Finanzen

Die dümmsten Schuldner in den USA sind Schulen

Schulen in Kalifornien können nicht rechnen: Weil sie aus dem Vollen schöpfen wollten, haben zahlreiche Schulen Kredite aufgenommen, bei denen sie die Zinsen erst am Ende der Laufzeit zahlen müssen. Ergebnis: Am Ende sind aus einem Kredit in Höhe von 2,5 Millionen Dollar 34 Millionen Dollar Schulden geworden.
15.12.2012 02:03
Lesezeit: 1 min

Klamme Schulfinanzen, Sparmaßnahmen der Regierung sowie Kommunen und verlockende Kreditangebote – diese drei Zutaten haben mehr als 200 kalifornische Schulen in eine massive Verschuldung getrieben. 2010 beispielsweise waren Beamte in dem West Contra Costa School District, östlich von San Francisco, in eine Zwickmühle geraten. Der Bezirk brauchte 2,5 Millionen Dollar, um sich für den Bau einer dringend benötigten Grundschule ein staatlich subventioniertes Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro zu beschaffen. 2,5 Millionen Dollar musste also Charles Ramsey, der Präsident der Schulbehörde beschaffen, um das staatliche Darlehen zu erhalten. „Wir wären töricht gewesen, wenn wir das nicht getan hätten“, so Ramsey im National Public Radio (NPR). „Aber die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, war mit C.A.B“, ergänzt er.

C.A.B sind so genannte Capital Appreciation Bonds. Diese speziellen Anleihen, die die Schule ausgegeben hat, um den 2,5 Millionen-Kredit zu erhalten, unterscheiden sich von normalen Anleihen. Durch diese Anleihen muss der Schuldner das Geld nicht über einen gewissen Zeitraum zu bestimmten Zeiten inklusive der Zinsen regelmäßig zurückzahlen, sondern alle aufgelaufenen Zinsen und das aufgenommene Geld müssen bzw. können erst gegen Ende der Laufzeit gezahlt werden. Doch dies erhöht letztlich die endgültige Schuldenrückzahlungen, die der Schuldner zu leisten hat, exponential zu dem Kredit, den er ursprünglich aufgenommen hat. Im Falle der West Contra Costa Schulden sind nun aus dem durch diese Anleihen aufgenommenen Kredit in Höhe von 2,5 Millionen Dollar 34 Millionen Dollar geworden, die zurückgezahlt werden müssen.

Viele kalifornische Schulden haben sich dieser Capital Appreciation Bonds (C.A.B.) bedient und sich gefreut, dass sie je nach Laufzeit – beispielsweise 20 Jahre – nichts zurückzahlen müssen. Doch genau dadurch haben sich die aufgenommenen Kredite zu immensen Schuldenbergen entwickelt. Insgesamt haben sich die Schulbezirke in Kalifornien drei Milliarden Dollar geliehen, um neue Schulbauten, Instandhaltungen und Unterrichtsmaterialien zu finanzieren, so das National Public Radio. Aber die tatsächlichen Rückzahlungen, die dadurch auf die Schulbezirke zukommen, belaufen sich Dank der Capital Appreciation Bonds auf 16 Milliarden Dollar.

Ein ähnliches Beispiel ist der San Diegos Poway Unified School District. Dieser Schulbezirk hat sich mittels C.A.B etwas weniger als 105 Millionen Dollar geliehen. Die Darlehen kann der Schulbezirk aber erst in den Jahren von 2033 bis 2051 zurückzahlen, so Reuters, früher ist dies aufgrund der Machart der C.A.B. nicht möglich. Deswegen auch die hohen Rückzahlungen in Höhe von insgesamt fast einer Milliarde Dollar, die der Schulbezirk dann zu leisten hat. In einigen Fällen, so das National Public Radio, müssen die Schulbezirke sogar das zehn- bis zwanzigfache der geliehenen Gelder zurückzahlen.

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