Politik

Gegen korrupte Politik: Massendemos in Bulgarien

Demonstrationen in Bulgarien fordern ein rasches Ende der Regierung, die erst seit wenigen Wochen im Amt ist. Der Grund: Die Vetternwirtschaft und Korruption nimmt überhand. Ein umstrittener Finanzoligarch soll Chef eines Geheimdienstes werden. Schon bald könnte es Neuwahlen geben.
28.06.2013 17:14
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mit faulen Eiern und Tomaten werden die Abgeordneten in Sofia vom Volk begrüßt. Zunächst richteten sich die bereits zwei Wochen andauernden Proteste gegen die ausufernde Vetternwirtschaft in Bulgarien. Jetzt fordern die Demonstranten ein vorzeitiges Ende der frisch gewählten Regierung. „Diese Regierung sollte möglichst schnell gehen. Das wird den Weg zu Neuwahlen und einer neuen Wirklichkeit in Bulgarien ebnen“, sagte ein Demonstrant einem Bericht vom Deutschlandfunk zufolge.

Dabei ist die sozialistische Regierung gerade erst sechs Wochen im Amt. Doch sie wird bereits an der Ausführung ihrer Arbeit gehindert. Die nationalistische Partei Ataka wittert die Chance für einen Umbruch und hatte zwischenzeitlich in einer Protestaktion das Parlament blockiert. Auch die bürgerliche GERB-Partei boykottiert das Parlament, weil sie sich weigert, die Wahlniederlage anzuerkennen.

Der Partei-Chef der Sozialisten, Sergej Stanischew, hält Neuwahlen für nicht unwahrscheinlich:

„In dem Augenblick, in dem die Fraktion von Ataka sagt, dass sie an der Parlamentsarbeit nicht mehr teilnehmen wird, heißt das: vorgezogene Wahlen."

Von Neuwahlen will Premierminister Plamen Orescharski von den Sozialisten jedoch nichts wissen:

"Ich fürchte, die Instabilität, in die wir geraten sind, könnte noch länger dauern, auch in den nächsten Regierungen. Was tun wir dann? Natürlich können wir nicht ohne Parlament arbeiten."

Als Auslöser der Proteste gilt die umstrittene Personalpolitik Orescharskis. Ein umstrittener Oligarch sollte Chef des bulgarischen Geheimdienstes werden. Deljan Peewski habe Verbindungen zu einer mächtigen Bank und werde verdächtigt, in illegale Geschäfte verwickelt zu sein, berichtet die Zeit. Dieser darf nun jedoch nicht mehr an Parlamentssitzungen teilnehmen. Damit ist die Regierungsmehrheit der Koalition aus Sozialisten und Türkenpartei (DPS) dahin. Auf Unterstützung von Oppositionsparteien darf die Regierung nicht hoffen. Das macht Neuwahlen immer wahrscheinlicher.

Für die Menschen in Bulgarien ist die Vetternwirtschaft nicht mehr zu ertragen. Sie nennen die Politiker die „Regierung der Liebe“, weil Liebes- und Freundschaftsbande die politischen Akteure zusammenschweißen. An eine demokratische Vertretung des bulgarischen Volkes ist nicht mehr zu denken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...