Unternehmen

Der deutsche Mittelstand rutscht in die Krise

Lesezeit: 2 min
04.11.2013 01:30
Europäische Unternehmen fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die Konkurrenz aus Asien ist stark. Europas Wirtschaft stagniert. Die meisten Unternehmen zweifeln daran, dass die Politik diesem Trend etwas entgegensetzen kann. Mittelständler scheuen Investitionen und Risiken zugunsten von Restrukturierungs-Maßnahmen.
Der deutsche Mittelstand rutscht in die Krise

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Sieben von zehn befragten Unternehmen gaben an, dass Europa seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren wird. Dabei kommt die Konkurrenz nicht nur aus Asien. Auch nord- und südamerikanische Unternehmen werden die europäischen Mitstreiter in den kommenden Jahren einholen, lautet das Ergebnis der internationalen Restrukturierungsstudie 2013 „Europe's competitiveness" von Roland Berger Strategy Consultants.

Die Bemühungen für die Errichtung einer Freihandelszone (hier) mit den USA sowie Handelsabkommen mit Canada (hier) und China wird den Wettbewerb noch verschärfen. Ein Handelskrieg mit dem Reich der Mitte konnte die EU nach langen diplomatischen Verhandlungen über die Vermarktung von Solarzellen in Europa nicht ohne Gesichtsverlust abwenden: Strafzölle für EU-Produkte in China hätten fatalere Auswirkungen als eine Blockade von chinesischen Solarzellen in der EU  (hier).

Die europäische Wirtschaft entwickelt sich nur schleppend. Der gemeinsame Binnenmarkt ist für viele Firmen zu dem wichtigsten Absatzmarkt geworden. Wenn es nicht gelingt, die Binnennachfrage zu stärken, müssen europäische Mittelständler mit Umsatzeinbußen rechnen. Die Konkurrenten aus Asien können mit den Produktionspreisen aus Europa mithalten oder diese gar unterbieten.

Chinas außenpolitische Wirtschaftsstrategie ist darauf ausgelegt, den Export nach Europa zu steigern. Die eigene Währung wird durch eine exzessive Geldpolitik niedrig gehalten (mehr zur Rekord-Inflationhier). Die Unternehmen bekommen massive staatliche Unterstützung in Form von Subventionen. Das versetzt exportorientierte Firmen in China in die Lage, den europäischen Markt für sich zu erobern.

„Um den Anschluss zu anderen Volkswirtschaften nicht komplett zu verlieren, sollten die europäischen Länder verstärkt in wettbewerbsfördernde Faktoren wie Infrastruktur, Innovationskraft und Bildungssystem investieren“, sagte Max Falkenberg, Partner von Roland Berger Strategy Consultants.

Die Regierungen Europas sollten an dem Abbau der Staatsverschuldung weiterarbeiten sowie wirtschaftlich und politisch noch stärker zusammenwachsen. „Doch bei den Unternehmen herrscht hier Skepsis: Über 60 Prozent der Befragten bezweifeln, dass die aktuellen politischen Maßnahmen in den einzelnen Ländern das Vertrauen in Europa stärken können, heißt es in der Restrukturierungsstudie.

Prozent der Unternehmen gehen von sinkenden oder stagnierenden Umsätzen aus. Als Wachstumsgarant gelten Investitionen in Europa und Asien. Jedes zweite Unternehmen bemängelt die fehlende Verfügbarkeit von Fachkräften. Neben der schwachen europäischen Binnennachfrage (48%) ist die schwindende Risikobereitschaft für 38 Prozent der Unternehmen die größte Wachstumsbremse.

Da sich Firmenchefs mit Investitionen und Risiken in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zurückhalten, verschiebt sich der Fokus bei 70 Prozent aller Unternehmen auf interne Restrukturierung. „Dabei stehen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen (77%), Wachstumsinitiativen (76%) sowie Anpassungen der Strategie und Geschäftsmodelle (69%) ganz oben auf der Agenda“, so die Studie.

Um sich vor Finanzierungsrisiken zu schützen, sind Bankkredite immer noch das beliebteste Mittel. Die Zinsen sind niedrig und die Banken buhlen um die Gunst des Mittelstands. Trotzdem greifen Unternehmen derzeit lieber auf die eigenen Rücklagen zurück – in der Hoffnung darauf, dass die Wirtschaft im nächsten Jahr wieder anzieht.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...