Politik

Frankreich: Regierung presst Energie-Wirtschaft aus

Die großen französischen Stromkonzerne wurden zwar privatisiert, doch ist der Staat der Hauptaktionär und greift massiv in die Firmenpolitik ein. Zudem bereiten die Preisobergrenzen für Strom, Regulierungen und Steuern den Konzernen große Probleme.
16.01.2013 11:16
Lesezeit: 1 min

GDF Suez (ehemals Gaz de France), der größte Stromproduzent der Welt, und seine Konkurrent EDF (Électricité de France) machen einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes auf dem französischen Markt. Doch die von der französischen Regierung festgesetzten Preisobergrenzen erschweren ihnen das dortige Geschäft. „Es ist fast unmöglich, in Frankreich mit Energie Geld zu verdienen“, zitiert FT einen leitendenden Angestellten.

Die Probleme in Frankreich haben dazu beigetragen, dass GDF und EDG unter den europäischen Stromproduzenten besonders schlechte Ergebnisse erzielt haben. Allein im vergangenen Jahr ist der Aktienkurs von EDF um 26 Prozent gefallen, der von GDF um 27 Prozent. Die deutschen Konkurrenten Eon und RWE oder die spanische Iberdola stehen weniger schlecht da. Die Energie-Wirtschaft leidet unter der fallenden Nachfrage aufgrund des wirtschaftlichen Rückgangs und unter enormen Regulierungen und Steuern.

Die französische Regierung privatisierte GDF und EDF im Jahr 2005 in der Hoffnung, zwei nationale Energieriesen von Weltrang zu schaffen. Doch der Erfolg ist fraglich. Denn der Staat, der 84 Prozent der EDF-Anteile hält, nimmt keine Rücksicht auf die Interessen der anderen Aktionäre. Seit der Privatisierung habe sich nicht viel bei EDF verändert, zitiert FT die Analystin Sofia Savvantidou. Wenn man wolle, dass die Regierung und die Gewerkschaften alles bestimmen, dann hätte man sich die Privatisierung sparen können, sagt Savvantidou.

EDF leidet auch unter Spekulationen um die Zukunft von Firmenchef Henri Proglio. Dieser hatte sich während des Wahlkampfes 2012 mit den regierenden Sozialisten angelegt, indem er sich gegen deren Pläne wandte, Frankreich von der Kernenergie unabhängig zu machen. Zudem ist Proglio kürzlich in die Kritik geraten, weil im Jahr 2012 die Nettoschulden des Unternehmens um circa 7 Milliarden Euro angestiegen sind. Doch 5 Milliarden Euro Schulden resultieren allein aus einer vom Staat vorgeschriebenen Zahlung zur Unterstützung der erneuerbaren Energien, zitiert FT das Unternehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...