Deutschland

Steinbrück-Panne: „Wohnzimmer-Gespräch“ von Genossen unterwandert

Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat kein Glück: Bei diversen „Wohnzimmer-Gesprächen“ wollte Steinbrück „ungefiltert“ erfahren, was das Volk so denkt. Dummerweise entpuppte sich die – natürlich rein zufällig ausgewählten – kritischen Bürger als die Eltern einer ehemaligen Mitarbeiterin von SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil.
16.01.2013 23:52
Lesezeit: 1 min

Es ist schon schwer für einen Kandidaten, die Stimme des Volkes zu Gehör zu bekommen. Besonderes Pech hatte Peer Steinbrück. Dessen „großer Lauschangriff“ auf das Volk („Ich will ungefiltert hören, was die Menschen denken“) schien zunächst ein großer Erfolg. Steinbrücks Team twitterte euphorisch: „Das war gestern Abend ein spannendes Wohnzimmer-Gespräch mit 20 Personen. Parteibücher haben dabei keine Rolle gespielt!“

Doch wenig später tauchten bei Twitter erste Fragen auf. Schließlich stellte sich heraus: Steinbrück war – rein zufällig! – im Braunschweiger Elternhaus einer hochrangigen SPD-Funktionärin und ehemaligen Mitarbeiterin von Ex-Generalsekretär und SDP-Fraktionsvize Hubertus Heil gelandet. Marike Bebnowski ist als SPD-Mitglied Schriftführerin des Stadtbezirksrats 331 und im SPD-Ortsverein Braunschweig-Nordstadt

Den Verdacht, die SPD könnte auf die Idee gekommen sein, sich ihr Volk selbst basteln, wies die Partei entrüstet zurück. Der ahnungslose Heil twitterte: „Ich wußte nicht, das sich Eltern einer früheren Mitarbeiterin auf Zeitungsanzeige für Wohnzimmergespräch beworben haben & ausgewählt wurden.“ Das Handelsblatt dokumentiert die Tweets und Steinbrück-Sprecher Michael Donnermeyer sagte der Frankfurter Rundschau: „Wir können nicht jeden auf seine Verwandtschaft hin abklopfen.“

Die Affäre trägt den Namen „Eierlikör-Gate“, weil Steinbrück angekündigt hatte, zu essen und zu trinken, was auf den Tisch kommt, auch Eierlikör.

Vielleicht ist aber die unglückliche Dame, die bei dem Steinbrück-Besuch dabei war, ja dem linken Flügel der SPD zuzurechnen: Dann dürfte Steinbrück ordentlich was zu hören bekommen haben, weil die Umfragewerte der SPD seit der Bekanntgabe der Kandidatur Steinbrücks in den Keller gerasselt sind und die Linken den Kandidaten und seine Millionen-Honorare dafür verantwortlich machen. Wäre der Gastgeber dagegen aus dem CDU-Lager gekommen, wäre es vermutlich ein besonders harmonischer Abend geworden. Denn die Mitstreiter von Bundeskanzlerin Angela Merkel haben das größte Interesse, dass ihnen Steinbrück als „Gegner“ erhalten bliebt. Er ist der Garant für einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg der CDU.

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