Deutschland

Drohnen gekauft: Deutsche Bahn kann künftig Kunden überwachen

Lesezeit: 2 min
26.05.2013 02:04
Die Deutsche Bahn testet drohnenähnliche Fluggeräte, mit denen Bürger überwacht werden können. Jedes Gespräch und jedes Treffen auf einem Bahnhof kann damit aufgezeichnet werden. Offiziell geht es nur um Graffiti-Sprayer. Dafür sind die Geräte jedoch zu teuer. Alle Aufzeichnungen sollen „gerichtsfest“ sein – für welche Vergehen auch immer.
Drohnen gekauft: Deutsche Bahn kann künftig Kunden überwachen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Künftig könnte es für die Bürger gefährlich werden, sich auf dem Gelände der Deutschen Bahn mit anderen Menschen zu treffen. Einem Bericht der Bild am Sonntag zufolge testet die Deutsche Bahn neuen Micro-Drohnen: Sie tragen nicht das Hoheitsabzeichen der Deutschen Luftwaffe, sondern das schmucke DB-Logo der Deutschen Bahn. Sie können 80 Minuten in der Luft bleiben und alle Daten „gerichtsfest“ dokumentieren. Die Überwachungsgeräte arbeiten mit Wärmebildern.

Sie liefern erstaunlich präzise Bilder, wie das Video am Anfang des Artikels zeigt.

In Sachsen werden solche Überwachungsgeräte schon seit längerem eingesetzt: Der sächsische Innenminister Markus Ulbig erklärte, dass sich die „Einsatzbandbreite von der Überwachung und Aufklärung u.a. bei Veranstaltungen, der Unterstützung von Suchmaßnahmen, der Observation, der Dokumentation von Verkehrsmaßnahmen bis zu Tatortaufnahmen“ erstrecke. Ulbig lobt die Vorzüge des Geräts auf der Website der Firma Microdrones, die zu ihren Referenz-Kunden stolz die Chinese Armed Police Forces anführt.

Da findet sich die Deutsche Bahn dann ja in guter Gesellschaft: Nun kann sie ohne großen Aufwand quasi ihre eigene Haus-Polizei installieren.

Zwar nennt die Bild interessanterweise den Hersteller nicht, doch auf dem zum Artikel veröffentlichten Foto kann man erkennen, dass es sich um eine MD4-1000 aus dem Hause Microdrones aus Siegen handelt.

Offiziell will die Bahn die Geräte zunächst einsetzen, um Geraffiti-Sprayer ausfindig zu machen.

Langfristig dürfte es freilich um viel mehr gehen. Denn als Staatsunternehmen kann die Bahn künftig die Kunden an neuralgischen Punkten überwachen. Als gutes Unternehmen wird sie sich vermutlich nicht besonders entschieden dagegen wehren, die Daten im Bedarfsfall an die Sicherheit-Behörden weiterzugeben - das macht ja sogar Google!

Ein Hubschrauber kostet 60.000 Euro – soviel Schaden können die Graffiti-Sprayer gar nicht anrichten – es wäre billiger, die Graffiti zu übermalen. Die Bahn behauptet, dass der Schaden, der durch Graffiti entstanden ist, im Jahr 2012 etwa 7,6 Millionen Euro betragen haben soll.

Belegt sind diese Zahlen nicht. Es wäre interessant, eine detaillierte Aufstellung zu sehen.

Die freilich wird es nicht geben – denn die Bahn lebt zwar vom Dauer-Bailout durch den Steuerzahler wie bei Stuttgart 21, ist aber als Unternehmen nicht verpflichtet, Rechenschaft abzulegen.

Die Deutsche Bahn will das Gerät „aus Datenschutzgründen zunächst nur auf dem Gelände der Deutschen Bahn“ einsetzen.

Zunächst heißt: Später wird die Bahn offenbar auch Spionage-Aktivitäten für andere Behörden durchführen.

Datenschutz heißt: Ab sofort sollten sich die Bürger darauf einstellen, dass jedes Gespräch, jedes Treffen auf einem Bahnhofsgelände mitgeschnitten werden kann. Die Bahn geht davon aus, dass sie das Recht dazu hat.

Der Vorgang ist insofern interessant, weil die Bahn offenbar plant, die Geräte ohne richterliche Anordnung einzusetzen: Denn wie soll sie wissen, wo gerade welcher Sprayer tätig sein wird.

Die Deutsche Bahn sieht in der neuen Überwachungs-Methode offenbar einen ähnlichen Vorgang, wie ihn die Video-Überwachung auf den Bahnhöfen heute schon darstellt: Auch hier werden unablässig Daten gesammelt.

Tatsächlich ist das Gerät im Einsatz durch ein Staats-Unternehmen ein weiterer Schritt in Richtung Einschüchterung der Bürger.

Jeder soll sich schuldig fühlen. Unter dem Vorwand der „Terror“-Bekämpfung werden die Bürgerrechte mit rasantem Tempo eingeschränkt.

Erst kürzlich war ein Politiker verhaftet worden, weil er auf dem Kölner Hauptbahnhof fotografiert hatte.

Das ist untersagt.

Es könnte als illegales Daten-Sammeln ausgelegt werden.

Solches steht nur dem Staat und dem ihm angeschlossenen Unternehmen (Bahn) oder Einrichtungen (GEZ) zu.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...