Politik

Griechenland: Investoren erwarten baldigen Euro-Austritt

Die Unsicherheit unter den Investoren ist extrem gestiegen, wie eine Bloomberg-Studie zeigt. 57 Prozent rechnen damit, dass 2012 mindestens ein Land den Euro verlässt. Mehr als zwei Drittel erwarten sogar soziale Unruhen in Europa.
10.05.2012 12:52
Lesezeit: 2 min

Der Unmut der europäischen Bürger über die Sparpolitik, schürt die Bedenken der Investoren. Instabilität und drohende Aufkündigung des Sparpaktes in Griechenland (hier), Francois Hollandes Wachstumsforderung und auch Irlands Referendum über den Fiskalpakt, das der EU-kritischen Partei im Land in die Hände spielt (mehr hier) – sind nur ein paar der aktuellen Brennpunkte in der Politik der Schuldenkrise. Die Nachrichtenagentur Bloomberg befragte in dieser Woche über 1200 Investoren, Analysten und Trader zu ihrer Einschätzung zur Krise.

50 Prozent der Befragten gaben an, dass sie noch in diesem Jahr mit einem Austritt Griechenlands aus dem Euro rechnen und 57 Prozent erwarten sogar, dass mindestens ein Land den Euroraum im Jahr 2012 verlassen werde – im Januar 2011 gingen nur 11 Prozent der Befragten davon aus. „Sicherlich, aus finanzieller Sicht kann sich die Krise nur verschärfen", sagte Michael Derks, einer der Befragten und Chefstratege bei FxPro Financial Services Ltd in London. „Wir werden wahrscheinlich mehr Umschuldungen bekommen, und es wäre merkwürdig, wenn Griechenland nicht innerhalb eines Jahres von dem Euro verabschieden würde."

Und so gehen auch 80 Prozent davon aus, dass die kleinen Zeichen der Stabilisierung nur vorübergehender Natur sind und sich die Situation an den Bondmärkten verschlechtern werde. Das ist ein Sprung von zwei Drittel, wenn man es mit den Ergebnissen der Bloomberg-Umfrage zu Beginn des Jahres vergleicht. Die Lage in Europa werde sich den Investoren zufolge zunehmend verschlechtern. 84 Prozent erwarten gar soziale Unruhen.

Aber auch Spanien steht im Fokus der Investoren. 47 Prozent gehen davon aus, dass das Land Pleite gehen wird. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor vier Monaten. Die Anleger glauben nicht, dass der spanische Premier Mariano Rajoy sowohl die Schulden reduzieren als auch die extrem hohe Arbeitslosigkeit bekämpfen kann. 63 Prozent gehen indes davon aus, dass Portugal seine Schulden bald nicht mehr bezahlen kann. Lediglich ein Prozent erwartet eine Pleite Deutschlands.

Frankreich steht mit seinem neuen Präsidenten Francois Hollande jedoch bei den befragten Investoren auch nicht so hoch im Kurs. 71 Prozent betrachten seine Politik mit viel Pessimismus und der gleiche Anteil der Befragten gab an, nun weniger Bereitschaft zu haben, französische Anleihen zu kaufen.

Dennoch gehen 83 Prozent der Befragten davon aus, dass der Euroraum nicht zusammenbrechen wird und 66 Prozent wetten gegen eine Finanzkrise im europäischen Bankensektor. Zudem begrüßen zwei Drittel Mario Draghi als EZB-Chef und immerhin 56 Prozent sind der Politik Angela Merkels gegenüber optimistisch eingestellt. Die Aktionen vom britischen Premier David Cameron hingegen wurden nur von 49 Prozent der Befragten gelobt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...