Politik

IWF: Für Irland wird es noch schmerzhafter

Der IWF lehnt weitere Sparprogramme für Irland ab. Diese könnten die irische Wirtschaft erdrücken. Vielmehr soll die EU auf Irland zugehen, um das Schuldenproblem des Landes zu lösen.
19.12.2012 11:13
Lesezeit: 1 min

Aktuell

Von der Krise unbeeindruckt: Lettland will den Euro

Am Dienstag veröffentlichte das irische Statistikbüro aktuellen Wirtschaftsdaten des Landes für das dritte Quartal. Sie zeigen, dass Irland seit dem Bailout im Jahr 2010 wirtschaftlich nicht wieder auf die Beine gekommen ist (mehr hier). Nun fordert der IWF die irische Regierung dazu auf, weitere Sparmaßnahmen auszusetzen. Selbst wenn Irland die Wachstumsziele nicht erreicht, dürfe es keine Kürzungen im irischen Staatshaushalt geben, so der IWF. Damit widerspricht der IWF den Plänen der EU-Kommission und der EZB, die wiederholt ein strenges Einhalten des irischen Bailout-Programms gefordert haben.

Die irischen Behörden hätten immer alle Vorgaben des Bailout-Programms erfüllt, doch nun gebe es „signifikante Risiken“ für Irlands wirtschaftliche Erholung, zitiert die FT David Lipton, stellvertretender Direktor des IWF. Als Risiken nannte er das schwächelnde Wachstum bei Irlands Handelspartnern und eine rückläufige Produktivität im irischen Inland. Diese sei durch private Schulden, die anhaltende fiskalische Konsolidierung und eine Kreditklemme belastet. „Wenn das Wachstum im kommenden Jahr enttäuscht, dann sollte jede zusätzliche fiskalische Konsolidierung auf 2015 verschoben werden, um die Erholung nicht zu gefährden“, so Lipton.

Der IWF forderte, die EU müsse wie im Falle Griechenlands auch das ihre Bailout-Programm anpassen. Dadurch würde sich „Irlands Zugang zum Anleihen-Markt deutlich verbessern“, so der IWF. Die EU solle helfen, den Teufelskreis zwischen dem irischen Staat und den nationalen Banken zu brechen. Ein Großteil der Hilfsgelder floss und fließt noch immer in die Banken. Für deren Rekapitalisierung müssen die irische Bevölkerung und die nationalen Unternehmen seit Jahren Einsparungen bei den Staatsausgaben hinnehmen. Bisher ist die EU jedoch skeptisch und lehnte es ab, Irland zu erlauben, rückwirkend die Rekapitalisierung der Banken über den ESM laufen zu lassen.

Für das Land selbst jedoch wäre es eine Erleichterung und letztlich auch eine Gleichberechtigungsfrage – immerhin ist im Falle Spaniens diese Lösung beschlossen worden. Sollte Irland den Weg über den ESM tatsächlich zugesprochen bekommen, lägen die in Anspruch genommenen Kredite nämlich überwiegend auf dem Rücken der irischen Banken, nicht jedoch auf dem Schuldenberg des Landes. Und letzterer würde sich drastisch reduzieren und weniger harte Einsparungen notwendig machen. Deshalb will die irische Regierung die im Januar beginnende EU-Ratspräsidentschaft nutzen, dies tatsächlich bei den EU-Partnern zu erreichen (hier).

Weitere Themen

Kampf um Syrien: Russland schickt Kriegsschiffe ins Mittelmeer

500 Millionen Dollar Wette gewonnen, weil Griechenland noch den Euro hat

Weltuntergang am Freitag: Auserwähltes Dorf in Frankreich lehnt Gäste ab

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...