Politik

Hilfe aus Brüssel unerwünscht: Frankreich will in Mali allein kämpfen

Ein Oberst des französischen Militärs hält eine EU-Unterstützung beim Mali-Krieg für ineffektiv. Denn allein habe Frankreich mehr Handlungs-Spielraum. Es habe sich gezeigt, dass die zerstrittenen EU-Staaten kaum zu einer einheitlichen Linie imstande seien. Die EU-Battlegroup will erst recht niemand auf dem Schlachtfeld haben.
27.01.2013 01:55
Lesezeit: 1 min

General Bernard Barrera, der in Mali für den Einsatz verantwortlich ist, sagte, dass Frankreich keine Hilfe brauche, um den Norden Malis zurückzuerobern, so der EUobserver. Auch Oberst Michel Goya, Forscher an der Pariser Militärschule, sagte, dass Frankreich allein mehr Handlungs-Spielraum habe, als wenn es mit der Nato zusammenarbeiten müsse. Und „auf der EU-Ebene wäre es noch schlimmer“, zitiert ihn der EUobserver.

„Die EU weiß nicht, wie man Krieg führt“, so Goya. Auf einen Krieg wie in Mali sei die EU nicht vorbereitet. Und wenn gekämpft werden müsse, dann sehe man mit Sicherheit nur wenige Deutsche und Polen auf dem Schlachtfeld. Die EU könne sich jedoch nützlich machen, indem sie gepanzerte Fahrzeuge oder Hubschrauber an die afrikanischen Soldaten spendet oder verkauft. Denn diese sollten möglichst bald die Führung übernehmen, „sonst riskieren wir zu verlieren“, so der Oberst.

Eigentlich verfügt die EU über eine eigene Kampftruppe für genau solche Krisensituationen wie in Mali, die „EU Battlegroup“. Die Bundeswehr beschreibt die Aufgaben dieser weithin unbekannten Truppe: „Ein Schwerpunkt der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union liegt im internationalen Krisenmanagement. Als ein Instrument zur Bewältigung von Konflikten sollen hoch mobile Gefechtsverbände innerhalb kürzester Zeit in das Einsatzgebiet gebracht werden können. Die Initiative zur Aufstellung dieser EU Battlegroups (EU BG) geht auf das Jahr 2003 zurück. Jeweils zwei Battlegroups werden pro Halbjahr einsatzbereit gehalten. Die Verbände sollen innerhalb von fünf Tagen marschbereit und zehn Tage danach – zumindest mit ersten Teilen – im Einsatzgebiet sein.“ So richtig scheinen die EU-Staaten jedoch den militärischen Fähigkeiten der EU-Führer aus Brüssel nicht zu trauen. Wenn es wirklich heiß wird, will man die Lage nicht noch komlizierter machen, weil man sich mit den Herren Van Rompuy, Barroso und Martin Schulz in einer realen Gefechtssituation nicht zusätzlich belasten möchte.

Auch die Zusammenarbeit innerhalb der Nato beim Afghanistan-Krieg hält Goya für sehr schwierig, da einige Länder wirklich kämpften und andere sehr wenig täten. „Zum Beispiel das deutsche und das italienische Kontingent haben keinen Kampfauftrag“, kritisiert der Oberst. Die Ineffektivität der Nato-Strukturen habe sich auch im Libyen-Krieg gezeigt. „Wenn man schnell auf das Geschehen reagieren muss, dann geht das besser auf nationaler oder bi-nationaler Ebene“, sagte Goya.

Deshalb sind die Franzosen, die bisher militärisch nicht besonders glanzvoll operieren (hier), ganz froh, dass die Amerikaner seit Jahren bereits in Mali präsent sind und ihnen helfen, diesen Krieg zu führen (hier).

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