Finanzen

Weckruf der Bundesbank: Dem Finanzsystem droht der Kollaps

Lesezeit: 1 min
21.11.2012 15:33
Noch immer laufen zu viele Banken Gefahr, durch ein unvorhergesehenes Ereignis mit Staatshilfen gerettet werden zu müssen, warnt die Bundesbank. Die bisherigen Regulierungsversuche seien wirkungslos gewesen. Aber blinder „Dirigismus“ sei in keinem Fall der richtige Weg.
Weckruf der Bundesbank: Dem Finanzsystem droht der Kollaps

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Man sei auf dem richtigen Weg, doch „weitere Schritte seien notwendig“, sagte Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, in Frankfurt am Main. Die grundsätzlichen Probleme bestünden weiter. „Besonders die großen, komplexen, verknüpften oder weltweit tätigen Finanzinstitute bringen das gesamte Finanzsystem in Gefahr.“ Zu oft hätten diese mit Steuergeldern gerettet werden müssen. Und diese Gefahr bestehe nach wie vor.

Eine Aufspaltung der Banken in Privatkunden- und einen Investmentbanken hält Dombret für untauglich. Während der Finanzkrise wurden auch reine Investmentbanken gerettet. „Lehman zum Beispiel wurde nicht gerettet, weil Kundeneinlagen gefährdet waren“, so Dombret wörtlich auf dem Generation Forum Euro Finance Week - wenngleich Lehman nicht gerettet wurde. Der Grund für die Rettung seien vielmehr die Verbindungen zu anderen Finanzinstituten gewesen, vor allem zu vielen Vertragspartnern bei Derivaten-Geschäften. Dasselbe gilt für die AIG, die ein Versicherer war und keine Bank. Außerdem sei die Bankenaufspaltung in der Praxis schwer durchzuführen, und leicht könnten sich ungewollte Nebeneffekte einstellen, ergänzte Dombret.

Die Finanzkrise habe einen krassen Mangel an geeigneten Mitteln offenbart, mit bankrotten Banken fertig zu werden, so Dombret. In vielen Ländern habe sich die Insolvenzgesetzgebung als unzulänglich erwiesen, besonders, wenn es sich um weltweit agierende Unternehmen handelt. Auch müsse mehr auf die Zusammenwirkung der einzelnen Regulierungs-Versuche geachtet werden. „Wo es einen Mangel an Konsistenz gibt, da besteht die Gefahr, dass die verschiedenen Maßnahmen widersprüchliche Anreize setzen“, gibt Andreas Dombret zu bedenken. Derart könnten die gewünschten Effekte der Regulierungen abgeschwächt oder sogar vollkommen verhindert werden.

„Staatsgläubigkeit und Dirigismus sind auf keinen Fall der richtige Weg“, führte Dombret weiter aus. Die Lösung bestehe in einer „Wiederbelebung individueller Verantwortung“. Trotz der vorherigen Ausführungen sind aber die tatsächlichen Vorschläge der Bundesbank nicht weniger dirigistisch: Man müsse verhindern, dass „die Marktkräfte außer Kontrolle geraten“. Basel III sei „das Hauptergebnis der Reformbemühungen“ und „alternativlos“, sagte Dombret. Alle Staaten müssten die international vereinbarte Erhöhung der Eigenkapitalquoten durchsetzen, um die Gefahr von Bankenpleiten zu verringern.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger ignorieren Warnungen der EZB, wetten auf Zinssenkung
01.12.2023

Entgegen allen Warnungen der EZB wetten die Märkte auf baldige Zinssenkungen. Damit stellen die Geldpolitik auf eine harte Probe. Gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax nähert sich Allzeithoch - „Zinssenkungseuphorie“
01.12.2023

Der Dax hat die Marke von 16.300 Punkten geknackt und nähert sich einem neuen Allzeithoch erreicht. Denn Anleger spekulieren auf baldige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grüne Ideologie bedroht deutschen Weinbau
01.12.2023

Brüssel verabschiedet Verordnungen, die den europäischen Weinbau beeinträchtigen werden. Für viele deutsche Winzer gleicht dies einem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutlicher Anstieg der Firmenpleiten - Droht eine Insolvenzwelle?
01.12.2023

Gestiegene Energiekosten, Zinsen und Produktionskosten sowie geopolitische Konflikte belasten Unternehmen in Deutschland. Nicht alle Firmen...

DWN
Politik
Politik Haushaltskrise: Lindner will sparen statt neue Schulden zu machen
01.12.2023

Finanzminister Lindner will für den Haushalt 2024 keine neuen Schulden aufnehmen, sondern sparen. Aber noch ist das Aussetzen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...

DWN
Politik
Politik US-Firmen: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
30.11.2023

In Deutschland tätige US-Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Thailand plant neue Route im Welthandel: Welche Rolle kann die deutsche Wirtschaft spielen?
30.11.2023

Thailand will eine Handelsroute zwischen Pazifischem und Indischem Ozean bauen. Kann die deutsche Wirtschaft eine Rolle bei dem Projekt...