Finanzen

Angelsächsisches Schulsystem: Lehrer gehen, Banker übernehmen den Unterricht

Lesezeit: 2 min
07.01.2013 17:17
Ab 2014 sollen Banker die Kinder in Großbritannien in Sachen Umgang mit Geld unterrichten. Die Kinder sollen lernen, wie man wirtschaftet. Ob gerade die angesächsischen Großbanken dafür die Richtigen ist, bezweifeln nach den laufenden Skandalen etliche Beobachter. In den USA werden unterdes tausende Lehrer auf die Straße gesetzt. Grund: Der Staat hat es nicht gelernt zu wirtschaften.
Angelsächsisches Schulsystem: Lehrer gehen, Banker übernehmen den Unterricht

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell

Wowereit: Berlin ist arm, sexy und weiter ohne Groß-Flughafen

In Großbritannien soll es zu einer Änderung der Lehrpläne kommen. Schon bald werden Banker von verschiedenen Geldinstituten, an britischen Schulen unterrichten können. So wird beispielsweise erwägt, Lloyds, der Royal Bank of Scotland und Barclays in eine Liste der Finanzdienstleistungsunternehmen aufzunehmen, die es ihnen dann sogar erlaubt, ab September 2014 ihr eigenes Firmenmaterial zu nutzen, um an britischen Grundschulden und weiterführenden Schulen den Unterricht zu gestalten.

Diese Pläne sind Teil einer Initiative von mehr als 200 Abgeordneten, die die Ausbildung in Finanzsachen verpflichtend einführen wollen, eingebettet beispielsweise in Kernfächer wie Mathematik. „Die Lehrer müssen dann bis zu einem bestimmten Niveau ausgebildet werden“, erklärte der konservative Abgeordnete Justin Tomlinson der FT. „Aber es sollte auch eine Datenbank von Institutionen geben, die selbst in die Schule gehen“.

Zweifel bei dem Einsatz von Bankern bestehen teilweise unter den Lehrergewerkschaften und einigen der Befürworter der neuen Ausbildung. Diese fordern, dass vorher sichergestellt werde, dass die Unternehmen ihre Zeit im Klassenzimmer nicht zu Marketing-Zwecken verwenden. „Kinder und Jugendliche sollten nicht in einem beeinflussbaren Alter dem Einfluss von Unternehmen ausgesetzt werden, die einen Fuß in ihre Schule setzen“, warnt Christine Blower, Generalsekretärin der größten Lehrergewerkschaft.

Doch erste Berührungspunkte zwischen Bankern und britischen Schülern gibt es bereits. Eine Reihe von Banken hat bereits Unterrichtsmaterialien und Personal für tausende Schulden auf informeller Basis bereitgestellt. Diese betonen dabei aber stets, dass entsprechend bisher durchgeführte Programme keine kommerziellen Elemente beinhalteten. So veranstaltete beispielsweise die HSBC zwischen 2007 und 2011 ein Programm für 20.000 Grundschüler mit dem Titel „Was Geld bedeutet“. Aber auch die Royal Bank of Scotland, die NatWest und Santander boten Ähnliches an. Die Personal Finance Education Group, die sich auf Bildung im Finanzbereich spezialisiert hat und mit etlichen großen Banken zusammenarbeitet, um Schulen Materialien und ähnliches anzubieten, unterstreicht ihre Unabhängigkeit. Bisher habe keines der von ihr ausgegebenen Unterrichtsmaterialien irgendwelche Finanzprodukte bevorzugt oder angepriesen. Markennamen würden jedoch gezeigt.  Nach Angaben der Abteilung für Bildung gibt es keine Regel gebe, die es  Unternehmen im Bereich der Schulausbildung verbiete, ihre Markennahmen im Unterrichtsmaterial zu verwenden.

In den USA dringt die Privatwirtschaft ebenfalls immer stärker in den Bildungsbereich, allerdings schon jetzt mit negativen Folgen für etliche Lehrer. Vergangenen Freitag veröffentlichte das Arbeitsministerium ihren neuen Bericht. Interessant hierbei: Von den 13.000 in den vergangenen Monaten entlassenen staatlichen Angestellten der Kommunen waren mehr als 11.000 Lehrer bzw. kamen aus Bildungseinrichtungen. Ein Großteil der Entlassungen erfolgte sogar mitten im Schuljahr, so Reuters.

In vielen amerikanischen Schulbezirken verschwinden die öffentlichen Schulen verstärkt und private Schulen entstehen. Der Philadelphia-Schulbezirk etwa hat jüngst angekündigt, drei Dutzend Schulen zu schließen. Das sinkende staatliche Engagement in Zeiten der Krise macht sich immer mehr bemerkbar. Während im  öffentlichen Sektor seit 2008 fast 679.000 Beschäftigte verloren gingen, hat der private Sektor rund 725.000 neu angestellt. 300.000 der 697.000 verlorenen Beschäftigten im öffentlichen Sektor waren Lehrer, so die NYT.

Weitere Themen

Chinas Staatsfonds will bei Daimler einsteigen

Barroso teilt mit: Die Euro-Krise ist offiziell beendet

Erstmals in den Lehrplänen: Europas Kinder lernen Mandarin

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Ratgeber
Ratgeber Nächstes Debakel: Grundsteuer-System von Olaf Scholz auch verfassungswidrig?
08.12.2023

Nach zwei Entscheidungen des Finanzgerichts in Rheinland-Pfalz vor wenigen Tagen droht das maßgeblich einst von Olaf Scholz (als...

DWN
Politik
Politik US-Streitkräfte aktivieren Weltraumkommando in Ramstein
08.12.2023

Mit einem im rheinland-pfälzischen Ramstein stationierten Weltraumkommando für Europa und Afrika rüstet sich das US-Militär für...

DWN
Politik
Politik CSU fordert Wiedereinstieg in die Atomkraft
08.12.2023

Die CSU fordert den Wiedereinstieg in die Nuklearenergie - genauer gesagt, in ihre modernste Varianten.

DWN
Finanzen
Finanzen Acht-Stunden-Dinner ohne Ergebnis - EU hadert weiter mit Schuldenregeln
08.12.2023

Die europäischen Finanzminister haben sich nicht auf eine Reform der Schuldenregeln einigen können. Unabhängig davon steigen die...

DWN
Immobilien
Immobilien Wo gibt es die größten Immobilienangebote unter 250.000 Euro und aufwärts?
08.12.2023

Immobilienpreise sinken, doch die Finanzierungsbedingungen für den Kauf sind schwieriger geworden. Wo gibt es aktuell das größte Angebot...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ökonom warnt: Deutschland droht Zusammenbruch seiner Wertschöpfung
07.12.2023

Der Schock über die Ergebnisse der jetzt vorgestellten PISA-Studie 2022 ist groß, Deutschland gleitet in eine tiefe Bildungskrise. Über...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Kassen erwirtschaften Defizit bis Ende September
08.12.2023

Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein hohes Defizit verbucht.

DWN
Immobilien
Immobilien Pfandbriefbanken: Höhepunkt der Immobilienkrise liegt noch vor uns
07.12.2023

Die Finanzmärkte wetten darauf, dass die EZB die Zinsen bald wieder senkt. Dies dürfte auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben,...