Finanzen

Billiges Geld: EZB könnte Leitzins auf Null senken

Lesezeit: 1 min
09.11.2013 09:27
Die Notenbank hatte den Leitzins diese Woche bereits von 0,5 auf 0,25 gesenkt. Nun sagt EZB-Direktor Coeure, man könnte die Zinsen noch weiter senken. Kritiker warnen vor Blasenbildungen und dem Ausbau der Staatsverschuldung.
Billiges Geld: EZB könnte Leitzins auf Null senken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der überraschenden Zinssenkung der EZB vom Donnerstag könnte nach den Worten des EZB-Direktors Benoit Coeure eine weitere folgen. Kritiker warnen vor Blasenbildung und dem Anreiz zum Ausbau der Staatsverschuldung.

„Wenn nötig, können wir die Zinsen noch weiter senken“, sagte Coeure am Samstag dem Sender France Inter. Die Notenbank könne das Finanzsystem der Eurozone weiter mit Liquidität versorgen, damit sichergestellt sei, dass es keine Probleme bei der Refinanzierung gebe. „All das ist möglich“ sagte Coeure. „Am wichtigsten ist aber, dass die Banken die niedrigeren Refinanzierungskosten an die Wirtschaft weitergeben.“

Die EZB hatte in dieser Woche Leitzins von ohnehin schon niedrigen 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt (mehr hier). EZB-Chef Mario Draghi hatte zudem durchblicken lassen, dass die Notenbank noch weiter an der Zinsschraube drehen könnte: „Wir haben die Null-Linie noch nicht erreicht. Wir könnten vom Prinzip her noch weitergehen.“

Kritiker der Leitzins-Senkung monieren, es sei ohnehin schon zu viel Liquidität in den Kapitalmärkten. In Deutschland etwa steige das Risiko, dass wegen der durch die niedrigen Zinsen günstigen Kredite die Preise für Immobilien über ein gesundes Maß hinaus steigen würden.

Auch der Kauf von Aktien auf Pump werde günstiger und eine dadurch steigende Nachfrage könne die Aktienkurse ebenfalls auf eigentlich nicht gerechtfertigte Höhen treiben.

Der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat scharfe Kritik an EZB-Chef Mario Draghi geübt. „Draghi missbraucht das Euro-System, indem er den Südländern Billig-Kredite gibt, die sie am Kapitalmarkt so nicht bekommen würden“, sagte Sinn der Bild-Zeitung laut einem Vorabbericht vom Samstag.

Draghi solle sich aus Dingen heraushalten die ihn nichts angingen. „Die Rettung der Krisenländer ist nicht Aufgabe der EZB, sondern des dafür vorgesehenen Rettungsschirmes“, wird Sinn zitiert. Mittlerweile seien fünf Jahre verstrichen ohne, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in den Krisen-Staaten nennenswert verbessert habe. „Damit die Euro-Krisenländer mehr sparen und dringend überfällige Reformen umsetzen, brauchen sie höhere Zinsen, die ihrem höheren Konkursrisiko angemessen sind, nicht niedrigere Zinsen“, sagte er.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...