Finanzen

Internet-Währung Bitcoin: „Keine Zentralbank der Welt kann uns verbieten“

Der Geschäftsführer von Bitcoin Deutschland, Oliver Flaskämper, sagt: Die Regierungen können die Bitcoins nicht verbieten, weil es eine große Nachfrage nach gutem Geld gäbe. Auch immer mehr professionelle Anleger interessieren sich für die Internet-Währung.
04.04.2013 01:03
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Draghi zu Haircuts: Sparer haben nichts zu befürchten

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Offensichtlich stellt Bitcoin eine Bedrohung für die Zentralbank-Währungen dar. Welche Mittel stehen der Politik im Kampf gegen Bitcoin prinzipiell zur Verfügung?

Oliver Flaskämper: Die Zentralbanken können Börsen und Marktplätze wie bitcoin.de verbieten und es Händlern verbieten, Bitcoins als Zahlungsmittel anzubieten. Das war es dann aber auch schon. Alle anderen Maßnahmen – wie eventuell auch Privatleuten den Besitz oder Weitergabe von Bitcoins zu verbieten – werden wohl nicht durchsetzbar sein. Das Alkohol- und Goldverbot in den USA im letzten Jahrhundert lässt grüßen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Auswirkungen hat der Boom auf Unternehmen, die Bitcoin-Zahlung akzeptieren?

Oliver Flaskämper: Unternehmen, die Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren, erfreuen sich eines Zustroms von Bitcoin-Fans, die einfach mal gerne statt in Euro mit freiem Geld bezahlen wollen. Bei den aktuellen Preissprüngen sollte man sich aber überlegen, ob man mit Bitcoins wirklich zahlt.

Denn wer zahlt schon gerne mit einer Währung, die morgen eventuell schon 10 Prozent mehr wert ist als heute. So gesehen sind Bitcoins aktuell wohl eher mehr ein Mittel zur Wertaufbewahrung statt ein Zahlungsmittel. Wenn sich der Kurs aber wieder etwas mehr stabilisiert, profitiere ich von nahezu gebührenfreien Überweisungen rund um die Welt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie erklären Sie den aktuellen Bitcoin-Boom? Wer steigt gerade in den Bitcoin-Markt ein?

Oliver Flaskämper: Euro-Kritiker, Gold-Fans, Spekulanten, Investoren, die diversifizieren wollen, Glücksritter, Nerds, Computer-Freaks, Fans eines freien Geldes, politisch links-liberale ... und immer mehr institutionelle, professionelle Anleger, die in Bitcoins eine ernstzunehmende Währungsalternative sehen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Können Sie sagen, aus welchen Ländern der Kapitalzufluss kommt?

Oliver Flaskämper: Wir sehen viele Anmeldungen aus den Krisenländern. Vor allem Spanien, Griechenland und Portugal. Aber auch Anmeldungen aus Zypern sind (trotz Zahlungsverkehrsbeschränkungen) seit Anfang der Woche verstärkt zu beobachten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sehen Sie eine Verbindung zur Zypernkrise?

Oliver Flaskämper: Ich würde eher sagen Eurokrise, die durch Zypern wieder in Gedächtnis gerufen wurde und nochmal an Brisanz zugelegt hat, als man (die Troika) doch wirklich den Vorschlag gemacht hat, die von der EU garantierte Einlagensicherung von 100.000 Euro auszuhebeln. Seitdem denken viele EU-Bürger inklusive Deutsche: „Was in Zypern passiert, kann auch bald bei uns passieren“ – allen Beschwichtigungsversuchen zum Trotz.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Ist es möglich, dass Regierungen Bitcoin-Guthaben sperren?

Oliver Flaskämper: Zumindest das Guthaben bei den Bitcoin-Börsen oder Online-Wallets könnte natürlich gesperrt werden. Da dies aber nur ein kleiner Teil der gesamten Menge an Bitcoins ist, hätte die Sperrung, beziehungsweise Enteignung dieser Guthaben nur den Effekt, dass die nicht gesperrten Guthaben an Wert gewinnen würden.

Auf der anderen Seite darf man sich nichts vormachen, eine staatliche Intervention würde erst mal für einen heftigen Kursrutsch sorgen. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich das Bitcoin-System auch davon relativ schnell wieder erholen würde.

Die Menschen wollen „gutes Geld“, genauso wie sie Gold besitzen oder Alkohol trinken möchten. Privater Goldbesitz und Alkohol waren ja mal im letzten Jahrhundert in den USA verboten – wie wir wissen nur mit sehr mäßigem Erfolg. Beide Verbote wurden am Ende wieder aufgehoben. Beim Alkohol ging es schneller, das wirkungslose Goldverbot hat es auf dem Papier etwas länger gegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...