Finanzen

Bank of Cyprus: Der Schneeball rollt ins Mittelmeer

Die Bank of Cyprus startet ihre Restrukturierung mit einer neuen Last, die ihr von den Euro-Rettern aufgebürdet wird: Sie steht nach der Übernahme durch die Laiki-Bank mit 10,5 Milliarden Euro bei der EZB in der Kreide. Bisher waren es nur 1,5 Milliarden. Für die Sicherheiten, die hinterlegt wurden, kann man sich in Zypern nicht einmal einen Zitronenbaum kaufen.
26.03.2013 01:25
Lesezeit: 1 min

Die Entscheidung über die Aufteilung der zweitgrößten zypriotischen Bank, der Laiki Bank, in eine Good Bank und eine Bad Bank ist ein weiteres Beispiel dafür, wie ein Schneeball-System funktioniert. Im Zuge der Umstrukturierung des zypriotischen Bankensektors muss nun die Bank of Cyprus die von der Laiki Bank aufgenommenen Notfallkredite (ELA) in Höhe von neun Milliarden Euro übernehmen.

Können sich Banken nicht mehr am herkömmlichen Kapitalmarkt bedienen, stellt die EZB über das ELA-System Notfallkredite bereit. Diese beziehen die nationalen Banken dann über die Zentralbank des jeweiligen Landes.

Dafür müssen die nationalen Banken bei der Zentralbank des Landes Sicherheiten hinterlegen. Diese Sicherheiten sind jedoch nicht werthaltig, sonst könnte sich die Laiki ja am Markt refinanzieren. Mit der Zerschlagung der Laiki belegt die EZB, dass diese Sicherheiten nichts wert sind - sonst müsste die Bank ja nicht abgewickelt werden.

Zypern-Deal: Schlag für Bank of Cyprus

Bisher hatte die Bank of Cyprus ELA-Kredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro aufgenommen. Doch mit der Bad Bank kommen nun weitere neun Milliarden Euro dazu. Damit hat die Bank of Cyprus Kredite in ihren Büchern, die sie nur schwer jemals zurückzahlen können wird. Sobald nun die Banken in Zypern wieder öffnen, wird die Bank of Cyprus damit zu kämpfen haben, dass die Bankkunden trotz der Einführung der Kapitalverkehrskontrollen, versuchen werden, so viel Geld wie möglich abzuheben.

Schließlich können sie nicht wissen, inwiefern ihnen nicht auch irgendwann einmal der Haircut droht (hier). Zumal die Zukunft der Bank of Cyprus durch die neuen Verbindlichkeiten ebenfalls infrage gestellt ist. Der drohende Abfluss weiterer Gelder dürfte dazu führen, dass die Bank weitere ELA-Kredite aufnehmen müsste.

EZB drohen Verluste

Die neuen, der Bank of Cyprus aufgebürdeten ELA-Kredite können für die EZB deshalb schneller faulen als die Zitronen am Mittelmeer. Mit dann insgesamt Notfallkrediten in Höhe von 10,5 Milliarden Euro steht die Bank auf wackeligen Füßen.

Geht die Bank of Cyprus an der Restrukturierung zugrunde, sitzt die zypriotische Zentralbank auf Krediten, die sie über das Eurosystem bei der EZB aufgenommen hat, und kann diese nicht zurückzahlen. Entsprechend hat auch die EZB keinen Zugriff auf die vergebenen ELA-Kredite.

Über das Target 2 System werden dann die Ausfälle an die Euro-Staaten verteilt.

Außer man findet dann eine andere Bank, mit der man die Bank of Cyprus verschmelzen könnte, die dann wiederum die Kredite und die Sicherheiten weitergereicht bekommt.

Eigentlich ein klassischer Fall für: Goldman, übernehmen Sie!

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugabsturz in Indien: Was passierte bei Flug AI171?
13.06.2025

Mehr als 240 Menschen starben bei einem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien. Premierminister Narendra Modi besuchte den einzigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüsseler Kompromiss: EU führt Handelsquoten für Ukraine wieder ein – Litauen hofft auf Preisstabilisierung
13.06.2025

Handelsstreit mit Folgen: Die EU führt wieder Quoten für ukrainische Agrarimporte ein. Litauen atmet auf, Kiew warnt vor...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Der Microlino: Wie ein Schweizer Tüftler dem SUV-Wahnsinn trotzt
13.06.2025

SUVs dominieren unsere Straßen – größer, schwerer, ineffizienter. Doch ein Schweizer Tüftler stellt sich gegen diesen Trend: Wim...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wenn der Chef den Hund mitbringt: Sind Haustiere im Büro eine Revolution im Büroalltag?
13.06.2025

Ein Hund im Büro bringt gute Laune, sorgt für Entspannung und fördert das Teamgefühl – doch nicht alle sind begeistert. Warum...

DWN
Politik
Politik EU-Sanktionen wegen Russland-Handel: Brüssel zielt nun auch auf Chinas Banken
13.06.2025

Die EU plant erstmals Sanktionen gegen chinesische Banken wegen Unterstützung Russlands durch Kryptowährungen. Peking reagiert empört...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Kurse unter Druck: Markt reagiert panisch auf Nahost-Eskalation
13.06.2025

Explodierende Spannungen im Nahen Osten bringen den Kryptomarkt ins Wanken. Bitcoin fällt, Ether bricht ein – Anleger flüchten panisch...