Finanzen

Griechenland: Milliarden-Desaster noch vor der Bundestags-Wahl

Der IWF hat Griechenland ein neues Milliarden-Loch bescheinigt. Keine guten Nachrichten für die deutsche Bundesregierung. Schließlich fordert der IWF schon seit Langem einen weiteren Schuldenschnitt für das Land. Und der Druck von den BRIC-Staaten auf den IWF wird größer. Sie wollen nicht mehr für das reiche Europa zahlen.
01.08.2013 11:43
Lesezeit: 2 min

Das Spiel um Griechenland geht in eine neue Runde. Wieder ist ein Milliardenloch aufgetaucht. Doch unter den Mitgliedsstaaten des Währungsfonds wächst die Ungeduld mit jedem Dollar der nach Europa fließt. Die BRIC-Staaten machen Druck und der IWF versucht, die Gangart zu verschärfen.

Der vierteljährliche Bericht des IWF zu Griechenland zeigt, dass dem Land bis 2015 weitere fast elf Milliarden Euro fehlen – Und das, obwohl jüngst die nächste fällige Tranche durchgewunken wurden (hier). Die Beurteilung der Lage in Griechenland fällt entsprechend schlecht aus:

„Die Inlandsnachfrage fällt weiterhin in einem moderaten Tempo und der Import-Rückgang führte zu einem weiteren Schrumpfen des Leistungsbilanzdefizits. (…) Die hohe Arbeitslosigkeit drückt die Löhne und die Wettbewerbsfähigkeit verringert sich weiter.“

Um Griechenland wieder auf den Weg zu bringen, sei die „Bereitstellung zusätzlicher, offizieller Finanzhilfen“ durch die EU-Länder zur Schließung künftiger Finanzlücken genauso notwendig wie ein „weiterer Schuldenerlass“, heißt es in dem Bericht. Durch einen weiteren Schuldenschnitt müsste Athen mindestens ein Teil der Schulden, die durch die Rettungspakete aus den Kassen der Euroländer flossen, erlassen werden, so der IWF. Von 7,4 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren ist die Rede. Sollte auch das nicht reichen, müssten noch mehr Schulden gestrichen werden.

Merkel und Schäuble dürfte diese Schlussfolgerung des IWF alles andere als gelegen kommen. Die Bundesregierung hatte sich in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich gegen einen Schuldenschnitt ausgesprochen (hier). Doch der Bericht des IWF macht deutlich, dass der Schuldenschnitt für Griechenland nach der Bundestagswahl kommen werde.

Der Nachdruck, mit dem der IWF auf einem Schuldenschnitt beharrt, erklärt sich auch aus dem wachsenden Widerstand der BRIC-Staaten. Diese fordern seit langem mehr Einfluss im IWF und äußern Kritik daran, dass auch ihre Gelder verwendet werden, um dem „reichen Europa“ zu helfen. Vor allem angesichts der damals geschönten Griechenland-Bilanzen durch den IWF selbst, wird die gesamte Hilfsaktion zunehmend infrage gestellt.

Erst in dieser Woche hatte der Vertreter Brasiliens im IWF der Genehmigung der nächsten Griechenland-Tranche nicht zugestimmt, so die FT. Der IWF-Anteil lag bei 1,8 Milliarden Euro. Der Zweifel, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen können wird, wächst. Paulo Nogueira Batista, der elf mittel- und südamerikanische Länder im IWF-Direktorium vertritt, sagte, die wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten in Griechenland würden „unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen“. Eine „nicht endende Depression und die hohe Arbeitslosigkeit haben zur politischen Uneinigkeit“ in Griechenland geführt. Die IWF-Mitarbeiter für Griechenland „seien einen Schritt davor, offen die Möglichkeit einer Pleite oder eine Verzögerung der Rückzahlung Griechenlands an den IWF in Betracht zu ziehen“, so Batista.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...