Politik

EU-Weihnachtsfeier: Für die Staatsdiener beginnen heute die Ferien

Lesezeit: 2 min
14.12.2012 10:13
Der EU-Gipfel hat seine Reformprojekte verschoben. Das Treffen geriet zu einer erweiterten Weihnachtsfeier der EU-Funktionäre und Regierungschefs. Das Nicht-Ergebnis zeigt: Die politisch Verantwortlichen hoffen, dass sich alle Probleme von selbst lösen und machen jetzt erstmal Ferien.
EU-Weihnachtsfeier: Für die Staatsdiener beginnen heute die Ferien

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell

Zentralbanken ändern Kurs und wollen höhere Inflation zulassen

Herman Van Rompuy hat sicher einige Nächte an seinen Visionen über die Vereinigten Staaten von Europa gebrütet. Er hat auch einige dramatische Sitzungen mit Jean-Claude Juncker von der Euro-Gruppe und dem von der Politik ganz und gar unabhängigen Mario Draghi (EZB) abgehalten, bei der das Vereinte Europa beschworen, beschrieben und berechnet wurde.

Beim Gipfel konnte der große Plan jedoch nicht umgesetzt werden, ja er verließ noch nicht mal den Aktenkoffer von Van Rompuy. Denn die Regierungschefs sind viel zu weit auseinander, um sich jetzt in ein solches Refoermvorhaben zu stürzen. Und die meisten Regierungschefs haben im Moment andere Sorgen, als Herrn Van Rompuy ("vor vierzig Jahren hätte man mich in die Psychiatrie gesteckt!" - hier) zuzuhören: Italien kämpft den Abwehrkampf gegen Berlusconi, Spanien ist pleite, Frankreich will seine Pleite noch vertuschen, die Niederlande straucheln, die Österreicher haben bis zu 1,7 Milliarden Euro im Casino verpulvert und Angela Merkel möchte im Herbst 2013 wiedergewählt werden.

Das alles ist sehr anstrengend, und daher wollte in Brüssel an diesem verlängerten Wochenende auch niemand mehr arbeiten. Nur Herman Van Rompuy versuchte, endlich die Revolution von oben auszurufen - doch keiner hörte ihm zu. Van Rompuy erinnerte an den legendären österreichischen Fußballspieler Walter Schachner, dem 1982 beim Skandalspiel von Gijón niemand gesagt hatte, dass die deutschen und österreichischen Spieler auf einen Nichtangriffspakt verständigt hatten. Keiner der 21 Spieler bewegte sich während des ganzen Spiels, nur Schachner rannte sich die Lunge aus dem Leib (Video vom Spiel hier).

Daher wurden alle Entscheidungne vertagt, weiterempfohlen, zur Prüfung übergeben, an die entsprechenden Gremien weitergeleitet (Original hier).

Herman Van Rompuy wertete die Weihnachtsfeier dennoch als vollen Erfolg: Er pries sich, weil er am Montag in Oslo war, um sich seinen Friedensnobelpreis abzuholen; er pries die EU für den Beschluss der Bankenunion (ein Rohrkrepierer - hier) und lobte nochmal sich selbst, weil er für sein Konzeptpapier, das keiner lesen wollte, nur sechs Monate benötigt habe. Rompuy wörtlich: "Wir haben geliefert und wir haben gezeigt, wie schnell und effizient wir arbeiten können!" (Original hier).

Nun werden alle europäischen Staatsdiener in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub gehen. Selbt im preussischen Berlin kann man in bei Ministerien und Verbänden seit Anfang Dezember ein behagliches Gefühl verspüren, wenn einem die leitenden Beamten sagen: Wir lassen jetzt mal das Jahr ruhig ausklingen. Das machen sie auch und erledigen die letzten Weihnachtseinkäufe. Dann legt sich der feine Schnee über die Hauptstädte im Norden Europas, in Köln und weiter südlich regnet ist und alle Europäer erwarten das Jahr 2013, in dem nach Auffassung der Zentralbanken die Grenzwerte für die Inflation aufgebrochen und der Schuldenkrise ein schleichendes Ende bereitet werden soll (mehr dazu - hier).

Weitere Themen

»Rettungsroutine« zum Wort des Jahres 2012 gewählt

USA: Öffentliche Busse zeichnen heimlich Gespräche der Fahrgäste auf

US-Investorin: „Mehr als die Hälfte der Facebook-Profile könnten gefälscht sein“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...

DWN
Politik
Politik Warum sich Ungarn „Viktor Donald Scholz“ wünscht - und eine Zeitmaschine
03.12.2024

Ungarn hat im Sommer die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – ist jedoch ausgegrenzt und weitgehend isoliert. Nicht erst seit dem...

DWN
Politik
Politik Regierungskrise Frankreich: Michel Barnier steht nach Misstrauensantrag vor dem Aus
03.12.2024

Nach den jüngsten Misstrauensanträgen gegen die französische Regierung werden in Paris bereits mögliche Nachfolger von Premier Michel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Warnstreik: Rund 100.000 Beschäftigte legen Arbeit nieder
03.12.2024

Die IG Metall hat ihre VW-Warnstreiks vorerst beendet. Insgesamt haben sich an den beiden Streiktagen nahezu 100.000 Beschäftigte an dem...