Die Unsicherheit über Griechenlands Verbleib in der Eurozone, der angeschlagene Bankensektor in Spanien und die sich ausweitende Rezession in den europäischen Ländern bereitet der deutschen Industrie zunehmend Sorgen. Im Mai fiel der Einkaufsmanager-Index um 1,2 auf 45,0 Punkte, wie das Markit-Institut am Donnerstag mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2009.
Beunruhigend ist auch die Geschwindigkeit, mit der der Index abgenommen hat. Es ist der schnellste Rückgang seit drei Jahren. Ursprünglich wurde mit einem leichten Anstieg des Einkaufsmanager-Index gerechnet. Das Dienstleistungsbarometer verharrte bei 52,2 Punkten. Nimmt man beide Sektoren zusammen, so schrumpfte die gesamte deutsche Privatwirtschaft zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder: Der Composite-Index verlor 0,9 Punkte und landete bei 49,6 Zählern.
Tim Moore von Markit betonte, dass außerdem das Neugeschäft der Industrie stark zurückgegangen sei und die Exportaufträge seit elf Monaten kontinuierlich sinken. Hier zeigt sich ebenfalls die schwache Kaufkraft der anderen Euro-Länder, die mit einer sich verstärkenden Rezession im eigenen Land zu kämpfen haben. Aus diesem Grund kürzten die deutschen Industriebetriebe so viel Personal wie zuletzt im Februar 2010.
Die Ergebnisse des Einkaufsmanager-Indexes spiegeln sich auch im Ifo-Geschäftsklimaindex wieder. Dieser sank im Mai von 109,9 auf 106,9 Punkte – zuvor war es sechs Monate gestiegen. „Die deutsche Wirtschaft steht unter dem Eindruck der in letzter Zeit gestiegenen Unsicherheit im Euroraum", erklärt auch Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die Situation.