Politik

Zypern-Deal gefährdet: EU-Vorgaben nicht erreicht

Zyperns Präsident will Einlagen von unter 20.000 Euro nicht besteuern, aber gleichzeitig die Zwangsabgabe für höhere Geldbeträge nicht erhöhen. Damit würde Zypern schon vor der Abstimmung im Parlament, die EU-Auflagen nicht erfüllen. Indes erwartet der Chef der zypriotischen Zentralbank einen Bank Run.
19.03.2013 12:53
Lesezeit: 1 min

Nach der neuerlichen Telefonkonferenz am Montagabend und den massiven Demonstrationen, bei denen vor allem die Wut auf Deutschland zu spüren war (hier), versucht der Präsident Zyperns nun einzulenken. Am Dienstag soll das Parlament des Landes nun über die von der EU geforderte Zwangsabgabe entscheiden, nachdem die Abstimmung bereits vier Mal verschoben wurde.

Um überhaupt nur wenigstens eine kleine Wahrscheinlichkeit zu haben, dass das zypriotische Parlament dem K.O.-Deal zustimmt, wurde die aufgedrängte Zwangsabgabe nun etwas korrigiert. Der überarbeitete Gesetzesvorschlag, der Reuters vorliegt, sieht vor, diejenigen, die Einlagen von weniger als 20.000 Euro auf ihren Konten in Zypern haben, von der Steuer auszunehmen. Alles was zwischen 20.000 und100.000 Euro liegt soll jedoch weiter mit 6,75 Prozent und die Beträge über 100.000 Euro mit 9,9 Prozent besteuert werden.

Damit tut sich jedoch schon vor der Abstimmung ein grundsätzliches Problem bezüglich der Forderungen der EU auf. Die Befreiung von Einlagen in Höhe von unter 20.000 müsste nämlich eigentlich wenigstens eine höhere Steuer für die höheren Einlagen zur Folge haben. Schließlich will die EU, dass Zypern 5,8 Milliarden Euro durch die Zwangsabgabe selbst zum Rettungspaket beiträgt. Dies wäre bei der Ausnahmeregelung für die Einlagen unter 20.000 aber beispielsweise nur möglich, wenn die Einlagen über 500.000 Euro mit 12,5 Prozent besteuert würden, so Jeremy Cook, der Chefökonom der Weltbank.

Kommt es jedoch heute wieder nicht zu einer Abstimmung im Parlament – ganz abgesehen davon, dass diese die EU-Forderungen nicht erfüllen würde – müssten die zypriotischen Banken noch über den Donnerstag hinaus geschlossen bleiben. Zu groß ist die Gefahr eines Bank Runs (der auch in anderen europäischen Ländern befürchtet wird – hier). Der Chef der zypriotischen Zentralbank, Panicos Demetriades, sagte am Dienstag im Parlamentsausschuss, dass nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Zwangsabgabe Bankkunden in den ersten Tagen etwa 10 Prozent des Kapitals von den Banken abziehen werden.

Nach den heftigen Protesten am Montag werden auch am Dienstag wieder Demonstrationen erwartet.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Erkennen Sie schnell instabile Li-Ion-Batterien

Brady Corporation bietet eine neue, kostengünstigere Lösung an, um instabile Li-Ion-Batterien im Lager schnell und einfach zu erkennen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima im Januar: Deutsche Wirtschaft erholt sich leicht, Zukunft bleibt ungewiss
27.01.2025

Das Ifo-Geschäftsklima hat sich im Januar leicht verbessert und zeigt einen ersten Anstieg nach zwei Rückgängen. Während die aktuelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell noch leicht im Minus - und wieder um 100.000 US-Dollar
27.01.2025

Zum Start in die neue Handelswoche zeigte sich der Kryptomarkt tiefrot, eingebrochen war am Montagmorgen auch der Bitcoin-Kurs. Aktuell...

DWN
Finanzen
Finanzen Fremdfinanzierung ohne Banken: Von Mikrokrediten bis Crowdfunding
27.01.2025

Auch abseits von klassischen Bankdarlehen gibt es Möglichkeiten für Unternehmen und Privatpersonen, sich Fremdkapital zu beschaffen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldwäsche mit Kryptowährungen: Europol sprengt Ring von "Unterwelt-Bankern"
27.01.2025

Eine Bank für Kriminelle in Europa bot alle Dienstleistungen wie Geldwäsche und Transporte an. Vor allem ging es um illegale Geschäfte...

DWN
Panorama
Panorama Fünf Jahre Corona - Impfungen, Long Covid und die Zukunft der Pandemie
27.01.2025

Die Corona-Pandemie hat weltweit bleibende Spuren hinterlassen. Fünf Jahre nach dem ersten Fall in Deutschland werfen Experten einen Blick...

DWN
Politik
Politik Warum der Merz-Plan so einschlägt: Deutschland scheitert an Dublin-Rückführungen
27.01.2025

Die EU hat sich ein System zur fairen Aufnahme von Asylbewerbern ausgedacht - das Dublin-Verfahren. Die Statistik zeigt: Für Deutschland...

DWN
Politik
Politik Ungarn zieht Veto zu Russland-Sanktionen der EU zurück
27.01.2025

Dass die Russland-Sanktionen der EU alle sechs Monate einstimmig verlängert werden müssen, birgt für kritische Staaten ein erhebliches...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Kurs stürzt ab - DeepSeek bereitet Investoren große Sorgen
27.01.2025

Die Nvidia-Aktie befindet sich zum Start in die neue Handelswoche im freien Fall. Am Montag verzeichnete der KI-Chip-Gigant einen...