Deutschland

Spekulanten verdrängen Bauern von den Äckern in Deutschland

Lesezeit: 1 min
16.11.2013 01:01
Die Preise für landwirtschaftliche Nutzflächen sind seit 2008 um 50 Prozent gestiegen. Investoren suchen sichere Anlagemöglichkeiten für das derzeit billige Geld. Um die Preisexplosion zu stoppen, wollen Union und SPD den Kauf von Ackerland beschränken.
Spekulanten verdrängen Bauern von den Äckern in Deutschland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftlich genutzte Flächen sind in den vergangen Jahren massiv angestiegen. Die höhere Nachfrage kommt von überregionalen Investoren.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen in Deutschland kosteten im vergangenen Jahr durchschnittlich 14.424 Euro pro Hektar, so das Statistische Bundesamt. Noch 2008 lag der Durchschnittspreis bei nur 9.955 Euro pro Hektar. Das ist ein Preisanstieg um 45 Prozent in nur vier Jahren.

Die Pachtpreise für Ackerland sind in manchen Regionen so sehr gestiegen, dass ihre Bewirtschaftung für Bauern kaum noch rentabel ist. Der Deutsche Bauernverband wies bereits vor längerer Zeit auf diesen Trend hin. Im aktuellen Konjunkturbarometer Agrar heißt es:

„Von den Pacht- und Energiepreisen, aber auch von den Düngemittel- und Futtermittelpreisen geht aus Sicht der befragten Betriebsleiter weiterhin der Kostendruck aus. Jedoch hat dieser vor allem bei Futter-, aber auch bei Düngemitteln nachgelassen. Auch die Energiekosten werden im Jahresvergleich weniger belastend eingeschätzt, während der Einfluss der Pachtpreise weiter stark negativ beurteilt wird.“

Union und SPD machen Investoren für diesen massiven Preisanstieg verantwortlich und prüfen die Einführung neuer Gesetze. In einer Vereinbarung von CDU, CSU und SPD bei den Koalitionsverhandlungen heißt es:

„Die Koalition wird die rechtlichen Instrumentarien der Kontrolle des unmittelbaren und mittelbaren Erwerbs landwirtschaftlicher Flächen durch nicht-landwirtschaftliche und überregionale Investoren prüfen.“

Die CDU-Unterhändlerin in der Agrar-Arbeitsgruppe, Katherina Reiche, sagte, dass der ohnehin rege Wettbewerb landwirtschaftlicher Betriebe um Eigentum und Flächenbewirtschaftung durch die Investoren verstärkt werde.

„Aufgrund von Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt stehen vor allem Ackerbaubetriebe in Ostdeutschland als rentable Kapitalanlagen im Fokus von Investitionen“, so Reiche. Die Landwirte müssten eine faire Chance auf ihren Boden behalten.

Weltweit ist der Aufkauf von Feldern und Weiden zum Problem geworden. Entwicklungen wie in einigen afrikanischen Staaten werden als „land grabbing“ bezeichnet. Darunter wird der Aufkauf großer Flächen etwa durch ausländische Gruppen aus China oder den arabischen Staaten verstanden. In einigen Fällen wurden Einheimische von dem verkauften Land verdrängt. Sie verloren dadurch ihre Existenzgrundlage.

Hauptursache des Preisanstiegs ist das massive Gelddrucken der Zentralbanken. Die Währungen der Welt verlieren dadurch immer mehr an Wert (mehr hier). Für dasselbe Stück Land muss heute mehr Geld hingelegt werden als vor fünf Jahren. Das gilt nicht nur für Immobilien, sondern auch beim Kauf von Rohstoffen, Aktien oder Konsumgütern.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...