Finanzen

Ökonom: Das Geld-Monopol des Staates muss abgeschafft werden

Lesezeit: 4 min
11.05.2013 01:37
Der Ökonom Christoph Braunschweig sieht das Monopol des Staates, Geld zu drucken, als die Haupt-Ursache der globalen Schuldenkrise. Was früher Könige und Fürsten waren sind heute die Bürokraten. Ein Geld-System würde besser ohne eine im Kern unkontrollierbare Politik funktionieren. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten bringen einen Auszug aus Braunschweigs neuem Buch.
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Man muss das Geld vom Staat trennen. Solange sich Staat und Regierung über das staatliche Geldmonopol unbegrenzte Mittel beschaffen können, solange werden die meisten Menschen auch glauben, der Staat könne über unbegrenzte Mittel verfügen – und so lange werden sie folglich fortfahren, Forderungen an ihn zu stellen, immer mehr und noch mehr; und solange werden die Politiker diese Forderungen auch erfüllen.

Das gilt insbesondere dann, wenn die Mittelbeschaffung des Staates geschickt verschleiert werden kann, eben über Staatsverschuldung, schleichende Inflation und Umverteilung, so dass die Menschen nicht mitbekommen, dass es sich um ihre eigenen Mittel handelt, die verschleudert und verteilt werden. Dass bei der Umverteilung von den so genannten „stärkeren Schultern“ auf die „schwächeren Schultern“ auch das Geld der beschenkten Schwächeren verbraten wird, durchschaut kaum jemand. Der Glaube, der Staat könnte (und müsste) für Wachstum, Vollbeschäftigung, Wohlstand, soziale Sicherheit und Geldwertstabilität sorgen, ist ein grandioses Irrtum.

Es zeugt von schierer Unwissenheit und großem Illusionismus – oder seitens der Politik von intellektueller Anmaßung und rücksichtslosem Machtkalkül. Bei Richard M. Ebeling, Präsident der Foundation for Economic Education, heißt es sinngemäß: Mit der staatlichen monetären Zentralplanung hat der Staat das Werkzeug in der Hand, den Realwert der Ersparnisse und der Arbeitseinkommen der Menschen zu manipulieren und sogar zu vernichten. Er kann die Einkommen zu politischen Zwecken umverteilen; und er kann die Struktur der Investitionen, des Kapitals und der natürlichen Ressourcen-Allokation der gesamten Volkswirtschaft verzerren, was zu den künstlichen konjunkturellen Booms und Busts führt.

Niemand kann erklären, wie und warum einige Zentralbanker besser als der freie wettbewerbliche Markt wissen könnte, was als Geld dienen soll, welche Menge davon vorhanden sein – und welchen Wert es haben sollte, und welche Zinssätze jeweils für das richtige und permanente Gleichgewicht zwischen den volkswirtschaftlichen Größen Sparen und Investieren sorgen.

Die übermäßigen Konjunkturzyklen, die Stagflation, die Rezession, Depression und Inflation sind nicht das Ergebnis der kapitalistischen Marktwirtschaft, sondern die Folge des staatlichen Geldes. „Kein Staat ist in der Lage, sich genügend einzuschränken, wenn ihm unbeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Diese Erfahrung muss jede Generation, die nicht bereit ist, aus der Geschichte zu lernen, von neuem machen“, schreibt Erich Leverkus (Freier Tausch und fauler Zauber).

Es gibt also nur eine wirksame und dauerhafte Methode, diesen Teufelskreis zu beenden: dem Staat die Verfügungsmacht über das Geld entziehen. Die bisherige Instabilität des Kapitalismus ist eine Folge davon, dass der wichtigste Regulator des Marktmechanismus, das Geld, seinerseits von der Regulierung durch den Marktprozess ausgenommen ist.

Das Aufgeben des staatlichen Geldmonopols ist deshalb keine Frage der persönlichen Vorlieben, sondern des langfristigen Überlebens der (noch) freiheitlichen Gesellschaftsordnung.Wenn der Zusammenbruch erfolgt und seine Ursachen falsch interpretiert werden, dann steht den westlichen Demokratien eine schwere Zeit bevor.

Die Menschheit hat mehr als tausend Jahre gebraucht, um festzustellen, dass sie keine Könige, Kaiser und Fürsten braucht, die ihr vorschreiben, was zu tun ist. Hoffentlich dauert es keine weiteren tausend Jahre, bis die Menschen begreifen, dass sei dafür auch keine selbstherrlichen Politiker und Funktionäre mit alleiniger Macht über das Geld brauchen. Politisches Wollen und Machen, das gegen die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten gerichtet ist – und das ist Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik fast immer -  kann in aller Regel nur kontraproduktiv und zerstörerisch sein.

