Finanzen

Deutsche Hilfsgelder versickern in griechischen Banker-Netzwerken

Die griechische Postbank soll in den vergangenen Jahren Kredite ohne Garantien an Unternehmen vergeben haben. Der frühere Manager der Bank wurde festgenommen. Das wirft die Frage auf, welche Kriterien bei der Vergabe deutscher Hilfsgelder unterlegt werden.
17.01.2014 00:07
Lesezeit: 1 min

Vor kurzem wurde der frühere Chef der griechischen Postbank in Istanbul festgenommen. Der Grund: Der Manager soll zusammen mit anderen Leitern der Bank hunderte Millionen aus der Bank an ein Netzwerk ihnen bekannter Geschäftsmänner verteilt haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Der frühere Vorstand der Postbank, Angelos Filippides, soll bei der Vergabe unbesicherter Kredite im Umfang von 400 Millionen Euro eine tragende Rolle gespielt haben.

Die Postbank soll in den Jahren 2007 und 2012 Kredite Unternehmen ohne ausreichende Garantien bewilligt haben.

So stellt sich die Frage, wie wohl zukünftig mit den von Bundesfinanzminister Schäuble zur Verfügung gestellten KfW-Krediten umgegangen wird und welche Kriterien bei der Vergabe der deutschen Kredite unterlegt werden. Dazu wird den Steuerzahlern nichts bekannt gegeben. Lediglich von einem griechischen Förderfonds für Wachstum – der Institution of Growth – ist in der damaligen Presseerklärung des Finanzministeriums die Rede.

Im Juli 2013 hatten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der griechische Finanzminister Yannis Stournaras, der griechische Wirtschaftsminister Kostas Hatzidakis sowie der Vorstandvorsitzende der KfW, Ulrich Schröder, in Athen eine Absichtserklärung für den Förderfonds für kleine und mittlere Unternehmen unterzeichnet.

Darin wurden Perspektiven für eine verbesserte Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen in Griechenland vorgestellt. Die Absichtserklärung sieht vor, eine „Institution für Wachstum“ mit Sitz in Luxemburg zu schaffen. Diese stellt Mittel zur Verfügung, die zur kurzfristigen Bereitstellung von Liquidität und zur langfristigen Wachstumsfinanzierung von griechischen mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden sollen.

Die staatliche KfW stellte allein im vergangenen Jahr Kredite in Höhe von 5,05 Milliarden Euro für Griechenland bereit. Im Jahr 2010 hatte die KfW bereits 8,4 Milliarden Euro in vier Tranchen zur Verfügung gestellt. Bei der fünften Tranche übernimmt Deutschland damit mehr als die Hälfte der von den Euroländern vereinbarten Hilfen.

Als Begründung wurde damals aus dem Finanzministerium bekannt, Deutschlands Unterstützung für Griechenland mittels KfW-Kredite sei bisher unter dem vereinbarten Anteil geblieben.

Nicht nur für Griechenland, auch für Portugal und Spanien öffnete Wolfgang Schäuble das Füllhorn (mehr hier).

Der deutsche Anteil an den bisher vereinbarten Griechenland-Hilfen beträgt laut KfW insgesamt 22,3 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...