Finanzen

Facebook will mit Daten von Kindern Geschäfte machen

Lesezeit: 2 min
20.10.2013 01:42
Facebook hat seine Möglichkeiten für Kinder erweitert. Das Unternehmen begründet den Schritt, dass die Kinder so kreativ und daher die Zukunft der Gesellschaft seien. Tatsächlich will Facebook die Daten der Kinder an die Werbe-Industrie verkaufen. Datenschutz sieht anders aus, ein zivilisierter Einsatz einer neuen Technologie erst recht.
Facebook will mit Daten von Kindern Geschäfte machen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Facebook verdient nun auch mit Minderjährigen. Die Privatsphäre-Einstellungen für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahre werden gelockert, gab das Unternehmen bekannt. Bislang konnten nur Freunde und deren Freunde das Profil einsehen. Mit der Neuerung können die Jugendlichen ihre Texte für jedermann lesbar machen. Facebook begründet diesen Schritt mit dem enormen kreativen Potential der Kinder und deren Recht, in der Gesellschaft gehört zu werden.

Das Unternehmen ist seit Jahren in der Kritik der Datenschützer. Ebensolang gibt  Facebook Daten ihrer Nutzer an Dritte weiter. Auch die Bundesregierung holt bei Facebook Erkundigungen über ihre Bürger ein (mehr hier).

„Facebook tut alles, um sogar mit Kinderdaten Geld zu verdienen und verkauft das auch am Ende noch als Datenschutz-Fortschritt“, sagt der rheinland-pfälzische Landes-Datenschutzbeauftragte des Landes Edgar Wagner. Das Unternehme spiele mit der Naivität der Kinder.

Die Voreinstellung für Minderjährigen ist zwar momentan auf „nur Freunde“ festgelegt. Doch „die Regeln zum Schutz der Privatsphäre sind bei Facebook wie das Wetter. Sie ändern sich ständig. Das ist das Einzige, was sicher ist“, so Jim Steyer, Bürgerrechtsanwalt in den USA. Meist erfahren die Nutzer erst von einer Änderung, wenn ihre Daten bereits abgegriffen wurden. Oder Facebook reagiert erst, wenn es einen Proteststurm im Internet gibt.

Die Rechnung für Facebook ist einfach: Mehr Daten, mehr Geld. Werbekunden zahlen hohe Summen für detaillierte Informationen über mögliche Kunden. Facebook ist nach dem missglückten Börsenstart mittlerweile wieder gut aufgestellt. Die Aktie steht mit 54,22 Dollar ausgezeichnet da. Der schlechteste Wert des letzten Jahres lag bei 18,80 Dollar.

Das Soziale Netzwerk wuchs zum Milliarden-Unternehmen. Das Werbegeschäft reicht bei weitem nicht, um die von den Investment-Banken hochgeschraubten Erwartungen zu erfüllen. Eine der Banken, die Facebook groß gemacht hat, ist Goldman Sachs.

Diese Banken interessieren sich herzlich wenig für die Risiken und Nebenwirkungen von sozialen Netzwerken.

Sie beurteilen die nackten Quartals-Zahlen - wie auch immer die zustande gekommen sein mögen. Daher ist der Daten-Handel einer der wichtigsten Geschäfts-Bereiche von Facebook geworden. Die Facebook-Kritikerin Janet Tavakoli sagt: „Meine Position ist, dass Facebook Daten verkauft, indem es die Daten benutzt, um Werbung gezielt einzusetzen. Ein Werbekunde bezahlt Facebook und erwartet, dass es interne Daten benutzt, um die richtige Demographie anzusprechen. Selbst wenn der Werbekunde die tatsächlichen Daten nicht zu sehen bekommt, zahlt er für den Zugang zu den Daten durch Facebooks gezielte Verwendung.“ (Interview hier).

Facebook ist erst vor kurzem wegen zahlreicher gefälschter Profile in die Kritik geraten (hier). Es ist anzunehmen, dass das Unternehmen nun versucht, an die Daten von Kindern zu kommen - um den Investoren neue Zahlen präsentieren zu können.

Schon bei Instagramm, dem Facebook für Kinder, zeigt sich eine gefährliche Ignoranz von Facebook, wenn es um den Schutz der Privatsphäre bei Kindern geht: Auf dieser Plattform, die vor allem über Fotos operiert, kann jeder Unbekannte jedem Kind folgen.

Das Kind wird es nicht erfahren, Facebook tut nichts, um die Zugangs-Möglichkeiten zu erschweren.

Für die Konsumgüter-Industrie ist das ein gefundenes Fressen: Sie kann den Jugendlichen bis ins Schlafzimmer nachspionieren und die Kinder dann mit gezielter Werbung verfolgen.

Das mag ein ertragreiches Geschäfts-Modell sein.

Den Minimal-Standards von Technologie in einer zivilisierten Gesellschaft entspricht diese aggressive Strategie nicht.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...