Finanzen

Halbherzig: EZB senkt die Zinsen nur um 25 Basispunkte

Mit 0,75% erreicht der Zinssatz im Euro-Raum einen historischen Tiefstand. Dennoch ist niemand so richtig glücklich mit der Entscheidung.
05.07.2012 13:51
Lesezeit: 1 min

Die Europäische Zentralbank spricht zur Euro-Krise ein energisches Jein und senkt den Zinssatz auf 0,75%. Die EZB reagiert damit auf die anhaltende Bankenkrise - und versucht einen Mittelweg zwischen der Forderung mancher Marktteilnehmer, den Zinssatz wie die Fed auf Null zu setzen, und der Mahnung des IWF, die Zinsen am besten unverändert zu lassen.

Mit den Zinssenkungen hofft die EZB die Kreditvergabe zwischen den Banken und an Unternehmen und Privatpersonen wieder anzukurbeln. Die bereits erwarteten Maßnahmen konnten allerdings nicht verhindern, dass die Finanzierungskosten für Spanien erneut gestiegen sind (mehr hier) – wie manch Beobachter gehofft hatte.

Zur Stunde erklärt EZB-Präsident Mario Draghi seine Strategie. Eine der Fragen, die Draghi stellte (rein rethorisch natürlich), als er gefragt wurde, ob die EU neben Spanien auch Italien retten könnte: Was passiert wenn jeder Hilfe braucht?

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giro Verbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, sagte in einer ersten Reaktion, man solle sich von der Maßnahme keine Wunderheilung versprechen: „Einen nennenswerten konjunkturellen Effekt wird diese Zinssenkung von ‚nahe Null’ auf ‚noch näher Null’ nicht haben“. Angesichts der Rezession in weiten Teilen des Euroraums, einer schwachen Geldmengenentwicklung, rückläufiger Ölpreise und

sinkender Preissteigerungsraten sei der Zinsschritt mit Blick auf die Preisniveaustabilität nachvollziehbar.

Bermerkenswert: Die EZB hat den Zinssatz für die Banken auf null Prozent reduziert, wenn Banken ihr Geld bei der EZB parken. Damit soll der Interbanken-Markt wieder in Schwung kommen. Der Interbanken-Markt wird derzeit gerade vom Libor-Skandal erschüttert (mehr hier). Die Banken haben offenbar im großen Stil ihre Zins-Meldungen manipuliert, damit die Konkurrenten und Regulierer nicht erfahren, wie gut oder schlecht es ihnen wirklich geht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...