Politik

Israel beschließt Bodenoffensive: 75.000 Reservisten einberufen

Tausende israelische Soldaten wurden bereits an der Grenze zum Gaza-Streifen zusammengezogen. Am Freitagabend beschloss das Kabinett eine große Mobilmachung. Nach den ersten Raketen auf Jerusalem wird die israelische Armee nun in Gaza einmarschieren.
16.11.2012 22:47
Lesezeit: 1 min

Die Krieg im Nahen Osten hat eine neue Dimension erreicht: Am Freitagabend stimmte das Kabinett dem Vorschlag von Verteidigungsminister Ehud Barack zu, 75.000 Reservisten einzuberufen. Damit ist klar: Die IDF werden im Gaza-Streifen einmarschieren.

Am Freitag hielt der Raketenbeschuss von Israel unvermindert an. Erstmals schlug eine Rakete in der Nähe von Jerusalem ein. Auch andere Städte waren betroffen. Der Angriff auf Jerusalem dürfte die Entscheidung zu einer Bodenoffensive beschleunigt haben. Beobachter verweisen darauf, dass selbst Saddam Hussein davor zurückgeschreckt hatte, seine Scud-Raketen auf die Stadt zu schießen, die Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen als Heilige Stadt gilt. Die Hamas sprach im Hinblick auf die Rakete gegen Jerusalem von einer „Überraschung“. Diese Terminologie entspricht der Ideologie der Hisbollah, deren Taktik seit jeher in einem unerbittlichen Kampf auch gegen die Zivilbevölkerung besteht. Die Rakete wurde wegen ihrer Reichweite als eine Waffe bezeichnet, die iranische Fajr 5-Sprengköpfe trägt. Es gab nioch weitere Einschläge, die in Jerusalem zu hören waren. Ein Militärsprecher sagte, man könne noch nicht lokalisieren, woher die Treffer kamen und welche Wirkung sie gehabt hätten.

Premier Benjamin Netanjahu sagte am Freitag, dass die Armee nun bereit sei, in Gaza einzumarschieren. Man wolle die „terroristische Infrastruktur in Gaza zerstören“ und werde gleichzeitig „alles Mögliche tun, um keine Zivilisten zu verletzen“.

In Israel heulten während des ganzen Tages die Sirenen, die Menschen brachten sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit.

Mehrere israelische Zeugen bestätigten den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass im Land eine dramatische Stimmung der Angst herrsche. Auch wenn die Hamas-Raketen bisher wenige Israelis verletzt oder getötet hätten, verfehlten sie doch nicht die psychologische Wirkung auf die Bevölkerung: „Es ist nicht entscheidend, dass eine Rakete ihr Ziel verfehlt. Entscheidend ist das Gefühl, dass man jederzeit ums Leben kommen könne, wenn man auf die Straße geht. Wir haben panische Angst, wenn unsere Kinder nicht bei uns sind, weil sich niemand gegen den wahllosen Beschuss aus der Luft schützen kann“, sagte ein israelischer Journalist.

Eine Bodenoffensive könnte zu einem bitteren Guerilla-Krieg ausarten, fürchten Beobachter. Auch die überlegenen Waffensysteme der Israelis können nicht verhindern, dass die Hamas einen Kampf aus dem Hinterhalt führt. Ein traditioneller Krieg mit der Trennung von Soldaten und Zivilisten ist unter diesen Umständen nicht zu führen. Dass eine schnelle Offensive gegen die Hamas daher ein Ende der Gewalt bewirken kann, erwartet niemand.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...