Politik

Erdogans Rache: Razzia bei der Koç-Gruppe nach Protest-Unterstützung

Lesezeit: 1 min
28.07.2013 03:09
Der türkische Premier Erdogan geht mit Härte gegen die Koç-Gruppe vor, die die Proteste in Istanbul unterstützt hatte. Die Behörden werfen dem Unternehmen illegalen Energieträgerhandel und Steuerhinterziehung vor. Zur Koç-Gruppe gehört auch das deutsche Traditions-Unternehmen Grundig.
Erdogans Rache: Razzia bei der Koç-Gruppe nach Protest-Unterstützung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  

Die Untersuchungen der türkischen Finanzbehörde bei den Koç-Töchtern Aygaz, Tüpraş und OPET sollen zwischen sechs Monaten und einem Jahr dauern. Sollten Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen oder anderweitige rechtswidrige Vorkommnisse nachgewiesen werden, droht der Koç-Holding neben hohen Geldstrafen auch der Entzug der Erdöl- und Erdgaslizenzen.

Bei allen drei Unternehmen wird illegaler Energieträgerhandel vermutet. Sollte sich zudem der Verdacht der Steuerhinterziehung erhärten, könnten in Folgeverfahren alle Angehörigen der Koç-Familie, die in die Geschäfte verwickelt sind verurteilt werden, berichtet das Nachrichtenportal Haber 7.

Energieminister Taner Yıldız sagt, dass reine Routine-Untersuchungen stattfänden und kein Zusammenhang zu den Gezi-Park Protesten bestehe. Denn Mitglieder der Koç-Familie hatten die Proteste lautstark unterstützt. Regierungskritiker vermuten einen Racheakt. Die Razzien gegen die Koç-Töchter fanden am Mittwoch statt. Premier Recep Tayyip Erdogan geht seit den Protesten mit ungewöhnlicher Härte gegen Unternehmen vor, die die Proteste unterstützt hatten. Er behauptet, die Zins-Mafia stecke hinter den Protesten. Zu dieser Gruppe zählt Erdogan offenbar auch international tätige Konzerne. 

Aufgrund der Razzia ist der Marktwert der Koç-Holding an der Börse um 2,3 Milliarden US-Dollar auf 44 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Noch im April hatte die international bekannte Kredit-Ratingagentur Standard and Poor’s den „Investment Grade“ der Koç Holding auf BBB – heraufgestuft.

Die Koç Holding ist eines der größten Konglomerate in der gesamten Türkei und hauptsächlich in den Bereichen Energie, Automobil, Gebrauchsgüter und Finanzen tätig.  Mit 85.000 Mitarbeitern zählt sie zu den 50 weltgrößten Familienunternehmen außerhalb der USA. Neben der landesweit größte Industrieunternehmen Tüpraş, besitzt sie den Haushaltsgerätehersteller Arçelik sowie die Yapi Kredi Bankasi. In Deutschland bekannt wurde Koç vor allem durch den Kauf der Traditionsmarke Grundig. Nach der Insolvenz 2003 wurde nur ein Jahr später der Bereich Home Intermedia System (HIS) der Grundig AG vom türkischen Elektronikhersteller Beko Elektronik, einer Koç-Tochter, und dem britischen Unternehmen Alba Radio übernommen. Seit 2008 ist die türkische Gruppe alleiniger Eigentümer.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Russland stoppt Gaslieferungen: Moldau unter Druck, Rumänien hilft aus
02.01.2025

Russland setzt Moldau mit einem Gaslieferstopp unter Druck. Vor allem Transnistrien, die prorussische Separatistenregion, spürt die Folgen...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Kabelschäden ohne Folgen für Anschluss an EU-Stromnetz
02.01.2025

Estlink 2: Der Ausfall des Unterseekabels sorgt für Unsicherheit in den baltischen Staaten. Dennoch bleibt die litauische Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strompreise 2025: Wie sich Kosten durch Netzentgelte und Umlagen entwickeln
02.01.2025

Strompreise 2025 bleiben ein heißes Thema: Verbraucher:innen erwarten steigende Kosten durch höhere Netzentgelte und CO2-Preise. Doch...

DWN
Politik
Politik CSU verschärft Ton in der Migrationspolitik
02.01.2025

Zur CSU-Winterklausur gehören traditionell lautstarke Forderungen an die Bundesregierung. Dieses Mal hofft die Partei, viele davon nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis anno 2025: Konflikte und Verschuldungen bleiben die Hauptsorgen der Anleger
02.01.2025

Die Gold-Verwalter von BullionVault in London haben mal wieder seine Kunden befragt, warum sie in Gold und Edelmetalle investieren....

DWN
Panorama
Panorama New Orleans und ein explodierter Cybertruck vor Trumps Hotel: Gibt es einen Zusammenhang?
02.01.2025

Mit voller Absicht soll der Attentäter in die Menge gerast sein und 15 Menschen getötet haben. Das FBI geht von einem Terroranschlag aus,...

DWN
Politik
Politik „Im Sinne der USA“: Warum ein Investor aus Miami Nord Stream 2 kaufen möchte
02.01.2025

Der potenzielle Nord Stream 2 Investor Stephen Lynch möchte die Pipeline kaufen. Dies sei im Interesse der USA. Kann der Kauf der...

DWN
Technologie
Technologie EUDI-Wallet nicht vor 2026: Warum Deutschland bei der digitalen Ausweis-App auf Gründlichkeit setzt
02.01.2025

Während Italien die digitale Brieftasche bereits eingeführt hat, wird das EUDI-Wallet in Deutschland nicht vor 2026 kommen. Thorsten...