Finanzen

Britische HSBC schließt überraschend Bank-Konten von mehreren Staaten

Lesezeit: 1 min
05.08.2013 09:56
Die britische Großbank HSBC hat in einem ungewöhnlichen Schritt zahlreiche Staaten aufgefordert, ihre Konten bei der Bank aufzulösen. Offiziell will sich die Bank von jeder Art von Geldwäsche-Verdacht befreien. Tatsächlich könnten es auch Maßnahmen sein, die auf einen Banken-Crash irgendwo im Weltfinanz-System hindeuten.
Britische HSBC schließt überraschend Bank-Konten von mehreren Staaten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die britische Großbank HSBC sorgt mit einer ungewöhnlichen Maßnahme für Irritationen in der internationalen Diplomatie.

Diplomaten verschiedener Länder müssen ihre Konten bei der HSBC per Zwangsbeschluss schließen. Damit will sich die Bank vor erhöhten Geschäftsrisiken absichern, berichtet die BBC. Unter den Kunden der HSBC, die jetzt ihre Konten schließen müssen, ist auch das Büro der Botschaft des Vatikans.

Die HSBC begründet ihre Entscheidung damit, dass für die Diplomaten die gleichen Kriterien angelegt würden, wie für andere Geschäftskunden auch. Demnach müssten fünf Merkmale erfüllt werden: Internationale Vernetztheit, wirtschaftliche Entwicklung, Profitabilität, Kosteneffizienz und Liquidität. Diese „fünf Filter“ würden bereits seit 2011 angewendet und die „Dienstleistungen für Botschaften stellen dabei keine Ausnahme dar“, sagte ein Sprecher der HSBC.

Das Hohe Konsulat von Papua Neu Guinea gehört ebenfalls zu den Verprellten. Dessen Minister John Belavu war geschockt, nachdem die HSBC die Zusammenarbeit nach 22 Jahren beendet hat. „Es war, als hätte eine Bombe eingeschlagen.“

Die Maßnahme hat bei den Diplomaten einen Proteststurm ausgelöst. Botschaften brauchen dringend ein Konto, um Geld für Visa und Pässe zu verbuchen, um Mitarbeiter und Mieten zu bezahlen. Die Suche nach einer neuen Bank bleibt für manche erfolglos: „Wir haben alles versucht, aber alle Banken in Großbritannien machen dicht“, sagte Lawrence Landau vom Konsulat Benin.

Manche Botschaften werden verdächtigt, in Geldwäschegeschäfte verwickelt zu sein. Im vergangenen Jahr musste die HSBC eine Strafe von knapp zwei Milliarden Euro zahlen, nachdem Lateinamerikanische Drogenkartelle Geld über die Konten der HSBC gewaschen haben. Nun zieht die Bank daraus ihre Konsequenzen.

Einer  Studie zufolge haben die Banken Europas Risiken in ihren Bilanzen und würden einer neuen Finanzkrise nicht stand halten (mehr hier). Die HSBC ist besonders stark in Risikogeschäften verwickelt.

Ob ein bevorstehender Banken-Crash die Ursache für die gravierende Entscheidung ist, ist nicht klar. Jedenfalls sind auch die anderen Banken durch die Aktion der HSBC irritiert - wenngleich der Vorfall in Bankenkreisen noch heruntergekocht wird.

Möglicherweise folgen jedoch schon bald andere Banken mit ähnlich außergewöhnlichen Schritten. Diese Vermutung ist wegen der extremen Vernetzung der globalen Banken naheliegend: Heute kann eine kleine Unsicherheit bei einer unbekannten Bank bereits zu einem Domino-Effekt im gesamten Welt-Finanzsystem führen.

Schließlich leben wir in Krisenzeiten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
16.04.2024

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich...

DWN
Politik
Politik 365 Tage Schwarz-Rot in Berlin - weder arm noch sexy!
16.04.2024

Niemand war wohl mehr überrascht als Kai Wegner (CDU), dass er vor genau einem Jahr wie „Kai aus der Kiste" Regierender Bürgermeister...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...

DWN
Politik
Politik Vom Kriegsrisiko bis zur politischen Krise: Chameneis Erbe und Irans Zukunft
16.04.2024

Die politische Landschaft des Irans ist geprägt von Unsicherheit und potenziellen Umwälzungen. Während sich die Diskussionen über die...

DWN
Politik
Politik Eskalation im Nahen Osten: Israel plant wohl Antwort auf iranischen Drohnenangriff
16.04.2024

Die Spannungen im Nahen Osten spitzen sich zu, nachdem der Iran Israel mit Raketen attackiert hat. Welche Optionen hat Israel? Wie reagiert...