Politik

Video-Botschaft aus Italien: „Frau Merkel, so kann es in Europa nicht weitergehen“

Der Präsident der italienischen Region Kampagnen hat Angela Merkel im Badeort Ischia willkommen geheißen – und ihr empfohlen sich die Stadtviertel anzusehen, wo die arbeitslosen Jugendlichen leben. Ein höflicher, aber dennoch unfreundlicher Akt gegen die hochrangige Touristin.
02.04.2013 00:37
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

„So kann es in Europa nicht weitergehen!“ – mit dieser ungewöhnlichen Botschaft begrüßte Stefano Caldoro, der Präsident der Region Kampagnen, Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem Osterbesuch in Ischia. In einem Video mit deutschen Untertiteln attackierte Caldoro, im Ton zwar äußerst freundlich, in der Sache jedoch ziemlich deutlich, Merkel für die deuitsche Europa-Politik.

Zwar freue man sich sehr, dass Merkel nach Ischia gekommen sei, und Caldoro wünschte der deutschen Bundeskanzlerin gut Erholung. Doch sie sollte sich nicht nur die schönen Thermen ansehen, sondern auch jene Viertel von Ischia, in denen die Jugendarbeitslosigkeit außer Kontrolle geraten sei: Auf einen deutschen Arbeitslosen kämen mittlerweile zehn italienische Arbeitslose.

Zahlreiche Firmen müssten zusperren. Europa befinde sich auf einem schlechten Weg und verliere die Balance.

Schuld daran trage, so Caldoro, der von Berlin verordnete Sparkurs. Dieser werde nicht funktionieren. Der Sparkurs müsse gelockert werden, wenn Europa schwere soziale Verwerfungen vermeiden möchte.

Interessant an dem Video ist weniger, dass ein charmanter Italiener sich über den deutschen Sparkurs beschwert. Immerhin ist Caldoro ein ziemlich typischer Vertreter der italienischen Eliten, die ihre Fahne nach dem Wind richten: Er war zunächst Sozialist und als solcher auch in verschiedenen gut dotierten EU-Gremien. Als die Sozialisten zerfielen und sich spalteten, wechselte Caldoro in das Lager von Silvio Berlusconi, dem er heute noch dient.

Bemerkenswert an dem Statement ist, dass Caldoro eingangs den sozialistischen Präsidenten Francois Hollande als den Vorkämpfer gegen das Merkelsche Spardiktat pries.

Diese Allianz zeigt, dass in Süden Europas zusammenwachst, was immer schon zusammengehört hat. Die italienisch-französische Achse ist nunmehr also nicht nur auf dem höchsten Niveau der Macht, bei der EZB, sichtbar.

Sie formiert sich zwischen den Provinzpolitikern Europas und untermauert die Bestrebungen, einen weichen Euro in ganz Europa durchzusetzen.

Ob Angela Merkel das Video gesehen hat, ist nicht überliefert. Sie sollte es sich ansehen: Es enthält wertvolles Anschauungsmaterial über die künftigen Konfliktlinien in der EU.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis und Ölpreis: Trumps zweite Amtszeit könnte turbulent für den Rohstoffmarkt werden
21.01.2025

Donald Trump ist zum zweiten Mal US-Präsident – turbulente Zeiten scheinen sicher. Unmittelbare Auswirkungen kommen auf den...

DWN
Panorama
Panorama Macht Elon Musk hier den Hitlergruß? Wirbel um Video im Netz
21.01.2025

Bei einer Parade zu Trumps Amtseinführung reckt Elon Musk den ausgestreckten Arm zum Publikum. Viele wollen darin einen Hitlergruß...

DWN
Politik
Politik Trump erlässt Austritt aus Weltgesundheitsorganisation: "Die WHO hat uns abgezockt"
21.01.2025

Donald Trumps Amtsantritt beginnt mit einem Paukenschlag. Unter anderem verfügte er in einem Präsidentenerlass, die...

DWN
Politik
Politik Trump-Regierung: TV-Moderator, Milliardär, Radikale - wer sind die mächtigsten Köpfe in Trumps Team?
21.01.2025

Die Auswahl der Kandidaten für zentrale Regierungspositionen folgte bei der Trump-Amtseinführung besonderen Kriterien: Medienwirksamkeit,...

DWN
Finanzen
Finanzen Upstart-Aktie: Prognose 2025 - wie die KI des Fintechs den Stellenabbau in Banken beschleunigt
21.01.2025

Bei der Vielzahl neuer AI-Startups und Hi-Tech-Schmieden, die ihre IT-Kompetenz um Künstliche Intelligenz ergänzen und sich dadurch neu...

DWN
Politik
Politik Panamakanal, Migration und Trans-Personen: Trump kündigt Knallhart-Maßnahmen bei Antrittsrede an
20.01.2025

Donald Trump führt als 47. US-Präsident nun offiziell die Geschicke der Vereinigten Staaten. Bei seiner Antrittsrede wiederholte er seine...

DWN
Politik
Politik Trump-Amtseinführung: Erste Maßnahmen nach der Vereidigung - und die Auswirkungen
20.01.2025

Die zweite Amtszeit von Donald Trump beginnt mit weitreichenden Maßnahmen. In den ersten Stunden nach Trumps Amtseinführung sind bereits...

DWN
Finanzen
Finanzen ETF-Größe ist unterschätztes Auswahlkriterium: Warum das Fondsvolumen wichtig ist
20.01.2025

Anleger orientieren sich an der Kostenquote TER oder der Performance, um einen ETF auszuwählen. Doch laut Experten sollten sie die...