Finanzen

Spanisches Bailout: Ohne Zustimmung der Euroländer droht Desaster

Spanien bereitet sich langsam auf einen Antrag für einen Bailout vor. Verschiedene Optionen werden derzeit durchgegangen, sagte ein hochrangiger Beamter des spanischen Finanzministeriums. Man favorisiere einen Kredit auf Abruf und wolle wenn möglich keine neuen Auflagen erfüllen. Eine Zustimmung der Euroländer ist aber unabdingbar, sollte Spanien einen Antrag stellen. Sonst würde das das Aus für den Euro bedeuten.
16.10.2012 11:41
Lesezeit: 2 min

Aktuell: Schäuble: Währungskommissar soll nationale Haushalte zurückweisen können

Seit Wochen wird über einen weiteren Antrag Spaniens gesprochen und erst am Montagmorgen berichtete ein EU-Beamter, dass ein entsprechendes Ersuchen Spaniens voraussichtlich im November von statten gehen wird (hier), um Spaniens Bailout mit der  Änderung des griechischen Sparprogrammes und dem Bailout für Zypern als Gesamtpaket verabschieden zu können.

Am Montagabend hat es nun ein kurzes Briefing für die internationale Presse gegeben, bei dem ein Beamter des spanischen Finanzministeriums, der nicht genannt werden möchte, über die aktuelle Lage zum Bailout sprach. Der Beamte, so das WSJ sagte, die spanische Regierung warte unter anderem so lang mit einem entsprechenden Antrag, weil man noch Bedenken habe. Es werde befürchtet, dass ein Antrag eventuell die Sorgen der Investoren bezüglich der Stabiliträt des Euro vergrößern und dadurch einen sehr negativen Effekt auf das hochverschuldete Italien haben könnte.

Ein weiterer Grund für das Hinauszögern des Antrags ist aber auch der Unmut der deutschen Regierung, schon wieder nacheinander einzelne Abstimungen über Finanzhilfen im Bundestag abhalten zu müssen. Deutschland ist eine Zusammenlegung des spanischen Bailouts mit Zypern und Griechenland lieber (hier). Zumal die deutsche Regierung glaubt, Geld für Spanien sei derzeit schwer zu rechtfertigen, so lange sich das Land noch einigermaßan selbst refianzieren könne, so der Beamte.

Doch statt zur üblichen Verfahrensweise, die vorsieht, dass Spanien als alleiniger Kreditnehmer beim ESM auftritt und sich so mit die Schulden des Landes sprunghaft erhöhen würden, tendiert die Regierung zu einer anderen. Spanien wolle lieber eine Art Kredit, bei dem der ESM nur Geld zur Verfügung stellt, wenn es notwendig ist – also kein Beschluss im Sinne von insgesamt beispielsweise 150 Milliarden und danach sieht man weiter. Da sich die Refinzierungskosten Spaniens in den vergangenen Wochen etwas normalisiert haben – zumindest vorübergehend Dank einem möglichen Eingreifen der EZB – glaubt der Beamte, dass die Zinskosten weiter fallen würden, sobald man erst einmal einen solchen Antrag gestellt habe. Und dann brächte das Land auch eigentlich keine Gelder aus dem ESM „Man könnte sagen, es ist eine virtuelle Kreditlinie“, so der Beamte. So würde am Tag nach der Anfrage nach einem Bailout der Zinssatz für zehnjährige, spanische Anleihen schon um 1,5 Prozentpunkte fallen und der spanische Aktienmarkt um 15 Prozent steigen, schätzt der Beamte.

Die spanische Regierung favorisiert diese zweite Option eines Kredites, beid em der ESM nur nach Bedarf Gelder verleiht, sicher auch, um die Bedingungen für einen möglichen Bailout möglichst gering zu halten. Man sei zuversichtlich, dass die EU keine Bedingungen hätte, die weit über die bereits von der spanischen Regierung unternommenen Schritte hinausgehen würden, so der Beamte.

Nun sei es an den Partnerländern Spaniens, den nächsten Schritt zu unternehmen, machte der spanische Beamte deutlich und warnte davor, einen Bailout-Antrag Spaniens zurückzuweisen. Wenn das geschehen würde, ware „das das Aus für den Euro“. Am „nächsten Tag würde es ein Desaster” an den weltweiten Finanzmärkten geben.

Indes steigt der Druck auf die spanische Regierung. Standard & Poor's stufte die zwei größten Banken des Landes erneut herab (hier) und Moody's will noch in diesem Monat ein Update zum rating für ganz Spanien veröffentlichen.

Weitere Themen

Vor Bailout: Spaniens größte Banken herabgestuft

Europäischer Automarkt: Massiver Einbruch bei den Neuzulassungen

Samaras: Griechenland wird bald die nächste Tranche erhalten

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IfW Kiel zur Trump-Präsidentschaft: "Zeiten der immer schnelleren Globalisierung vorbei"
21.01.2025

Für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump laut dem Wirtschaftsinstitut IfW Kiel mit erheblichen Unsicherheiten...

DWN
Politik
Politik Gericht bestätigt: Sächsische AfD darf als rechtsextrem bezeichnet werden
21.01.2025

Der sächsische Landesverband der AfD hatte 2023 gegen die Einschätzung des Verfassungsschutzes Beschwerde eingelegt, die Partei als...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis und Ölpreis: Trumps zweite Amtszeit könnte turbulent für den Rohstoffmarkt werden
21.01.2025

Donald Trump ist zum zweiten Mal US-Präsident – turbulente Zeiten scheinen sicher. Unmittelbare Auswirkungen kommen auf den...

DWN
Panorama
Panorama Macht Elon Musk hier den Hitlergruß? Wirbel um Video im Netz
21.01.2025

Bei einer Parade zu Trumps Amtseinführung reckt Elon Musk den ausgestreckten Arm zum Publikum. Viele wollen darin einen Hitlergruß...

DWN
Politik
Politik Trump erlässt Austritt aus Weltgesundheitsorganisation: "Die WHO hat uns abgezockt"
21.01.2025

Donald Trump verfügt in einem Präsidentenerlass, die Weltgesundheitsorganisation zu verlassen. Die WHO habe schlecht auf die...