eingetrübt als erwartet. Neue Daten zeigen, dass das Vertrauen in mehrere...