Die EZB steht kurz vor einer weiteren Senkung des Leitzins. Aber schon jetzt sind die deutschen Sparer mit so niedrigen Zinsen konfrontiert, dass sie durch die Inflation reale Verluste machen. Vor allem in der Altersvorsorge fehlt später das Geld. Schon jetzt hat die deutsche Sparquote deutlich abgenommen. Der Wirtschaft wird mit einer solchen Aktion auch nicht geholfen.
Die steigende Arbeitslosigkeit, die Rezession und der Druck vieler Eurostaaten lässt eine erneute Senkung des Leitzinses durch die EZB immer wahrscheinlicher werden. Und das, obwohl sich der Leitzins mit 0,75 bereits seit fast einem Jahr auf einem historischen Tiefstand befindet. Angela Merkel hat deshalb bereits eine Erhöhung des Leitzins gefordert. Nun warnen auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken, die Sparkassen sowie die Versicherungswirtschaft die EZB vor einem solchen Schritt:
Eine erneute Zinssenkung wäre ein falsches Signal für Sparer und alle, die für das Alter vorsorgen. Jeder Zinsschritt nach unten lässt die Sparguthaben schmelzen. Sinkende Zinsen bedeuten einen sinkenden Anreiz für das Sparen und Vorsorgen. Dabei müssen die Menschen heute mehr als bisher vorsorgen, um ihren Lebensstandard im Alter zu sichern.
Die derzeitige Inflation ist oftmals höher als die Zinsen, die Sparer von ihren Banken erhalten. Damit verlieren sie tagtäglich reales Geld. Ein Problem, dass nicht zuletzt bereits die heutigen Rentner haben (hier). Doch nicht nur das reine Sparen wird durch die Niedrigzinspolitik zum Minus-Geschäft. Der Präsident der Deutschen Versicherungswirtschaft, Alexander Erdland, warnt explizit vor negativen Folgen für die private Altersvorsorge.
Allein 2012 verzeichneten die Lebensversicherer für ihre Kunden zinsbedingte Mindereinnahmen von 4 Milliarden Euro. Dabei ist die Notwendigkeit privater Vorsorge ungebrochen; dies gilt vor allem für die jungen und mittleren Generationen, die sich aufgrund des demografischen Wandels weniger auf die gesetzliche Rente verlassen können als die Älteren.
Die meisten Versicherungsunternehmen sind verpflichtet ihr Geld in sichere Anlagen zu investieren. Oft untersagen die Geschäftsbedingungen, dass spekulativere Investitionen von den Versicherungen nicht getätigt werden dürfen. Aber je höher das Risiko, umso höher in der Regel die Rendite. Doch so bleibt den Versicherungen oft nichts anderes übrig als beispielsweise in sichere deutsche Staatsanleihen zu investierten. Die aber bringen ihnen Verluste ein.
Derzeit liegt beispielsweise die durchschnittliche Rendite für zehnjährige, deutsche Anleihen bei 1,22 Prozent. Im Februar lag die offizielle Inflation bei 1,5 Prozent (hier). Damit zahlen die Versicherungen derzeit dafür, in zehnjährige Anleihen zu investieren. Noch dramatischer war es, als deutsche Bonds vor wenigen Monaten sogar Zinssätze im Negativbereich aufwiesen.
Neben dem Negativfolgen für die deutschen Sparer spricht aber auch die bisherige, wirtschaftliche Wirkungslosigkeit gegen eine weitere Zinssenkung der EZB. Das billige Geld hat in der Vergangenheit nicht dazu beigetragen, dass die Banken automatisch mehr Kredite an Unternehmen vergeben. Stattdessen nehmen die Banken das Geld der EZB und investieren es in Staatsanleihen. Wenn sie für 0,75 Prozent und weniger Geld bei der EZB leihen können, für den Kauf von spanischen Anleihen dann eine Rendite von mehr als 3 Prozent erhalten, ist das ein lukratives Geschäft.
Das ist für die Banken ertragsreicher, als unter Liquidität leidenden Unternehmen Kredite zu vergeben. Zuletzt haben die europäischen Banken sogar die Anforderung zur Vergabe von Krediten noch erhöht, statt sie zu verringern.
So trägt die Geldpolitik der EZB bisher nicht zur Stärkung der Wirtschaft bei. Vielmehr vergrößert sie noch die Abhängigkeit zwischen den Staaten und den Banken. Die Sparer und Unternehmen aber zahlen den Preis dafür.
Das und die Tatsache, dass die Enteignung der Sparer mit Zypern erste Züge angenommen hat, haben zu einem deutlichen Absinken der deutschen Sparquote geführt. Die Bürger haben damit begonnen, ihr Geld von der Bank abzuheben und lieber zuhause zu horten (hier).
Senkt die EZB den Leitzins zahlen die Sparer und Unternehmen am Ende für die Verschuldung der Staaten: Das billige Geld der EZB stützt die Fortsetzung der niedrigen Erträge für Sparer und gibt den Banken günstige Finanzmittel zum Kauf von Anleihen. Das hält die Refinanzierungskosten der Staaten niedriger, als sie angesichts der realen wirtschaftlichen Fakten sein dürften. So haben etwa in Italien und Spanien die nationalen Banken hauptsächlich die italienischen und spanischen Anleihen gekauft - mit dem Geld der EZB. Die Schulden der angeschlagenen Staaten erhöhen sich. Am Ende steht ein Bailout, das über den Geldbeutel der Steuerzahler finanziert wird.
Das angeschlagene Bankensystem wird auf diese Weise auch indirekt über den Steuerzahler finanziert. Und wenn dann wieder der Kollaps einer Bank bevorsteht, zahlen die Bankkunden für die Abwicklung dieser.