Finanzen

EU-Beamter: Nächste Tranche für Griechenland nicht vor Oktober

Die Auszahlung der nächsten Tranche, auf die Griechenland schon sehnsüchtig wartet, wird sich einem EU-Beamten zufolge weiter verzögern. Erst im Oktober soll über die nächste Zahlung entschieden werden. Ein großes Risiko für das Land, das wieder vor der Pleite steht. Aber die Troika hat nicht das Gefühl, dass Griechenland so dringend Geld benötige.
09.08.2012 12:59
Lesezeit: 1 min

Eigentlich sollte Griechenland, so sah es das Rettungsprogramm vor, die nächste Tranche in Höhe von 31 Milliarden Euro im Juni erhalten. 25 Milliarden Euro der 31-Milliarden-Trance sollten zur Rekapitalisierung der nationalen Banken genutzt werden. Aber wegen massiven Verzögerungen bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen und der schwierigen Parlamentsbildung wurden die Griechen auf September vertröstet. Doch nun wird über die Auszahlung der Tranche erst im Oktober entschieden werden, sagte ein EU-Beamter dem WSJ.

Die Troika werde Anfang September wieder nach Athen gehen und „den ganzen Monat bleiben, um den Bericht der Eurogruppe im Oktober zu präsentieren“, so der EU-Beamte. Am 8. Oktober ist ein Treffen der Eurogruppe geplant. Und erst nach dem Bericht der Troika kann entschieden werden. Bisher war geplant, den Bericht der Troika bei einem informellen Treffen der Finanzminister der Eurozone Mitte September zu präsentieren. „Die Mitgliedsstaaten müssen ein klares Bild davon haben, was los ist und wo wir sind, bevor sie entscheiden, die Zahlung fortzusetzen“. Deswegen verzögere sich das Ganze.

Um den internationalen Gläubigern entgegenzukommen, hatte die griechische Regierung ein neuerliches Sparpaket in Höhe von 11,7 Milliarden Euro aufgesetzt. Doch Einsparungen in Höhe von 4 bis 5 Milliarden Euro des Sparpakets sind noch unklar (Rentenkürzungen stehen derzeit zur Debatte – hier) – ganz abgesehen davon, dass die Steuerschätzungen nicht verlässlich sind (hier). „Den September werden wir brauchen, um an den fehlenden 4,5 Milliarden Euro zu arbeiten, so dass dies auch konkret und umsetzbar ist, und nicht nur eine Anhäufung von leeren Worten“.

Der Zeitplan für die Auszahlungen der Tranchen entspreche dem Memorandum of Understanding des letzten Rettungspaketes, so der Beamte. Aber dieses sei „nicht mehr anwendbar“. Zudem, sagte er, sei die Troika zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Griechenland vor dem Herbst keinerlei finanzielle Bedürfnisse habe. In Griechenland sieht man das jedoch anders. Die weitere Verschiebung der Auszahlung wird die griechische Regierung vor große Herausforderungen stellen. Griechenland versucht derzeit, zusätzliche kurzfristige Bonds zu emittieren, um die fällig werdenden 3,1 Milliarden Euro für die EZB am 20. August einzunehmen (denn schon jetzt sind die Kassen leer – hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Enthüllt? Demokraten zeigen Trumps brisanten Brief an Epstein
09.09.2025

Mitten im politischen Wettkampf der USA sorgt ein altes Schreiben für Aufsehen: Die Demokraten veröffentlichten einen angeblichen...

DWN
Politik
Politik Regierungsbeben in Frankreich: Politische Blockade, soziale Not und Druck aus Europa
09.09.2025

Frankreich steckt nach dem Sturz der Regierung in einer tiefen Krise. In der Nationalversammlung blockieren sich die politischen Lager...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zweitwichtigste Weltwährung: Euro-Kurs trotzt Trump-Chaos und Krypto-Risiken
09.09.2025

Der Euro behauptet seine Rolle als zweitwichtigste Weltwährung. Doch wachsende Risiken, Trumps Dollar-Chaos und die Konkurrenz durch...

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie: Volkswagens Namenschaos – Rettung oder letzter Trick im Poker um Elektroautos?
09.09.2025

Volkswagen verabschiedet sich vom bisherigen Namensschema seiner Modellreihen. Künftig sollen neue Elektroautos klassische...

DWN
Politik
Politik Frankreich: Regierung von Premier François Bayrou scheitert bei Vertrauensfrage
08.09.2025

Frankreichs Regierung unter Premier François Bayrou ist an der Vertrauensfrage gescheitert. Ein krachendes Votum zwingt Präsident...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...