Politik

EU-Verschwendung: 150.000 Euro für Ausstellung zur „sozialen Relevanz von Kaffee“

Nach dem Scheitern der EU-Budgetverhandlungen fragt man sich, wofür all das Geld benötigt wird. Die Liste ist bemerkenswert: 360.000 Euro braucht man, um die "europäische Identität eines Parks" zu beschreiben; die Website einer Generaldirektion kostet 719.000 Euro.
24.11.2012 23:47
Lesezeit: 2 min

Aktuell: Katalanische Regierung: Wir wollen mit eigener Stimme in Europa handeln

Neben der schlechten Beziehungen zwischen Angela Merkel und Francois Hollande (hier) führten auch die angestrebten Kürzungen der umfangreichen Agrarsubventionen zu einem Scheitern der Verhandlungen über das neue EU-Budget (hier). In diesem Zusammenhang lohnt sich ein genauerer Blick auf das, wofür in der Vergangenheit die Steuergelder der EU-Bürger eigentlich noch so ausgegeben wurden.

Der Think Tank Open Europe Berlin hat ein paar sehr interessante Projekte aufgetan, die mit EU-Geldern unterstützt wurden. So förderte die EU beispielsweise zwischen 2008 und 2010 eine im Ethografischen Museum in Zagreb umgesetzte Ausstellung mit 150.000 Euro aus dem Europäischen Kulturfördertopf. Die Ausstellung zur „sozialen Relevanz von Kaffee“ war Teil des Projekts „Unternehmerische Kultur und europäische Städte“ und lief unter dem Motto „Lasst uns Kaffee trinken“.

Ein aktuelleres Beispiel ist die in der letzten Novemberwoche in Paris stattfindende Videospiel-Messe „Game Paris“. Hier werden neue Videospiele, die in Frankreich entwickelt wurden, vermarktet und die „Game Paris Awards“ verliehen. Open Europe Berlin zufolge wurde die Messe mit 250.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mitfinanziert. Ebenfalls eine äußerst interessante EU-Förderung betrifft den Drielandenpark an der deutsch-belgisch-niederländischen Grenze. Die dortigen Behörden haben sich im vergangenen Jahr bei dem Europäische Beobachtungsnetz für die territoriale Entwicklung und den territorialen Zusammenhalt (EPSON) mit einem Landschaftsprojekt um EU-Gelder beworben: Kostenpunkt 360.000 Euro. Das Projekt soll die „europäische Identität des Drielandenparks beschreiben, aus der eine grenzüberschreitende Landschaftsvision und Verbindungen zu europäischen Politiken entstehen“. Der Drielandenpark hat den Zuschlag bekommen – ob die Gelder bereits gezahlt wurden, ist nicht klar. Dass sich die EU die Aufpolierung ihres Images einiges kosten lässt, zeigte sich bereits Ende Oktober (hier).

Aber natürlich hat die EU auch Gelder der Steuerzahler in eigener Sache eingesetzt. So hat die Generaldirektion Justiz der EU-Kommission 2010 für das Design ihres neuen Internetauftritts 718.620 Euro ausgegeben, wie das Finanztransparenzsystem der EU angibt. Etliche EU-Gelder werden auf diese Art und Weise in großem Umfang verschwendet. Erst kürzlich gerieten die Ausgaben des EU-Regionalfonds in die Kritik – allein ein effiktiverer Einsatz der EU-Mittel auf dieser Ebene könnte Deutschland bis 2020 30 Milliarden Euro sparen (mehr hier). Ähnlich verhält es sich beim Europäischen Parlament: Die zwölf Transporte der Abgeordneten und ihrer Angestellten pro Jahr von einem Sitz des Europäischen Parlaments zum anderen kosten den Steuerzahler jährlich fast 200 Millionen Euro (hier).

Weitere Themen

Draghi: Ohne EZB-Intervention wäre es zum Crash gekommen

Katalonien: Unabhängigkeit könnte Spanien in die Pleite treiben

EZB will keine Zinsen von den Griechen: Deutschland verliert 2,5 Milliarden Euro

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Finanzen
Finanzen Buffetts Abgang, Zölle, Milliardenflucht: Steht der Markt vor einem Wendepunkt?
13.05.2025

Turbulente Zeiten an der Wall Street: Während Großinvestoren Milliarden abziehen und Strategen vor dem Ende des Booms warnen, stürmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lateinamerika im Fokus: Chinas Milliardenoffensive gegen Washingtons Einfluss
13.05.2025

Chinas Regierung sucht neue Verbündete – nicht aus Not, sondern mit Strategie. Während die USA auf Konfrontation setzen, stärkt Peking...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg mit Ansage: Warum Europas Vergeltung Washington teuer zu stehen kommen könnte
13.05.2025

Die EU zieht die Reißleine: Mit einem neuen Maßnahmenpaket über 95 Milliarden Euro kontert Brüssel die US-Strafzölle – und trifft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Munich Re: Milliardenschaden durch Waldbrände in Kalifornien
13.05.2025

Flammen wüten immer wieder durch Kalifornien – und hinterlassen nicht nur verkohlte Wälder, sondern auch tiefe Spuren in den Bilanzen...

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...