Politik

Kein Einstieg in die Politik: Chodorkowski will nicht gegen Putin antreten

Der frühere Oligarch Michail Chodorkowski will nicht in die russische Politik einsteigen. Er sagte, dass er in diesem Fall mit neuen Problemen rechnen müsse. Er will auch keine Ansprüche auf seine Ansprüche an Yukos stellen.
22.12.2013 12:53
Lesezeit: 1 min

Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begnadigte Regierungskritiker Michail Chodorkowski will nach eigenen Worten nicht in die Politik gehen. Zwar seien an seine Begnadigung keine Bedingungen geknüpft, sagte Chodorkowski dem russischen Magazin "The New Times". Er habe jedoch Putin in einem Brief erklärt, dass er weder politisch tätig werden noch um eine Rückgabe seiner Anteile an dem zerschlagenen Ölkonzern Yukos kämpfen wolle, sagte er in dem am Sonntag veröffentlichten Interview. Der ehemalige Ölmagnat war am Freitag nach zehnjähriger Lagerhaft überraschend begnadigt worden und sofort nach der Freilassung nach Berlin geflogen. Am Samstag traf er dort seine Eltern und seinen ältesten Sohn Pawel.

Chodorkowski sagte am Sonntag vor Journalisten in Berlin, dass er nicht vorhabe, um seine Anteile an Yukos zu kämpfen. Er sagt, dass er sein Gnadengesuch ohne schriftliches Schuldeingegeständnis eingereicht habe.

In deutschen Regierungskreisen hieß es, Chodorkowski könne sich in Deutschland frei bewegen und habe hier hinreichend Zeit, sein neues Leben in Freiheit zu planen. Es wird spekuliert, dass der 50-Jährige in die Schweiz weiterreist, wo seine Frau lebt, oder in die USA, wo sein ältester Sohn Pawel lebt. Eine Rückkehr nach Russland käme für ihn nur infrage, wenn er jederzeit aus familiären Gründen wieder ausreisen könne, sagte Chodorkowski dem Magazin. Die russische Behörden könnten zwar mit Fug und Recht sagen, dass sie ihn nicht ins Exil geschickt hätten. "Aber da wir wissen, wie die Dinge wirklich sind, ist völlig klar, dass sie mir die Ausreise nahegelegt haben."

Die Mutter Chodorkowskis ist an Krebs erkrankt und war erst Mitte Dezember von einem Klinikaufenthalt in Berlin nach Moskau zurückgekehrt. Der ehemalige Oligarch hatte vergangenen Monat die Befürchtung geäußert, er werde sie womöglich nie wiedersehen. Er habe Putin "angesichts familiärer Umstände" um Gnade ersucht, hatte Chodorkowski nach seiner Freilassung erklärt. Damit sei aber kein Schuldeingeständnis verbunden.

Chodorkowskis Sohn Pawel sagte der französischen Zeitung "Le Monde", sein Vater habe genauso gewirkt wie vor zehn Jahren: Er sei im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte. "Es war sogar etwas unheimlich", erklärte Pawel. Ob sein Vater sich im Gefängnis verändert habe, könne er noch nicht sagen. "Wir haben den ganzen Tag gesprochen, aber wir haben noch nicht wirklich miteinander geredet, verstehen Sie. Noch nicht."

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...

DWN
Politik
Politik Was sich im Mai ändert: Neue Namensregeln, schärferer Biomüll-Kurs und Abschied von Skype
20.04.2025

Im Mai 2025 kommen wichtige Änderungen auf Bürger zu: Neue Nachnamensregeln für Familien, strengere Biomüll-Kontrollen, digitale...

DWN
Finanzen
Finanzen Ride Them Out: Den richtigen Moment in der Börsen-Blasen-Strategie finden
20.04.2025

Die Finanzwelt steht immer wieder vor der Frage, wie man in turbulenten Zeiten richtig handelt. Dieser Artikel beleuchtet, warum es oft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abschottung statt Gastfreundschaft: Trumps zweite Amtszeit trifft Amerikas Tourismusindustrie
20.04.2025

Internationale Reisende meiden die USA – Fälle willkürlicher Festnahmen an den Grenzen häufen sich. Europas Touristen ziehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shell: Asien als Haupttreiber des LNG-Wachstums bis 2040
20.04.2025

Shell prognostiziert einen Anstieg des globalen LNG-Verbrauchs um 60 Prozent bis 2040, vor allem getrieben durch die steigende Nachfrage in...

DWN
Politik
Politik Asien-Investor: „Jetzt beginnt Trumps Schicksalsvierteljahr“
20.04.2025

Ein schwedischer Analyst in Vietnam sieht das Weiße Haus vor einem Finanzbeben – und erkennt zugleich geopolitische Chancen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Brücken sind marode – reicht eine Finanzspritze aus?
20.04.2025

Deutschlands Brücken sind in einem kritischen Zustand – ein aktuelles Beispiel ist die A100-Brücke in Berlin. Die sogenannte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...