Seit drei Jahren ist Christian Böhler verantwortlich, die Abläufe im Hintergrund des Debakels rund um die Hypo Alpe-Adria aufzuklären. Der Chefermittler gibt Einblick in das Leben der Banker.
Die Hypo sei der „größte Kriminalfall nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Christian Böhler. Sein Team habe 1100 Fälle analysiert und hunderte Anzeigen eingebracht, sagt er im Interview mit dem Standard.
Die Zustände in der Bank waren abenteuerlich:
„In den meisten Fällen hat sich nach unseren Recherchen eine Handvoll Bankmanager etlicher Strohmänner auf der Kundenseite bedient und mit deren Hilfe systematisch Geld aus der Bank gezogen. Dieses Geld landete auf Offshore-Konten auf den Bermudas, British Virgin Islands, in Panama, Zypern, Liechtenstein. Namen kann ich keine nennen, aber etliche davon kennt die Öffentlichkeit. Die haben das System der Bank für ihre eigenen kriminellen Machenschaften missbraucht, und heute büßen Mitarbeiter und Steuerzahler dafür.“
Böhler weiter:
„In Liechtenstein haben wir rund 1700 Namen und Konten gecheckt, da kristallisieren sich rund 300 Konten heraus, die mit kriminellen Vortaten zusammenpassen – und da werden wir 30 bis 50 Sachverhalte anzeigen. Liechtenstein war eine Waschmaschine für Schwarzgeld und eine Einrichtung, um Zahlungsflüsse zu verschleiern. Da wurden Millionen in bar behoben und im nächsten Moment wieder auf andere Konten eingezahlt: So etwas tut kein seriöser Mensch.“
Die Vorgangsweise der Banker wird den österreischen Steuerzahler acht Milliarden Euro kosten (mehr hier). Verschuldet von einer Bank, die Böhler so beschreibt: Das war „Pfeif-mir-nichts-Kapitalismus plus Gier plus kriminelle Energie: Das war die Hypo.“