Finanzen

EU und IWF wollen Sparkurs für Griechenland lockern

Sowohl die EU als auch der IWF haben am Sonntagabend durchklingen lassen, dass sie bereit sind, den Sparkurs für Griechenland etwas lockerer zu nehmen. Die beiden Institutionen wollen ihren Spielraum als größte Gläubiger nutzen.
18.06.2012 02:03
Lesezeit: 1 min

IWF-Chefin Christine Lagarde sagte am Sonntagabend, dass der IWF bereit ist, "eine neue Revision" des griechischen Sparprogramms vorzunehmen, sobald es in Athen eine neue Regierung gibt. Lagarde sagte, dies sei nötig, da der IWF nicht wisse, welche der vereinbarten und eigentlich fälligen Sparmaßnahmen in den vergangene sechs bis acht Wochen überhaupt vorgenommen wurden. In dieselbe Kerbe schlug auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Griechenland sollte beim Abbau des Defizits etwas mehr Zeit gewährt werden, denn schließlich hätten die Neuwahlen eine Verzögerung beim Sparen verursacht, sagte Westerwelle der ARD.

Auch die EU signalisierte Bereitschaft, über Erleichterungen für Griechenland zu sprechen, wenngleich der Deal insgesamt nicht verändert werden dürfe.

Beobachter in Brüssel erwarten, dass beide offiziellen Gläubiger über die Zahlungsmodalitäten sprechen werden. Schon in den vergangenen Wochen hatte es darüber hinter den Kulissen konkrete Planungen gegeben. Die EU vermied jedoch, irgend etwas davon an die Öffentlichkeit zu lassen, weil dies die radikale Linie von Syriza-Chef Alexis Tsipras gestärkt hätte.

Konkret geht es um eine Zinssenkung für den griechischen Schuldendienst. Außerdem wird eine Verlängerung der Laufzeiten für die Kredite diskutiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) und der IWF sind nach dem Schuldenschnitt die größten Gläubiger Griechenlands. Sie haben es in der Hand, die Bedingungen für den griechischen Schuldendienst zu gestalten. Im August ist eine Zinszahlung an die EZB in Höhe von 3,9 Milliarden Euro fällig.

Daher ist es auch in deren Interesse, dass Griechenland weiter zahlungsfähig bleibt. Nachdem die Zahlungen an die EU über ein Sperrkonto laufen, werden wesentliche Teile der nächsten Hilfstranche direkt nach Europa gezahlt. Im Juli hat Griechenland nicht mehr genug Geld, um seinen normalen Verpflichtungen wie Renten oder Gehälter nachzukommen. Es ist zu erwarten, dass es über die 174 Milliarden Euro der nächsten Tranche zu zähen Verhandlungen kommen wird. Die Märkte befürchten, dass das Feilschen einige Monate dauern könnte (hier).

Griechenland wird versuchen, mit der Verschärfung der Rezession zu argumentieren. Bie den Verhandlungen wird es vor allem darum gehen, wieviel Geld die Griechen für ihr Land verwenden dürfen und wieviel in den Schuldendienst geht.

Ein Sprecher des EU-Think Tanks Bruegel sagte der FT, beide Seiten hätten ein vitales Interesse an einem Deal.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...

DWN
Immobilien
Immobilien Indexmiete: Eine gute Wahl?
06.09.2025

Wenn Mieter einen neuen Vertrag unterschreiben, fällt ihnen vielleicht ein ganz spezielles Wort im der Vertragsüberschrift auf: der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grönländischer Schlamm: Vom Zufallsfund zum Milliardenprojekt
06.09.2025

Grönländischer Schlamm soll Ernten steigern und CO2 binden. Investoren wittern Milliardenpotenzial – und Deutschland könnte davon...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verarbeitete Lebensmittel: Wie Konzerne Gesundheitsrisiken herunterspielen
06.09.2025

Coca-Cola, Kraft und Mondelez gewinnen einen Prozess zu verarbeiteten Lebensmitteln. Doch Studien zeigen deutliche Gesundheitsgefahren –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland und China üben Druck aus – NASA plant Mond-Reaktor bis 2030
06.09.2025

Die NASA will bis 2030 einen Mond-Reaktor bauen – im Wettlauf mit China und Russland. Hinter der Technik stehen geopolitische...