Politik

Euro-Gegner Stronach: „Trage keine Spur von Rassismus in mir“

Überraschung bei einer Umfrage in Österreich: Die Anhänger des Euro-Kritikers Frank Stronach halten die Idee des Nationalsozialismus in Österreich für chancenlos – sehr im Unterschied zur Mehrheit der Bevölkerung. Stronach toleriert in seiner neuen Partei keine Ewig-Gestrigen.
10.03.2013 01:39
Lesezeit: 2 min

Neue, euro-kritische Parteien werden gerne in die rechte Ecke gedrängt, um sie bei Parlamentswahlen zu diskreditieren. In Österreich wurde der Partei des Magna Gründers Frank Stronach eine solche Nähe zwar nie direkt unterstellt. Die Tatsache, dass die neue Partei jedoch Abgeordnete aus den Reihen der Partei des ehemaligen Chefs der Freiheitlichen Jörg Haider zum Übertritt bewegen konnte, befeuerte solche Unterstellungen. Stronachs Team konnte aus dem Stand in zwei Landesregierungen einziehen, was sie für die etablierten Parteien besonders gefährlich erscheinen lässt (hier). Auch Haider hatte stets gegen einen EU-Beitritt Österreichs polemisiert.

Nun hat eine Umfrage des links-liberalen Standard ergeben, dass die Stronach-Anhänger offenbar eine besondere Distanz zum nationalsozialistischen Gedankengut haben: Während 54 Prozent der Österreicher denken, dass die völkische Nazi-Ideologie auch 75 Jahre nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich gute Chancen hätte, politisch erfolgreich zu sein, sieht das bei den Euro-Gegnern um Stronach ganz anders aus. Der Standard schreibt: „Die Meinung, dass Nazis bei Wahlen chancenlos wären, wird vor allem von VP- und Stronach-Anhängern vertreten.“ Die konservative Volkspartei hat als Nachfolge-Partei der Christlich-Sozialen, die von Hitler besonders hart verfolgt wurden, seit jeher eine große Distanz zur Nazi-Ideologie.

Dass die Stronach-Fans nicht ins rechte Eck gedrängt werden können, ist auch auf die klare Haltung des Parteigründers zurückzuführen. Stronach sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Ich habe keine Spur von Rassismus in mir. Ich kam selbst als junger Einwanderer nach Kanada. Ich war immer aufmerksam, was die neue Kultur anlangte, und habe mich bemüht, mir die angenehmen Tugenden und Eigenschaften anzueignen. Wenn man in ein anderes Land kommt, muss man die dortigen Regeln und Gesetze respektieren.“

Stronach sieht eine Ursache seiner Haltung auch darin, dass er in soziale Fragen immer besonders aufgeschlossen war: „Als ich die Pferderennbahn Pimlico in Maryland kaufte, schaute ich mir die Gegend an, wo die Rennbahn liegt. Ganz in der Nähe ist ein furchtbar armes Viertel, in dem nur Afro-Amerikaner leben, in ganz desolaten Zustaenden und ohne jegliche Perspektive. Ich sagte zu meinen Leuten, sie sollen die Community Leaders aus diesem Viertel einladen. Ich sagte ihnen dann: Ich baue euch die modernste und best ausgestattete technische Trainings-Schule, damit ihr und eure Kinder eine gute Ausbildung bekommen und damit eine Perspektive bekommen. Einer meiner Manager sagte mir einmal unter Tränen, dass er genau aus diesem Ghetto-Viertel kommt.“

Stronach unterstützte auch die Opfer des Wirbelsturms Katrina. Er ließ eine kleine Stadt im Landesinneren errichten, in denen besonderer Wert auf eine gute Berufsausbildung gelegt wurde.

Stronach repräsentiert mit seiner Haltung einen neuen Typus der Euro-Gegner: Ihre Ablehnung der EU und ihrer Bürokratie resultiert nicht aus nationalistischen Vorurteilen, sondern aus einem tiefen Misstrauen gegenüber einem demokratisch nicht legitimierten System, das sich jeder Kontrolle entzieht.

Politische Beobachter sehen in dieser Grundausrichtung einen wesentlichen Faktor für den Erfolg von neuen Parteien in Europa. Sie spricht, wie Wählerstromanalysen in Österreich ergeben haben, eine junge Klientel an, die mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus nichts mehr anfangen können.

Dies macht die Euro-Skeptiker auch so gefährlich für die herrschenden Eliten: Sie können nicht mehr bequem mit der Nazi-Keule ausgegrenzt werden und müssen als ernsthafte Konkurrenten bei Wahlen

betrachtet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex-Steuerskandal: Wieso hinken die Behörden bei den Ermittlungen hinterher?
21.05.2025

Die Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert, dass die Behörden bei der Aufklärung der Cum-Cum-Deals untätig bleiben. Der Steuerbetrug...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
21.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Jugendstudie: Junge Generation optimistischer, dennoch wird Deutschland "auf dem absteigenden Ast" wahrgenommen
21.05.2025

Deutschland werde von jungen Menschen derzeit eher als Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ wahrgenommen, schreiben die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bayer-Aktie: Soll Monsanto pleitegehen?
21.05.2025

Seit vielen Jahren schon kämpft die Bayer AG mit Milliardenklagen gegen die Tochterfirma Monsanto und deren Unkraut-Vernichter Glyphosat....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...