Politik

Merkel: Große Autos bringen mehr Innovation als kleine

Lesezeit: 2 min
27.05.2013 23:10
Im Streit um strengere CO2-Regeln für Fahrzeuge gibt die Bundeskanzlerin dem Druck der Auto-Lobby nach. Sie sichert den Unternehmen ihre Unterstützung zu. Damit stellt sie sich gegen ihre eigene Politik der Klimagas-Reduktion.
Merkel: Große Autos bringen mehr Innovation als kleine

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt die deutsche Auto-Industrie gegen Brüssel.

Bei einer Rede auf einer Konferenz für Elektromobilität, bei der eigentlich das Mantra der Energiewende beschworen wird, stellte sie sich auf die Seite der Autobauer und gegen strengere CO2-Regelungen. Ein Entwurf der EU-Kommission sieht vor, dass PKWs ab 2020 nur noch 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen dürfen. Bis 2025 soll eine weitere Reduktion auf 68 bis 78 Gramm folgen. Das entspricht einem Spritverbrauch von ca. drei Litern auf 100 Kilometern.

Die Autobauer bezeichnen die Auflagen als unerfüllbar. Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Autoindustrie (VDA), hatte in einem Brief an die Bundeskanzlerin um Hilfe gebeten (hier). Wissmann diente als Bundesverkehrsminister in der Regierung Kohl.

Merkel verteidigt die Modellpolitik der deutschen Auto-Industrie: Gerade große Autos seien die Träger von Innovationen, außerdem sei Deutschland stark von der Branche abhängig.

Auszug aus der Rede von Merkel:

„Die Europäische Union versucht, Rahmenbedingungen zu setzen. (…) Wir haben ambitionierte Ziele. Deutschland ist immer bereit, diese Ziele umzusetzen. Aber es muss natürlich auch realistisch sein. Deshalb kommt dem Wort „Super Credits“ eine super Bedeutung zu. Die europäische Stärke wird darin bestehen, Autos aller Typen zu bauen. Es werden kleine Autos dabei sein. Es werden aber auch größere Autos dabei sein.

Ich habe mich viel mit der Frage beschäftigt, wie die Dinge zusammenhängen. Wenn man einmal überlegt, wo die Innovationstreiber herkommen, dann kommen Sie zu großen Teilen eben auch aus der Entwicklung größerer Autos, die dann Eingang in kleinere Autos finden. Insofern sollten wir uns diese Wertschöpfungskette in Europa nicht kaputt machen lassen. Jetzt rede ich nicht weiter. Der Kommissar ist bestens informiert. Wir werden unsere Interessen gemeinsam vertreten, meine Damen und Herren.“

Die Auto-Konzerne fordern nichts weniger als eine komplette Absage der Reform. Ein Verzicht auf die Grenzwertfestlegung für 2025 sei ebenso notwendig wie eine stärkere Anrechenbarkeit besonders effizienter Modelle auf den Flottendurchschnitt eines Herstellers. Mit diesen sogenannten „Supercredits“ wollen die Hersteller erwirken, dass Elektroautos den CO2-Schnitt der Flotte senken und die schweren Geländewagen weiter verkauft werden dürfen.

Die Automobilhersteller stehen dem Elektro-Auto skeptisch gegenüber. Ihre Modell-Politik ist auf die Massenproduktion ausgerichtet. Für größere Autos suchen die deutschen Autohersteller die Absatzmärkte in Nah-Ost und Asien.

Das führt dazu, dass Kunden, die Elektro-Autos wollen, ihren Bedarf abseits der großen Unternehmen decken: Die Deutsche Post etwa baut mit einem Hersteller aus Aachen eigene Modelle für die Zustell-Dienste. Sie hatte sich bei großen Marken eine Abfuhr eingehandelt (mehr dazu hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...