Politik

Zypern will statt eines Bailout Geld zur Bankenrettung aus dem EFSF

Lesezeit: 1 min
01.07.2012 23:57
Die Beschlüsse de EU-Gipfels haben ihre Wirkung in Südeuropa nicht verfehlt. Nach Griechenland will nun auch Zypern auf einen mit Sparauflagen verbundenen Bailout verzichtet und bevorzugt statt dessen, das Geld zum offiziellen Zwecke der Bankenrettung aus dem EFSF zu erhalten.
Zypern will statt eines Bailout Geld zur Bankenrettung aus dem EFSF

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bis zum Ende des Jahres wird Zypern den EU-Ratsvorsitz übernehmen – auch wenn von deutscher Seite bereits Kritik dazu geäußert wurde (mehr hier). Im griechischen Staatsfernsehen betonte der zypriotische Präsident Christofias Ddem, dass seine Regierung versuchen werde, das beim EU-Gipfel beschlossene Wachstumspaket so umzusetzen, „dass ein versöhnliches Ergebnis für alle Mitglieder der Union bis Ende des Jahres“ erreicht werden kann. Denn schließlich bestehe die EU aus „Regierungen mit gegensätzlichen Interessen“.

Besonders die direkte Kapitalisierung, wie sie beim Gipfel angekündigt wurde, sieht der zypriotische Präsident als einen „wichtigen Schritt nach vorn“. Es „gab einige gute Entscheidungen für die Länder des Südens“, so Christofias Ddem. Trotz der Verhandlungen, die Zypern noch führt, um einen bilateralen Kredit aus Russland oder China zu erhalten, werde Zypern die EU um Geld bitten. Man will jedoch nach dem EU-Gipfel das Geld aus dem EFSF für die Banken haben, damit keine Sparauflagen mit einer Rettung verbunden werden können. Zypern folgt damit dem Beispiel Griechelands, das ebenfalls lieber eine Rettung ohne Sparauflagen haben will (mehr hier).

Nach Meinung von Christofias Ddem wird die Rekapitalisierung der Banken auch kein großes Problem für Zypern darstellen. „Wir werden keine riesigen Mengen Geld benötigen“, sagte er. „Wir müssen zumindest zwei Banken mit über zwei Milliarden Euro rekapitalisieren“, fügte Christofias Ddem hinzu. Zwar werde man die erforderlichen Maßnahmen für die Sanierung ergreifen, aber „wir werden in dokumentierter Art zeigen, dass wie keine strengeren Maßnahmen brauchen, als die, die wir bereits unternommen haben“. Zypern habe einen Antrag auf Bailout nicht „aufgrund der Schulden unseres Staates oder des Defizits“ gestellt, sondern nur aufgrund „des großen Engagements zypriotischer Banken in griechische Anleihen“. Solange es „Menschen gibt, sprießt die Hoffnung immer – Sie müssen sich nur Ziele setzen.“

Es sieht so aus, als würde Zypern, wenn es lediglich auf die Rekapitalisierung von Banken setzt und behauptet, keine strukturellen Maßnahmen oder Ausgabenkürzungen zu benötigen, auf ein ähnliches Paket wie für Spanien setzen. Einerseits soll es, wie beim Gipfel beschlossen, für Länder, die den Brüsseler Spar- und Reformverpflichtungen nachgehen, weniger harte Auflagen geben. Und andererseits soll die direkte Rekapitalisierung der Banken über den ESM laufen können. Dadurch würde sich auch die Staatsverschuldung nicht erhöhen. Zypern wird angesichts dessen, auch nicht das einzige Land sein, das nun versucht, dank der neuen Beschlüsse, Sparauflagen à la Griechenland zu umgehen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...