Finanzen

EZB verliert den Überblick: Stress-Tests für Banken verschoben

Lesezeit: 1 min
17.05.2013 02:45
Die EZB hat die für dieses Jahr geplanten Stresstests für die Banken abgesagt und auf 2014 verschoben. Damit will die EZB die Möglichkeit erhalten, den Banken vor dem Stresstest noch einmal unauffällig unter die Arme greifen zu können. Danach soll die Banken-Union stehen - und damit der Zugriff auf die deutschen Spareinlagen eine sanftere Rettung ermöglichen.
EZB verliert den Überblick: Stress-Tests für Banken verschoben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eigentlich sollten noch in diesem Jahr alle europäischen Banken einem Stress-Test unterzogen werden. Doch die EU-Bankenaufsicht hat dies nun auf das kommende Jahr verschoben und die EZB für die Untersuchung der großen, systemrelevanten Banken auserkoren.

Grund für die Verschiebung sei eine notwendige Bestandsaufnahme der Großbanken, so die Europäische Bankenaufsicht am Donnerstag in einer Mitteilung. Bei den bisherigen Stress-Tests seien Schwierigkeiten in den Bilanzen nicht gesehen worden. Die Rede ist von dem massiv gestiegenen Anteil fauler Kredite in den Büchern der Banken. Allein im spanischen Bankensektor geht es beispielsweise um geschätzte 200 Milliarden Euro (hier). Vergebene Kredite, die nicht mehr an die entsprechenden Banken zurückgezahlt werden können, und die letztlich abgeschrieben werden müssen. Dies würde jedoch zu herben Verlusten bei den Banken führen.

Nun soll die EZB bei den systemrelevanten Banken selbst die entsprechende Überprüfung der Bilanzen durchführen. Die EZB plant bereits, den Banken die faulen Kredite abzukaufen, um den Banken mehr Luft zu verschaffen, wenn es um die Vergabe neuer Kredite an Unternehmen geht (hier). Und wenn sie die Überprüfungen vornimmt, weiß sie gleich, wie viel Schrottpapiere sie kaufen muss.

Würde sich aufgrund genauerer Untersuchungen der Bilanzen tatsächlich ein klares Bild über den Zustand der großen europäischen Banken abzeichnen, würde dies die aktuelle Krise noch verschärfen. Die Risiken in den Bilanzen der systemrelevanten Banken sind enorm – nicht nur mit Blick auf die faulen Kredite, sondern auch hinsichtlich der Derivate wie etwa bei der Deutschen Bank (hier). Die Bestandsaufnahme würde zumindest annähernd zeigen, wie marode das Bankensystem der Eurozone mittlerweile ist. Die Reaktion der Investoren wäre ein möglicher Rückzug aus dem Staatsanleihen-Markt und damit steigende Zinskosten für Länder wie Spanien, Italien und Frankreich. Das und die wirtschaftliche Schieflage könnte die Notwendigkeit eines Bailouts für diese Länder wiederum beschleunigen. Doch Spanien, Italien und Frankreich sind zu groß, um mit Geldern aus dem ESM ausreichend versorgt zu werden.

Offenbar hat die EZB den Überblick verloren und fürchtet nun, dass es bei einem Stress-Test zu unerfreulichen Ergebnissen kommen könnte.

Und so geht es bei der Verschiebung der Stress-Tests vor allem darum, Zeit zu gewinnen. Die EZB will die Banken-Union so schnell wie möglich etablieren, um gefährdete Banken dann mit dem Geld der Deutschen europaweit retten zu können.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...