Politik

Nach Monti-Schlappe: Italiens Unternehmen machen auf Panik

Lesezeit: 1 min
28.02.2013 18:41
Die italienischen Großunternehmen, die, angeführt von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, Mario Monti wieder zur Macht verhelfen wollten, machen nun Stimmung gegen Beppe Grillo: Italien werde zum Bauernstaat verkommen.
Nach Monti-Schlappe: Italiens Unternehmen machen auf Panik

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Sowohl die italienischen Unternehmen als auch die Gewerkschaften des Landes sind äußerst unzufrieden mit dem Wahlausgang und warnen vor schrecklichen Folgen für das Land. Sie verlangen eine stabile Regierung. Doch letztlich zeigte sich auch unter den Unternehmern selbst die Zerrissenheit der italienischen Bevölkerung.  Schließlich wechselten sie bereits vor der Wahl stetig den Adressaten für ihre Kritik an der Politik, wie der abnehmende Rückhalt gegenüber Monti zeigte (hier).

„Ich sehe keinen Gewinner in dieser Wahl, nur Verlierer“, sagte Enrico Cucchiani, Vorstandschef von Intesa Sanpaolo, der größten italienischen Privatkundenbank. Ganz Italien verliere, da das Land mit einer Periode der Unsicherheit konfrontiert sei. Auch die Politiker seien Verlierer, ja „sogar eine ganze Generation von Politikern“, so Cucchiani zur FT. Letztlich sei die Wahl ein Misstrauensvotum gegen diese gewesen. Noch deutlicher wurde Giorgio Squinzu, der Leiter der italienischen Gewerkschaft Confindustria. „Die nächsten sechs Monate werden schrecklich sein, die schlimmsten der kommenden 50 Jahre.“

Squinzi kritisiert vor allem Beppe Grillo, der immerhin ein Viertel der Wahlberechtigten hinter sich versammeln konnte. „Wenn wir Grillos Plänen folgen, wird die italienische Unternehmerschaft beendet“, so Squinzi. „Wir werden uns in ein Land aus Bauern verwandeln“, fügte er hinzu. Das Wahlergebnis sei beschämend und ist eine „Schande für Italien“, zitiert die FT eine angesehene Führungskraft, die nicht namentlich genannt werden wollte. „Wir erleiden einen völligen Zusammenbruch des Vertrauens in unsere Institutionen, das ist erschreckend“.

Tatsächlich zieht sich der Niedergang der italinienischen Wirtschaft seit Jahrzehnten (hier). In den vergangenen Jahren hat die italienische Großindustrie auf die hohen Sozialstandards in Italien genauso reagiert wie die Franzosen (hier): Um die Unternehmensgewinne hoch zu halten, sind sie in die Niedriglohn-Länder ausgewichen.

Der ehemalige Golman-Banker Mario Monti war von einer Allianz aus Industriellen unterstützt worden, unter anderem von Ferrari-Chef Luca die Montezemolo. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...