Politik

EU will Militär-Drohnen zur Grenz-Kontrolle einsetzen

Drohnen, die derzeit nur vom Militär genutzt werden, sollen in der EU künftig auch zur Grenzüberwachung eingesetzt werden. Zudem werden Drohnen für den Einsatz im Innern entwickelt, etwa gegen rasende Autofahrer. Die EU gibt viel Geld aus, um die verbleibenden technischen Probleme zu beseitigen.
23.10.2013 22:06
Lesezeit: 2 min

EU-Außenkommissarin Catherine Ashton fordert, dass die Mitgliedsstaaten Militär-Drohnen zur Überwachung der Grenzen einsetzen sollten. Noch gefährden die Drohnen die Sicherheit von Linienflügen. Doch mittelfristig sollen sie über ganz Europa eingesetzt werden.

Es sei dringend notwendig, eine nächste Generation von Drohnen zu entwickeln, schreibt Ashton in einem Strategie-Papier. Ziel sei ein gemeinsamer europäischer Ansatz bei dieser entscheidenden Zukunftstechnologie.

Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien verfügen bereits über die Drohnen, nutzen sie jedoch nur bei militärischen Einsätzen, berichtet EUobserver. Doch könnten die Drohnen auch zur Grenzkontrolle und zur Überwachung von ziviler Infrastruktur verwendet werden, etwa in der Landwirtschaft und bei Naturkatastrophen.

Die großen europäischen Rüstungskonzerne entwickeln Konzepte, die die leichte Anpassung der Drohnen an das jeweilige Einsatzgebiet ermöglichen. Im Juni starteten der deutsch-französische Konzern EADS, die französische Dassault und die italienische Finmeccanica ein gemeinsames Drohnenprogramm.

Die neuen Drohnen müssen so angepasst werden, dass sie neben zivilen Flugzeugen verkehren können, die in derselben Höhe fliegen. Denn nur so ist es möglich, sie dauerhaft im EU-Luftraum einzusetzen.

Im Januar startete das Projekt Aerocopter, das von der EU mit 4,8 Millionen Euro finanziert wurde (hier). Der Rüstungskonzern Israel Aerospace Industries soll Drohnen entwickeln, mit deren Hilfe fahrende Autos und Schiffe angehalten werden können, ohne deren Insassen zu töten.

Wie genau dies geschehen soll, ist noch nicht bekannt. Aerocopter sagt dazu: „Wir sind in der Phase, wo die Systeme ausgewählt werden, die zur geplanten Nutzung geeignet sein könnten, die also die nicht-kooperierenden Fahrzeuge verlangsamen und anhalten.“

Die Drohnen fliegen in derselben Höhe wie Passagierflugzeuge. Daher hält Eurocontrol, die Brüsseler Behörde zur Luftraumüberwachung, den Drohnen-Einsatz etwa über dem Mittelmeer für einfacher. Dort sind weniger Passagierflugzeuge unterwegs. Über dem europäischen Festland wird der Einsatz schwieriger.

Wenn man an den Grenzen zu Afrika und im südlichen Europa operiert, wird man meines Erachtens nicht viele Leute beeinträchtigen oder blockieren“, sagte Mike Lissone, der bei Eurocontrol für unbemannte Luftsysteme und Luftraum-Management zuständig ist.

Militär-Drohnen haben keine verlässlichen Anti-Kollisionssysteme. Die Drohnen sind viel kleiner als Passagierflugzeuge, sodass sie auf dem Radar schwieriger zu erkennen sind. Piloten normaler Linienflugzeuge können den Drohnen nicht so leicht ausweichen. Die Drohnen werden von Piloten am Boden gesteuert. Diese können Turbulenzen, Beschleunigung und Neigung des Flugzeugs nicht fühlen.

Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO), die weltweit die Flugverkehrsrechte regelt, erlaubt den Einsatz von Drohnen in derselben wie Passagierflugzeuge nur dann, wenn die nationalen Behörden dem zustimmen. Doch die EU-Kommission erarbeitet derzeit ein Gesetz, mit dessen Hilfe diese Vorschriften umgangen werden können.

Die Beseitigung der verbleibenden technischen und regulatorischen Probleme wird voraussichtlich noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Erst dann kann das gesamte Gebiet der EU mithilfe von Drohnen überwacht werden.

Nato-Chef Fogh Rasmussen forderte die EU-Staaten bereits im September dazu auf, mehr Geld für die Rüstung auszugeben. Sie müssten mehr Verantwortung für Europa und die Nachbarschaft übernehmen, denn die USA würden sich zunehmend auf Asien konzentrieren (mehr hier).

Die USA sind beim Einsatz von Drohnen weiter als die EU, wie aus einem geheimen Memo der US-Regierung hervorgeht. Präsident Barack Obama kann US-Bürger ohne Gerichtsverfahren mit Drohnen töten lassen. Er muss dabei allerdings das Kriegsrecht einhalten und vorher prüfen lassen, ob nicht auch eine Festnahme möglich ist (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pharma-Aktien: Milliardenjagd der Konzerne nimmt Fahrt auf
13.06.2025

Pharma-Unternehmen stehen vor einer Übernahmewelle historischen Ausmaßes: Mit Milliarden an freiem Kapital greifen die Giganten nach...

DWN
Technologie
Technologie Aus Müll wird Luxus: Pilzleder soll Tierhaut und Plastik ersetzen
12.06.2025

Tierhaut ist grausam, Kunstleder giftig – jetzt soll Abfall die Rettung bringen: Schwedische Forscher züchten edles Leder aus Pilzen,...

DWN
Politik
Politik Fall Gelbhaar: Grüne gestehen Fehler ein
12.06.2025

Erst lösten die Vorwürfe gegen den damaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar Aufregung aus – dann kamen Zweifel an ihrer...

DWN
Technologie
Technologie Wenn Klimarettung zur Illusion wird: Die Selbsttäuschung der Tech-Eliten
12.06.2025

Sie predigen Nachhaltigkeit, verbrauchen aber gigantische Energiemengen: Während Tech-Milliardäre den Planeten retten wollen, heizen ihre...

DWN
Politik
Politik Trump spielt mit dem Welthandel – und riskiert den Crash
12.06.2025

Ex-Handelsminister Wilbur Ross warnt: Trump führt einen Wirtschaftskrieg gegen die ganze Welt – kalkuliert, aggressiv und ohne...

DWN
Technologie
Technologie Mittelstand: mehr als 100.000 Euro jährlich durch Solaranlage und E-Autos sparen
12.06.2025

Solaranlagen und E-Autos sind für Unternehmen längst mehr als Prestigeprojekte. Eine neue Analyse zeigt anhand konkreter Lastgänge und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis treibt Zentralbanken: Gold überholt den Euro
12.06.2025

Rekord beim Goldpreis: Gold wird zur zweitgrößten Reserve nach dem Dollar. Die EZB zeigt, warum Zentralbanken den Euro zunehmend...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biontech Curevac Übernahme: Milliarden-Deal für mRNA-Krebstherapien
12.06.2025

Biontech greift nach Curevac – und verfolgt damit ehrgeizige Pläne in der Krebsmedizin. Der milliardenschwere Deal soll Know-how...