Wenn der Zusammenbruch erfolgt und seine Ursachen falsch interpretiert werden, dann steht den westlichen Demokratien eine schwere Zeit bevor.

Zu oft wurde die wirtschaftliche Vernunft von der Politik mit Füßen getreten. Zu oft sind Ideologie, realitätsfremde Weltbeglückung, Gruppen-Egoismus, politisches Taktieren an der Macht gewesen. Die heutige Wirtschaftspolitik, die mit aller Macht versucht, den Schein aufrecht zu halten, indem die grundlegenden Strukturprobleme fälschlicherweise als Kreditklemme gedeutet werden, die durch Drucken immer neuen Geldes überwunden werden soll, ist geradezu fatal. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass bis jetzt noch jede staatliche Papiergeldwährung ihr natürliches Ende in einer Hyperinflation gefunden hat.

Das Schlimmste an diesem verhängnisvollen Geschehen ist die Vermutung, dass man dafür dann nicht das staatliche Papiergeld und das Zentralbanksystem verantwortlich machen wird, sondern geradezu perfiderweise den Kapitalismus und die Marktwirtschaft. Doch Wohlstand ist einzig und allein das Ergebnis harten, persönlichen und in Generationen denkenden Tätigseins, und weder durch das Glücksspiel an der Börse noch durch das Pyramidensystem der Staatsanleihen erreichbar (Gregor Hochreiter). Selbst solche Ökonomen, die normalerweise Partei für den freien Markt ergreifen, hören damit beim Geld auf.

Geld sei angeblich etwas anderes, glauben sie ganz fest. Ein freier Markt für Geld ist für sie kaum vorstellbar. Dabei gibt es kein einziges stichhaltiges Argument, wonach ein freies Geldsystem nicht genauso hervorragend wie der Rest der freien Wirtschaft funktionieren würde. Geld hat nichts an sich, was eine umfassende staatliche Lenkung und Kontrolle erforderlich machen könnte.

Die Währungsgeschichte des 20. Jahrhunderts ist ja letztlich nichts anderes als die Geschichte von der Loslösung der Edelmetalldeckung, um seitens des Staates durch Papiergeld die Finanzströme am Markt vorbei in die politisch erwünschten Kanäle umzuleiten. EZB und Euro bringen letztlich nicht nur Inflation, sondern begünstigen auch die zentralistische Bürokratisierung der politischen Institutionen.

Es ist abzusehen, dass die Nationalstaaten zunächst in finanzielle und später dann auch in politische Abhängigkeit zum Brüsseler Zentralstaat geraten, so wie es eine Aggregationsstufe niedriger bereits heute zwischen den Bundesländern und dem Bund in Deutschland der Fall ist. Der Brüsseler Moloch wird nicht zögern, im Endeffekt die von ihm verbürgten Kredite in die eigene Hand zu nehmen, um sich somit vor den Augen aller europäischen Bürger unentbehrlich zu machen (Jörg G. Hülsmann). Die Einführung des Euro beruht auf einer undurchdachten Utopie, die zu der jetzigen Situation der konzeptionslosen Hoffnungslosigkeit geführt hat und nun mehr und mehr zu einem regelrechten Schrecknis wird.

Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, das die Sozialisierung der Schulden der amerikanischen Bundesstaaten als eine der Ursachen für den amerikanischen Bürgerkrieg gilt. Im Ergebnis bringen EZB und Euro zweierlei Entwicklungen mit sich: einerseits die Entstehung und Entfaltung eines zentralen europäischen Wohlfahrtsstaates, andererseits die Anhäufung neuer Schulden im Namen dieses neuen Zentralstaates.

Beides führt am Ende zum Zusammenbruch entweder zum Zerfall in der Geldentwertung oder zum Zerfall des all- mächtigen Zentralstaates unter seiner eigenen bürokratischen Ineffizienz. Das ist es was die Zukunft für die Euro-Zone bereithält, falls kein grundlegender Kurswechsel stattfindet (Jörg G. Hülsmann).

Christoph Braunschweig ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Staatlichen Wirtschaftsuniversität Jekaterinenburg. Er hat selbst noch bei Friedrich Hayek studiert und ist einer der profiliertesten Vertreter der sogenannten Österreichischen Schule. Sein neues Buch, dem dieser Auszug entstammt, heißt: „Wohlfahrtsstaat – leb wohl! Der wirtschaftliche und moralische Zerfall des Wohlfahrtsstaates“, und ist im LIT Verlag erschienen. 311 Seiten, 29,90 Euro.


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