Finanzen

Bank of England ist nervös und will weiter Geld ohne Ende drucken

Der neue Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, versucht, die nervösen Investoren zu beruhigen: Die Bank of England werde weiterhin unbegrenzt Geld in den Markt pumpen. Was der ehemalige Goldman-Banker allerdings auch nicht sagen konnte: Was soll er machen, wenn die Inflation außer Kontrolle gerät?
29.08.2013 01:59
Lesezeit: 1 min

Der Chef der Bank of England (BOE), Mark Carney, hatte Anfang des Monats gesagt, der Leitzins werde vorerst auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent belassen. Dennoch haben die Marktteilnehmer weiter darauf spekuliert, dass die Zinsen wieder steigen. Diesen Erwartungen widerspricht Carney.

„Wenn [die aktuellen finanziellen Bedingungen] sich verschärfen und die Erholung nicht das benötigte starke Wachstum hervorzubringen vermag, dann werden wir sorgfältig prüfen, ob und wie wir die Erholung am besten ankurbeln können“, zitiert ihn die FT. Die Zentralbank werde so viel Geld in den Markt pumpen wie nötig.

Nach den aktuellen Plänen wird die Bank of England den Leitzins unverändert lassen, bis die Arbeitslosenquote auf 7 Prozent absinkt. Derzeit liegt sie bei 7,8 Prozent. Die Zentralbank erwartet, dass die Arbeitslosigkeit erst Ende 2016 auf 7 Prozent absinkt. Nun sagte Carney: „Selbst wenn die Arbeitslosigkeit schneller als erwartet sinkt, müssen die Leitzinsen nicht steigen.“ Das Erreichen der Grenze von 7 Prozent sei lediglich ein Hinweis für die Zentralbank, ihre Pläne erneut zu prüfen.

Die Bank of England werde den Leitzins erst dann wieder anheben, wenn „Arbeitsplätze, Einkommen und Konsum sich nachhaltig erholen“, so Carney. Man könne sich darauf verlassen, dass die Zinsen „nicht zu früh“ steigen werden.

Zudem sagte Carney, dass die Zentralbank die Liquiditätsregeln für Banken, die die Kapitalanforderungen erfüllen, lockern werde. So wolle man die Kreditvergabe unterstützen und der Wirtschaft helfen. Die britischen Banken dürfen künftig etwa weniger Staatsanleihen halten. „Jedes Pfund, das derzeit [von den Banken] in liquiden Mitteln gehalten wird, ist ein Pfund, das als Kredit in die Realwirtschaft vergeben werden könnte“, so Carney.

Für die kommenden drei Jahre rechnet die BOE mit einem jährlichen Wachstum von circa 2,5 Prozent. Die Wachstumsprognose für Großbritannien sei „stabil, aber nicht brillant“, so Carney. Doch eine Erholung des Wachstums bedeute nicht notwendig, dass auch die Arbeitslosenquote sinkt.

Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen wird in Großbritannien eine noch stärkere Inflation befürchtet. Schon jetzt liegt die offizielle Inflationsrate bei 2,8 Prozent. Und hier widerspricht Carney allem, was er vorher gesagt hat: „Ich versichere Ihnen, dass ich mich der Preisstabilität persönlich verpflichtet fühle. (…) Ich werde gewiss nicht zögern, die Zinsen wenn nötig anzuheben.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...