Politik

Banken-Lobby zu Kapital-Kontrollen: „Die Leute werden sich daran gewöhnen“

Der Bundesverband der Deutschen Banken sieht die Lage in Zypern entspannt. Zypern habe die Wirtschaftskraft von Bremen, die Lage werde sich rasch beruhigen. Banken-Lobbyist Michael Kemmer verlangt, dass „man genau nachschauen müsse“ wie es möglich war, dass die Russen ihr Geld vorzeitig aus Zypern rausholen konnte.
28.03.2013 15:53
Lesezeit: 2 min

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Der Cheflobbyist der deutschen Banken, Michael Kemmer, sagte in einem Interview mit dem DLF, wie der Deutschen Bankenverband die Lage in Zypern einschätzt.

Zum Thema Rechtsbruch (nach dem Maastricht-Vertrag sind Kapital-Verkehrskontrollen verboten):

„In dem Spezialfall Zypern geht es wahrscheinlich nicht anders. Gut ist das natürlich nicht, das widerspricht auch dem Grundsatz der EU, der Kapitalverkehrsfreiheit, und das widerspricht natürlich auch dem Grundsatz, dass jeder über sein Geld verfügen können müsste. Aber wir müssen schon sehen: Zypern ist natürlich ein Sonderfall mit einem sehr stark überdimensionierten Bankensektor. Andererseits: Zypern ist auch ein kleines Land. Zypern hat die Wirtschaftskraft von Bremen. Wir sollten das Problem auch nicht überbewerten. Das ist von der Gesamtdimension her absolut überschaubar. Aber es ist natürlich klar, dass jeder hier sehr sensibel guckt, was dort passiert, und schön ist das nicht, gar keine Frage.“

Zum Thema Gefahr eines Bank-Run in Zypern:

„Ich glaube, dass sich das schon beruhigen wird. Die Leute werden sich daran gewöhnen. Und ich glaube auch nicht, dass es so einfach ist für jeden einzelnen, sein Geld zu nehmen und ins Ausland zu transferieren. Natürlich ist Unruhe da, das ist auch verständlich, aber ich gehe davon aus, wenn man hier auch vertrauensbildende Maßnahmen seitens der Regierung macht, den Leuten aufzeigt, wie es weitergehen wird und wie es weitergehen kann, dass sich die Situation tatsächlich nach ein paar Tagen beruhigen wird.“

Zum Thema „Russen sind längst raus“:

Das verstehe ich auch nicht. Das würde ich auch für sehr schwierig halten, wenn diese Aussagen tatsächlich zuträfen, denn das ist natürlich für überhaupt niemanden nachvollziehbar, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ich kenne es auch nur wie Sie aus der Presse. Man wird hier genau nachschauen müssen, was da war. Das ist ein großes Problem. Also das kann eigentlich nicht sein, da haben Sie völlig recht.“

Michael Kemmer war, bevor er Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Banken wurde, lange Jahre sehr erfolgreich bei der BayernLB tätig und hat dazu beigetragen, dass die Bayern LB weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde (mehr dazu hier).

Der Bankenverband ist von der Bundesregierung ausgewählt worden, um den Kinder in der Schule den richtigen Umgang mit Geld beizubringen (hier).

Das ganze Interview beim DLF – hier.

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