Politik

Krieg in Syrien wird Energie-Preise in die Höhe treiben

Der drohende Militärschlag des Westens gegen das syrische Regime wirkt sich auch auf die Energiekosten aus. Die Ölpreise stiegen zuletzt in Folge der Unsicherheiten in Nordafrika deutlich an. Durch gezielte Manöver könnte Assad die Lage noch weiter zuspitzen. Auch deutsche mittelständische Unternehmen müssen sich auf höhere Energiepreise einstellen.
30.08.2013 09:47
Lesezeit: 2 min

Noch haben die USA und ihre Verbündeten sich nicht zu einem Militärschlag gegen Syrien entschieden. Die Vorbereitungen reichen jedoch aus, um die Ölpreise schon jetzt in die Höhe zu treiben. Der globale Ölmarkt reagiert nervös auf die Krisensituation infolge eines möglichen Chemiewaffeneinsatzes durch Assads Truppen in der vergangenen Woche. Getroffen wird damit direkt der Geldbeutel der deutschen mittelständischen Unternehmen. Diese sollten strategisch wichtige Seewege und Pipelines in den kommenden Wochen genau im Blick haben.

Am Mittwoch kostete ein Barrel Rohöl 110,34 Dollar. Die wichtigste Sorte Brent kletterte auf fast 116 Dollar pro Barrel. Am Ende des Tages erreichten die Preise gar ein Zwei-Jahres-Hoch. Bereits seit Juli ist diese Tendenz nach oben zu beobachten. Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mursi hätte nun die Ankündigung des US-Präsidenten Barack Obama, einen Militärschlag gegen Syrien in Erwägung zu ziehen, für einen neuerlichen Preissprung gesorgt.

Syrien als Ölproduzent gilt dabei nicht als die größte Sorge. Das Land selbst ist hier eher unbedeutend. Sorge bereitet den Beobachtern vielmehr der Umstand, dass sich aus dem aktuellen Konflikt ein Flächenbrand entwickeln könnte, der die gesamte Region ergreift. „Der gesamte Nahe Osten könnte involviert werden“, zitiert die Los Angeles Times Patrick DeHaan, Analyst bei GasBuddy.com. Beunruhigt sei man vor allem mit Blick auf die Lieferketten, die am Ende auch den Westen versorgen. Nach Einschätzung des Fachmanns würden die höheren Rohölpreise voraussichtlich auch in höheren Gaspreisen für die Verbraucher resultieren. Für die USA rechnet er mit einem Anstieg um bis zu 20 Prozent.

Und Assad könnte den Preisanstieg im Falle eines Krieges noch weiter anheizen. Möglich sei demnach ein „Verzweiflungsangriff“ auf die Energieinfrastruktur der Region, so die CNBC. Gleiches sei bereits unter Saddam Hussein geschehen, als das irakische Militär Anfang der 1990er Jahre das Feuer auf mehr als 600 Ölquellen in Kuwait eröffnete. „Wenn sich Syrien in die Enge getrieben fühlt, könnten sie entscheiden: 'Hey, wir haben nichts mehr zu verlieren, also lasst uns die Krise ausweiten'“, zitiert die CNBC Mohammed Akacem, Wirtschaftsprofessor an der Metropolitan State University in Denver.

Ziele, um der Weltwirtschaft zu schaden, gebe es für Assad genug: Gut ein Prozent der weltweiten Öl-Produktion fließt zum Beispiel durch den türkischen Hafen Ceyhan. Der liegt nur drei Stunden von der syrischen Grenze entfernt. Durch diesen Standort fließt auch ein wesentlicher Teil des irakischen Erdgases. Die Pipeline selbst ist ebenfalls ein sensibler Punkt. Allein im Jahr 2013 wurde sie bereits 30 Mal attackiert. Der Direktor des Center for International Industry Competitiveness, George Haley, ist überzeugt, das syrische Regime könnte hier schwere Schäden anrichten. Wenn auch wahrscheinlich nur mit Hilfe der letzten Verbündeten.

Auch den Suez-Kanal gilt es im Blick zu behalten. Der Kanal transportiert etwa 800.000 Barrel Rohöl und 1,4 Millionen Barrel Erdöl täglich, so das Wall Street Journal. Als mögliches Ziel kommt aber auch die Suez-Mittelmeer-Pipeline in Betracht. Diese fördert das Öl aus der Region am Persischen Golf bis zum Mittelmeer. Tagtäglich fließen hier rund 1,7 Millionen Barrel Rohöl.

Welche Auswirkungen die aktuelle Krisensituation für Deutschlands Autofahrer haben kann, erlebten diese nicht zuletzt Anfang 2011. Die Libyen-Krise schlug sich deutlich auf die Preise nieder und erreichte Ende Februar ein Zwei-Jahres-Hoch. Für deutsche mittelständische Unternehmen bedeutet das einen weiteren Anstieg ihrer laufenden Betriebskosten. Die dadurch entstehenden Mehrausgaben dürften sich am Ende nicht nur auf das Betriebsergebnis auswirken, sondern auch auf den Geldbeutel jedes einzelnen Verbrauchers. Die meisten Mittelständler werden die Mehrkosten an ihre Kunden weiterreichen oder aber am Ende schmälere Gewinne hinnehmen müssen. Vertraut sind sie mit dieser Situation allemal. Bereits 2012 waren es die Energiekosten, die das Wachstum des Mittelstandes ausbremsten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...