Finanzen

Chef der Schweizer Banken-Aufsicht wirft das Handtuch

Lesezeit: 1 min
15.01.2014 22:06
Der Chef der Schweizer Bankenaufsicht FINMA, Patrick Raaflaub, hat gekündigt: Die FINMA versucht, den Vorgang als ganz normalen Wechsel darzustellen. Das will ihr keiner so recht glauben.
Chef der Schweizer Banken-Aufsicht wirft das Handtuch

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Der Chef der Schweizer Bankenaufsicht (FINMA) tritt überraschend zurück. Patrick Raaflaub werde seinen Posten Ende Januar aus persönlichen Gründen räumen, sagte ein FINMA-Sprecher am Mittwoch. Der 48-jährige Behördenchef erklärte, die Zeit sei gekommen, "eine neue Herausforderung zu suchen".

Raaflaub, der aus der Versicherungsbranche kam, hatte nach seinem Amtsantritt 2009 die Banken stärker an die Kandare genommen als seine Vorgänger. Er trat ebenso wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) für schärfere Eigenkapitalvorschriften für Schweizer Banken ein. Zuletzt forderte er die Institute auf, sich im Steuerstreit mit den USA selbst anzuzeigen, wenn sie für amerikanische Steuersünder Geld verwaltet haben.

"Der Rücktritt kommt zur Unzeit", sagte Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern. Zwar sei verständlich, dass Raaflaub nach fünf Jahren etwas Neues machen wolle, aber noch sei der Steuerstreit mit den USA nicht gelöst und auch in der Diskussion über die Eigenkapitalausstattung der Banken stünden wichtige Entscheidungen an. Der Abgang des Chefs sei ein Kompetenzverlust für die Behörde.

Raaflaub war ein bei den Banken unbeliebter Aufseher, weil er versuchte, die Regulierung wirkungsvoll durchzusetzen. Vor einigen Jahren machte er sich mit dem faktisch völlig richtigen Satz, die Bankenaufsicht sei nicht dazu da, die Wettbewerbsfähigkeit der Beaufsichtigten zu stärken, am Bankenplatz Zürich viele Feinde. Die NZZ analysiert: "Gemäss vielen Branchenstimmen war der als gescheiter Analytiker geltende Raaflaub kein speziell angenehmer Zeitgenosse für die Beaufsichtigten. Bankenkreise machten es sich zum Sport, über die Regulierungsflut zu wettern. Gewisse Bankengruppen warfen der Finma zudem vor, für die Exzesse der Grossbanken in Sippenhaft genommen zu werden."

Die FINMA hatte vor einiger Zeit in einer drastischen Untersuchung auf die Gefahren hingewiesen, die die Schweizer Banken für Steuerzahler und Kunden immer noch darstellen (mehr dazu hier).

Auch mit der Schweizerischen Nationalbank SNB hatte sich Raaflaub angelegt.

 

Raaflaubs Stelle als FINMA-Chef übernimmt zunächst sein Stellvertreter Mark Branson. Der aus Großbritannien stammende frühere UBS-Manager ist seit Januar 2010 bei der Bankenaufsicht. Vor einigen Tagen hatte es Spekulationen gegeben, die Präsidentin des FINMA-Verwaltungsrates, Anne Heritier Lachat, erwäge, ihr Amt vorzeitig aufzugeben. "Ich bedaure seinen Entscheid außerordentlich", erklärte Lachat. Dass die FINMA zielstrebig und konsequent Lehren aus den Erfahrungen der Finanzkrise gezogen habe, sei nicht zuletzt Raaflaubs Verdienst gewesen. Die Prozesse für die Wahl eines neues FINMA-Chefs seien angelaufen.


Mehr zum Thema:  
Banken >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....