Kaffee ist für viele Deutsche zum unerschwinglichen Luxus geworden. Ob Fulda, Bonn, Mainz, Erkrath oder Sachsen – die Polizei muss sich in jüngster Zeit immer häufiger mit dem Diebstahl von Kaffee beschäftigen. In Berlin ist das Problem besonders drängend: Hier haben die ersten Supermärkte nun mit drastischen Maßnahmen reagiert: Kaffee wird aus den normalen Regalen hinter Gitter oder Plexiglas verbannt, wie die Berliner Zeitung berichtet. Noch nie sei so viel Kaffee gestohlen worden, der Regionalmanager von Kaiser’s Tengelmann spricht von mehreren 100.000 Euro Schaden. Edeka und Reichelt halten Kaffee seit einiger Zeit unter Verschluss. Rewe füllt nur noch wenige Pakete in die Regale, um den Schwund unter Kontrolle zu handeln.
Nach Polizeierkenntnissen sind es vor allem Hehler-Banden, die Kaffee im großen Stil stehlen, um ihn dann auf Flohmärkten oder an Gastronomen zu verkaufen. In Erkrath entwendeten drei junge Männer am helllichten Tag bei Penny 96 Kaffeepakete.
Insgesamt sind die Diebstähle von Lebensmitteln ein wachsendes Problem für den Handel. Denn anders als die offizielle Statistik angibt, wird offenbar massiv gestohlen: Das Kölner Handelsinstitut EHI hat in einer Studie festgestellt, dass im Jahr 2012 Waren im Wert von 3,8 Milliarden Euro gestohlen wurden. Das EHI gibt an, dass deutsche Haushalte im Durchschnitt Waren im Wert von 50 Euro pro Haushalt stehlen.
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich viele Deutsche bestimmte Lebensmittel wie Kaffee nicht mehr leisten können. Der wirtschaftliche Erfolg von Hehlern belegt diese Tatsache: Die Leute können die Ware billiger kaufen, wenn sie am Flohmarkt zu einem Bruchteil des offiziellen Preises abgegeben werden können.
Kaffee hat in diesem Zusammenhang eine besondere Symbol-Bedeutung: Noch sind die Erzählungen in Erinnerungen, wie in Kriegs- und Krisenzeiten Kaffee besonders begehrt war. Das Getränk ist für viele Bürger ein Zeichen für einen Mindest-Standard an Lebensqualität.
In der Wirtschaftskrise scheint Deutschland hier bereits wieder dort angekommen zu sein, wo viele Bürger das Gefühl haben, „ganz unten“ angekommen zu sein.
Man braucht nicht nach Griechenland zu blicken, um festzustellen: Die Krise in Europa hat die Bürger erreicht. Armut ist offenbar auch dort eine Realität, wo die Statistiken noch den Eindruck einer heilen Welt erwecken.