Finanzen

Lagarde: Weitere Spar-Maßnahmen sind Frankreich nicht zumutbar

Die Maßnahmen der französischen Regierung zeigten deutliche Erfolge, sagt die französische IWF-Chefin Christine Lagarde. Wegen der tollen Konjunktur könne der Sparkurs ab 2014 wieder zurückgefahren werden.
07.08.2013 03:09
Lesezeit: 1 min

Der Sparkurs der französischen Regierung könne ab 2014 wieder gelockert werden, „um die Erholung zu unterstützen“, empfiehlt der IWF. Denn die Staatsfinanzen könnten zum Großteil bereits dieses Jahr in Ordnung gebracht werden.

Der IWF räumt ein, dass die französische Wirtschaft im vergangenen Jahr nicht gewachsen ist. Doch aufgrund aktueller Verbesserungen der wirtschaftlichen Indikatoren erwartet er bereits für die zweite Jahreshälfte 2013 eine Erholung. Für das Gesamtjahr prognostiziert der IWF daher ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent und für das kommende Jahr sogar 0,8 Prozent.

Das mögliche Wachstum der französischen Wirtschaft werde durch eine strukturelle Starre der Arbeits- und Produktmärkte behindert, so der IWF in einer Presseerklärung. Über die Zeit habe Frankreich dadurch an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Mit der Senkung der Lohnsteuer habe man aber einen guten Weg eingeschlagen, dieser müsse jedoch fortgeführt werden.

Der IWF prognostiziert für 2013 ein Defizit des französischen Staats-Haushalts von 3,9 Prozent, für 2014 von 3,5 Prozent. Im vergangenen Jahr lag das Defizit noch bei 4,8 Prozent. Die Steuern in Frankreich seien auf einem sehr hohen Niveau, so der IWF. Zur Haushaltskonsolidierung sei daher eine weitere Begrenzung der Ausgaben notwendig, auch bei den Sozialversicherungen und auf lokaler Ebene.

Zudem fordert der IWF, das französische Rentensystem müsse dahingehend reformiert werden, dass mehr Leute länger arbeiten und nicht diejenigen, die arbeiten, immer mehr von ihren Gehältern in das System einzahlen müssen.

Diese Forderungen nach Ausgabenkürzungen und strukturellen Reformen werden allerdings dadurch relativiert, dass der IWF unter Führung der Französin Christine Lagarde das Sparen bereits 2014 wieder beenden will. In seinem ausführlichen Bericht schreiben die Mitarbeiter von Lagarde einen Satz, den Francois Hollande gerne zitieren wird:

„Da voraussichtlich ein Großteil der finanziellen Konsolidierung bis 2013 abgeschlossen sein wird, sollte die Anpassungs-Geschwindigkeit 2014 im Verhältnis zu aktuellen Plänen gelockert werden, um die Erholung zu unterstützen.“

Zur Präzisierung des verklausulierten Technokraten-Sprechs: Lagarde will sagen, dass Frankreich ab kommenden Jahr nicht mehr zu sparen brauche, weil die Krise dann von selbst verschwunden sein wird.

Der IWF erwartet für Frankreich einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent im vergangenen Jahr auf 11,2 Prozent in diesem Jahr. Für 2014 prognostiziert er sogar eine Quote von 11,6 Prozent.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpauschalen - diese 10 Pauschalen sollten Sie kennen
23.05.2025

Sie müssen nicht alle Kosten in Ihrer Steuererklärung konkret angeben, denn es gibt für viele Fälle Steuerpauschbeträge. Wir stellen...

DWN
Technologie
Technologie Heizungsgesetz-Reform sorgt für hitzige Diskussionen im Bundestag
23.05.2025

Die Heizungsgesetz-Reform bleibt auch nach dem Regierungswechsel ein Reizthema. Wie entwickelt sich die Gesetzgebung weiter?

DWN
Politik
Politik Merz bei Brigade in Litauen: Jeder Zentimeter Nato-Gebiet wird verteidigt
23.05.2025

Die Stationierung der Brigade Litauen markiert eine sicherheitspolitische Wende für Deutschland und Europa. Ist das die Antwort auf...

DWN
Technologie
Technologie Elon Musk digitalisiert die US-Regierung – und entlässt dabei zehntausende Mitarbeiter per Algorithmus
23.05.2025

Was als Effizienzprogramm begann, entwickelt sich zur Machtprobe zwischen Technologie, Datenschutz und Demokratie. Wie KI das Herz der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz anhaltender Konjunkturschwäche: Deutsche Wirtschaft legt stärker zu als erwartet
23.05.2025

Die deutsche Wirtschaft überrascht mit einem Wachstum über den Erwartungen – trotz weltweiter Unsicherheiten. Doch reicht das für eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wifo-Szenario "Zollkrieg mit den USA": Welche Folgen das hätte und welche Industrien besonders betroffen wären
23.05.2025

Ein möglicher Zollkrieg mit den USA bedroht Deutschlands Schlüsselbranchen. Wie gravierend wären die Folgen tatsächlich – und welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoinkurs aktuell: Nach Rekordhoch bei 112.000 US-Dollar bleibt Bitcoin stabil
23.05.2025

Nach dem Bitcoin-Rekordhoch am Donnerstag hält sich der Bitcoinkurs aktuell weiter auf hohem Niveau. Die Kursrally bei der wichtigsten...

DWN
Politik
Politik Pufferzone: Ukraine stellt sich entschieden gegen Putins Forderungen
23.05.2025

Putins Idee einer Ukraine-Pufferzone sorgt international für Empörung. Doch wie reagiert Kiew wirklich? Und was bedeutet das für die...